von Liassa So Dez 08, 2013 9:47 pm
Runa
Runa blinzelte zu den hohen Mauern der Hauptstadt hinauf. Nach so vielen verschiedenen Städten, die sie gesehen und in denen sie gelebt hatte, war so eine große Stadt doch immer wieder beeindruckend. Aufgeregt und mit einem Grinsen im Gesicht drehte sie sich zu ihrer Schwester Sina um, die etwas abseits stand und eher skeptisch gegenüber der nächsten Stadt aussah. Runa seufzte leise, Sina hatte das Leben im Wald schon immer dem in der Stadt vorgezogen, doch wegen ihrer kleinen Schwester kam sie doch immer wieder zur nächsten Stadt mit. "Ach komm schon Sina, so schlimm ist es bestimmt auch wieder nicht! Ich verspreche dir auch, dass ich mich diesmal zusammenreißen werde. Ehrenwort." Und mit einem letzten Augenzwinkern in Richtung ihrer großen Schwester ließ sie sich von der Menge mitziehen, hinein in die Hauptstadt.
Sina
Mit einem gespielt bösen Blick sah sie ihre grinsende Schwester an, die ihr noch ein letztes Augenzwinkern schenkte und dann in der Menge verschwand und durch das riesige Stadttor ging, das selbst die grosse Menge verschwindend klein erschienen liess. Langsam folgte sie ihr, an Menschen, Zwergen und anderen Wesen vorbei. Sie konnte erstaunlich viele verschiedene Rassen in den Gewimmel erkennen, wohl am Häufigsten konnte sie Menschen, Zwerge und ein paar andere Gestaltwandler erkennen. Bei einigen war sie sich nicht sicher, ob es vielleicht doch Elfen waren, jedoch waren diese nicht einfach von Menschen zu unterscheiden.
Die Stadt selbst sah nicht wirklich anders aus, als so viele Städte in denen sie bereits war, auch wenn hier angeblich viele verschiedene Baustile auf einem Haufen stehen. Doch hier konnte sie nur einige weisse Häuser sehen, dazu ein paar kunterbunte Wände. Mehr konnte sie noch nicht erkennen, dazu waren zuviele grössere Leute um sie herum. Glücklicherweise konnte sie gelegentlich den Kopf ihrer Schwester zwischen den Lücken in der Menge erkennen, sodass sie ihr weiter nachlaufen konnte.
Unwillkürlich musste sie an ihre eigene Frisur denken, die sie heute zu einem engen Zopf zusammengebunden hatte, und ihre Hand zuckte nach oben zu ihren Ohren und den Haaren, die rundherum verliefen. Dann liess sie ihre Hand wieder sinken und blickte noch ein letztes mal zu dem Stadttor zurück, bevor sie sich ein wenig nach vorne drängte um ihre Schwester einzuholen.
Zwei Tage später
Runa
"Es tut mir leid, wirklich! Aber der Kerl hat mich provoziert, ehrlich!" Runa rannte durch die Straßen der Hauptstadt, Sina direkt hinter ihr. Natürlich hatte Runa ihr Versprechen gegenüber ihrer großen Schwester nicht eingelöst und hatte sich nach gerade mal zwei Tagen in der Hauptstadt in einen heftigen Streit verwickeln lassen. Danach war sie so sauer gewesen, dass sie sofort zum Haus ihres Herausforderers, Zoiran, gelaufen war, um ihn ein bisschen ärmer zu machen. Runa schämte sich ja selbst manchmal dafür, aber sie konnte nichts gegen ihre Kleptomanie tun. Sie fühlte sich einfach nicht wohl, wenn sie nicht ab und zu etwas stahl, vor allem nicht nach einem Streit. Sie fragte sich manchmal selbst, warum Sina sie nicht schon längst aufgegeben hatte, doch die große Schwester war ihr nie lange böse und dafür war Runa wirklich dankbar.
Auf jeden Fall jagten Zoiran und seine Verbündeten die Beiden durch die Stadt, was nichts Neues für sie war aber trotzdem keine wirklich schöne Erfahrung. Runa fluchte innerlich, normalerweise würde sie jetzt so zielstrebig wie möglich das nächste Stadttor ansteuern, aber sie waren mitten in der Stadt und durch die verwinkelten Gassen würde es eine ganze Weile dauern, bis sie endlich draußen waren. Also schauten sie sich nach einem Versteck um, nicht zu zentral, aber öffentlich genug um unterzutauchen. Und dafür eigneten sich Schenken, in die gerade eine größere Ansammlung von Menschen lief hervorragend.
Sina
Ausnahmsweise einmal wütend blickte sie zu ihrer Schwester, die vor ihr durch die Strassen lief und es einfach nicht lassen konnte, sie beide in Schwierigkeiten zu bringen. Was genau passiert war konnte sie nicht sagen, aber sie ahnte es bereits, so hatte es wahrscheinlich mit dem Jungen zu tun, mit dem sich ihre Schwester angelegt hatte. "Wenn du es wenigstens einmal hinkriegen würdest, nichts zu hinterlassen, was auf dich schliessen lässt. Was tust du jedesmal? Eine namentliche Entschuldigung in die Wand ritzen?"
Ein wenig besorgte achtete sie auf die Füsse ihrer Schwester, die sie wegen ihrer Geschwindigkeit zwar nicht wirklich erkennen konnte, jedoch auch deshalb ständig Sorgen hatte, dass ihre Schwester einmal stolpern würde. Nur zur Sicherheit lief sie also hinter ihr.
Wieder rannten sie an einem Stapel Kisten vorbei, den diesmal beinahe sie erwischte, doch konnte sie gerade noch ausweichen. Dafür hörte sie hinter sich ein Poltern und Fluchen, das aber schon bei der nächsten Biegung wieder gedämpft wurde.
"Komm schon, da vorne rein", rief sie, während sie halb aus Reflex auf die Taverne zeigte, die gerade eine kleinere Frau betreten hatte. Noch bevor die Türe wieder zugefallen war, waren Sina und Runa in der Schenke und sie beide verfielen sofort in einen langsameren Schritt, wobei sie Acht geben mussten um nicht sofort die Frau und eine andere kleine Person an ihrer Seite umzurennen. "´Tschuldigung", murmelte sie kaum hörbar, während sie stehenblieb und dem Trappeln ihrer Verfolger lauschte, die gerade an der Taverne vorbei gerannt waren. Leiser werdende Rufe begleiteten sie, die sie vorhin gar nicht wahrgenommen hatte.