von marismeno Di Apr 10, 2018 5:04 pm
Der Herr der Ringe war und ist mein allerliebstes Lieblingsbuch, auch wenn es "polarisiert, wie kein anderes". Der Grund? Für das Polarisieren ist der Grund aus meiner Sicht die Motivation des Lesers. Was sucht er in einem Buch? HdR ist alles andere als ein Abenteuerroman. Die beste Aussage dazu habe ich von Terry Pratchett gelesen: der Star des HdR ist im Grunde die Mittelerde selber. Genau das ist der Grund, warum ich das Buch damals mit Staunen verschlungen und inzwischen so oft wieder gelesen habe, dass ich die verschlissene erste Ausgabe nach 25 Jahren ersetzen musste: Diese vollkommen geschaffene Welt, mit lauter Wesen, Sagen und Legenden, die ich irgendwie aus allen Märchen und Sagen kannte, die ich in meinem Leben schon gelesen hatte, hat mich einfach in ihren Bann gezogen. Da wollte ich in Gedanken umherreisen, mit den Protagonisten Sorgen, Nöte und Abenteuer durchstehen und am Ende trauern, dass zwar der "böse Feind" besiegt, aber auch das Zeitalter der Elben in Mittelerde unwiederbringlich beendet war. Meine Güte, wenn ich Action gewollt hätte, die gibt es in unzähligen weniger epischen Büchern. Aber hier wurde mir WELT geboten, die meine Phantasie einlud und anregte. Action finde ich heutzutage inflationär überall angeboten.
Eragon fand ich von Anfang an grottenschlecht. Das erste Buch hatte einen schwungvollen Plot, was daran lag, dass der Autor ihn 1:1 aus dem ersten Star Wars Film (neu: Folge IV) adaptiert hatte. Die faszinierenden Drachen und alles, was damit zusammenhing waren komplett von Anne McCaffreys "Drachenreiter von Pern" geklaut. Die anderen Wesen, sogar ein Großteil der Namen und die kläglichen Versuche, den Wesen eigene Sprachen in den Mund zu legen, hat Paolini gewagt, von dem Sprachwissenschaftler (Professor für alte Sprachen in Oxford und Kenner unzähliger europäischer alter Kulturen und ihrer Mythen!) Tolkien zu kopieren gewagt. Dass jemand seine Monster Urgals statt Orks nennt, macht ein Buch wirklich nicht zu etwas Eigenem! Der gesamte Eragon 1 ist ein Flickwerk großartiger Werke anderer und guter Autoren und war von Paolini selber immer als Fanfiktion bezeichnet worden. Mit den Folgebänden, die er aus dem ersten zu entwickeln versuchte, erreichte er dementsprechend nicht einmal ansatzweise die "Qualität" seines Erstlings.