Was die Vegetarier angeht, so kennt man sie nun doch schon ziemlich lange. Die meisten Nahrungsmittel geben längst über einen Vermerk oder ein Logo Auskunft darüber, ob sie denn für Vegetarier geignet sind, Sojaplätzchen und co. liegen neben Steak und Bratwurst im Kühlregal und bei Anmeldeformularen u.ä. gibt es längst ein kleines Kreuzchen, bei dem vermerkt werden kann, dass man Vegetarier ist.
Jeder weiss in der heutigen Zeit etwa, was ein Vegetarier denn genau is(s)t.
Ganz anders sieht es meiner Meinung nach mit den Veganern aus. Die haben uns in den letzten zwei/drei Jahren förmlich überschwemmt. Überall liest man davon: Wer hip sein will, der lebt jetzt vegan. Trotzdem hat sich das ganze noch nicht so integriert wie man meinen könnte. Ich habe rein experimentell selber fünf Wochen lang vegan gelebt bzw. mich vegan ernährt - ist ja noch einmal ein Unterschied.
Meine Erfahrungen:
Auch in geläufigen Märkten, sind die meisten Produkte bereits mit einem Veganen Sigel ergänzt worden.
Man ist sich dem gar nicht so bewusst, bis man gezwungen ist darauf zu achten. Viele Produkte sind entweder mit dem grünen V (einem V-förmigen Sprössling vor gelbem Hintergrund) oder der Sonnenblume gekennzeichnet.
Das ersetzt aber leider keineswegs Gesunden Menschenverstand und dass...
man nicht darum herumkommt, ewig lange Zutatenlisten zu lesen.
Da ich ziemlich selten Fertigprodukte kaufe, weil ich einfach wissen möchte, was denn nun in mein Essen reinkommt und was nicht, hatte ich vermutlich noch ziemlich Glück. Allerdings bin ich ein grosser Freund der Energieriegel und da muss man wirklich höllisch aufpassen, was man den nun kaufen darf und was nicht. Schnell ist da nämlich mal Honig darin verarbeitet. Das ganze geht aber auch anders herum. Hab ich Schokolade auf einem Riegel gelesen dachte ich anfangs, den kann ich direkt in die Tonne hauen, keine Chance ist der Vegan - oder doch?
Da lohnt sich ein genauer Blick manchmal dann doch. Bei fertigen Gewürzmischungen ist ein zweiter Blick vor dem Kauf auch empfehlenswert.
Wenn man erst einmal weiss wo, ist es gar nicht so schwierig vegan einkaufen zu gehen.
Als Gewohnheitstier achtet man sich kaum. Der nächste grosse Detailhändler ist meistens kaum mehr als drei Strassenecken vom Büro oder vom Haus entfernt und wenn doch, gibts immer noch diverse andere Essensläden, Take-Aways etc. Den kleinen, schmucken Bioladen, der unter anderem auf vegetarische und vegane Ernährung spezialisiert ist übersieht man da mal gerne und dass vielleicht gar nicht einmal zu unrecht, denn
Vegane Ersatzprodukte sind viel zu teuer, in den meisten Fällen auch ungesund, sie enthalten genau so viel Fett, Zucker, Aroma, Stabilisatoren etc. wie andere nicht-vegane produkte, in manchem Fällen sogar deutlich mehr. Ersatzprodukte können keine Ernährungsbasis bilden.
Da hat man mal seinen Laden gefunden, schnappt sich ein Körbchen und will einkaufen gehen, der erste Schreck: Ein Riegel zum Preis von einer ganzen Packung in bekannten Läden. Sojamilch, mehr als das Doppelte, bei den anderen Milchalternativen sieht es nicht besser aus, für Tofu und co. bleche ich auch mehr als genug hin. Ich komme zum Brotgestell und finde dort tatsächlich ein Brötchen für sagenhafte 3.- (CHF), dafür garantiert vegan, nein Danke, soweit gehen wir nicht. Schweren Herzens trage ich das Körbchen zur Kasse, wirklich nahrhaft ist mein Einkauf nicht, trotzdem könnte ich für den Preis einmal auswärts Essen gehen.
Es führt nichts am selber Kochen vorbei
Wer mich ein bisschen kennt, der weiss, dass ich leider eine totale Kochnite bin. Man gebe mir eine Tasse un einen Teebeutel und ich setze damit eine Mikrowelle in brand. Will man aber halbwegs kostengünstig, abwechslungsreich und warm verpflegt sein, muss man seinen inneren Schweinehund überwinden, all seine (mal weniger mal mehr dürftigen) Kochkünste zusammenscheren und sich halt abends das Essen für den nächsten Tag kochen, wenn man nicht zuhause ist.
Wenn ihr nämlich nicht gar ein superbilliges Restaurant in der Nähe habt, das sein Angebot ständig aktualisiert und dabei auch vegane Gerichte anbietet, dann schlagts euch besser aus dem Kopf auswärts essen gehen zu wollen. Es wird nach einer Weile nämlich für alle beteiligten unangenehm, wenn ihr jedesmal zuerst eure Liste mit obligatorische Fragen abklappern müsst:
- Ist da Butter am Gemüse?
- Wurde mit Pflanzlichen Fett frittiert?
- Die Gewürze, sind die frisch? (Wir erinnern uns, böse Gewürzmischungen)
- Die Bouillon, die ist aber schon pflanzlich, oder?
- ...
Mich vegan zu ernähren, fiel mir indes leichter, als ich dachte. Nach den ersten drei, vier Tagen, die ich brauchte um mich etwas zurechtzufinden, hat es mir sogar sehr viel Spass gemacht. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, etwas zu vermissen. Ich habe mich super fit und gesund gefühlt. Ich konnte viele Erfahrungen mitnehmen und auch jetzt probiere ich immer noch gerne vegane Gerichte und der gleichen aus.
ist einer von euch hier Vegetarier oder Veganer?
Nein
Was haltet ihr davon, wenn einer diese Lebenseinstellung verfolgt, ist sie sinnvoll oder nicht?
Erst einmal finde ich, immer jeder so wie er mag. Ich helfe meiner Umwelt lieber, indem ich bewusster einkaufe.
Im Gespräch mit einigen Veganern -und da bin ich jetzt einfach ein bisschen böse- ist mir aufgefallen, dass viele leider gar keine Ahnung haben, wie es denn nun wirklich aussieht. Wir reden hier jetzt einmal nicht von freelee und co sondern von jenen, die in der Grossstadt aufgewachsen sind und leider noch nie einen Bauernhof in echt gesehen haben. Sie picken sich die schlimmsten Szenarien raus und denken, es muss überall so aussehen. Natürlich, sowas ist auch die Realität und ja, wenn du dir ein 10er-Pack Eier für 90 cent kaufst, dann is wohl jedem klar, was die Hühner noch kosten dürfen, damit man als Verkäufer noch Profit aus der Sache schlagen kann.
Ich bin auf dem Land aufgewachsen und der Grossvater meiner Nachbarskinder hatte einen Bauernhof, etwas ausserhalb vom Dorf. Wir sind dort fast jeden Tag hin und da klein-ich zwei gesunde Beine und viel zu viel Energie hatte, bin ich dann auch öfters mal bei den Ziegen im Gehege, In der Scheune irgendwo im Stroh zusammen mit den Katzen oder auch gut und gerne mal bei den Kälbern gelandet. Ich konnte helfen die Kartoffeln zu waschen und die Kühe zu melken. Lieber kaufe ich dort ein, wo ich weiss, wie es den Tieren geht, wer die Bauern sind und so brutal es auch klingen mag, wo ich den Namen vom Kälbchen kenne, dass auf meinem Teller liegt.
Ich werde nicht von mir behaupten, all mein Essen nur von den Bauernhöfen meines Vertrauens zu kaufen, dass läge nicht nur nicht in meinem spärlichen Azubi-budget drin, ich habe leider auch nicht alle zwei Tage Zeit vorbeizufahren, da die leider nicht ganz auf der Strecke liegen. Aber im Rahmen des Möglichen versuche ich so meinen Beitrag zu leisten.
Tierische Produkte ganz zu boykottieren führt meiner Meinung nach nirgendwo hin. Im Gegenteil, wenn der Umsatz sink, müssen die Produktionskosten auch gesenkt werden und eine Welt ganz ohne tierische Produkte, na holla, nicht um sonst existiert das Prinzip des fressen- und-gefressen-werden. Wo sollen die ganzen Nutztiere hin? Ab in die Wildnis, um dort zu sterben? Unter so einem Verhalten leiden im Endeffekt die falschen, gerade jene Bauernhöfe, deren Produkte dank guter Tierhaltung noch etwas teuer sind, werden noch vor allen anderen elendig zugrunde gehen, weil irgendwann nur noch Miesen gemacht werden.
Können andere Nahrungsmittel das damit einhergehende Defizit ausgleichen oder nicht?
Sieht man einmal über das viel diskutierte B12 hinweg. (Das im Zweifelsfall problemlos mit ein Paar Tabletten gehoben werden kann) Behaupte ich: Ohne Zweifel, wie gesagt, ich habe mich noch nie so fit und gesund gefühlt. Auch vom Geschmack her vermisst man überraschenderweise nichts. Vergleicht mal einmal wichtige Werte, schneiden Vegetarier und Veganer oftmals sogar besser ab als der Rest. Man schaut halt auch einfach mehr drauf was man isst. Wenn man gezwungen ist immer über alles drei Mal drüber zu gehen, hat man auch noch mal Zeit nachzudenken ob man das wirklich essen will und hat man bei so manchen Fertigprodukten erst einmal auf die Zutatenliste geschaut, vergeht einem gerne mal der Appetit darauf.