von Neunzunge Fr Feb 21 2014, 23:22
Xaron
Die Worte der Berater seines Fürsten klangen noch immer in seinen Ohren nach. Zuerst hatte man nicht vorgehabt sich an der Erkundung zu beteiligen, doch seit dem Eintreffen der Eilbotschaft hatte sich der Ton in dem großen Zelt geändert. Irgendein Vogel hatte einen Brief bei sich getragen, in welchem von Menschen berichtet wurde, die ihre Welt betreten und ein Mitglied der Expedition getötet hatten.
"Wir können nicht darauf vertrauen, dass die Zweibeiner heil von dieser Mission zurückkehren und ihre Berichte sind für weiteres militärisches Vorgehen unabdingbar! Mutmaßungen über die kriegerischen Fähigkeiten unserer Verbündeten reichen nicht aus, wir müssen ganz sicher gehen und darum muss jemand aus unseren Reihen sie begleiten. Jemand dessen Fähigkeit wir einschätzen können, der uns die Sicherheit der Aktion garantiert!"
Die Wahl war auf ihn gefallen und obwohl es ihm wiederstrebte nur mit den Angehörigen der anderen Rassen unterwegs zu sein, so war die Ehre an etwas so großem teilhaben zu dürfen und seinen Namen zu verewigen umso größer.
Außerdem hatte man ihm gestattet den Fortbestand seiner Dynastie mit Allaania, der edelsten Stute der Grauläufer-Dynastie, zu sichern, sollte er bei seiner Mission Erfolg haben. das war eine Vereinigung zweier edler Geschlechter, wie es sie schon seit drei Generationen nicht mehr gegeben hatte.
Schnell hatte man sich am Rande der Nomadensiedlung versammelt und ihn in Eile, jedoch in in aller Würde, mit den Symbolen seiner neuen Stellung ausgestattet und verabschiedet.
Seitdem war er unterwegs, preschte über die weiten Graslandschaften seiner Heimat und quoll geradezu über vor Stolz. Heute Nacht, wenn die Sterne hoch am Himmel stünden, würde er ihnen ausgiebig danken, dass sie ihm die Möglichkeit gegeben hatten ihrem Ruf zu folgen.
Es war allein der enormen Ausdauer, für die seine Sippe bekannt war, zu verdanken, dass er die Stadt so schnell erreichte, wo der Boden aus Steinen gefertigt war und jeder Schritt sich so merkwürdig anfühlte. Xaron wusste gleich, dass er weder diesen Ort mögen, noch seine erbauer verstehen würde. Die Häuser waren aus Lehm, Holz und Stein gefertigt und ragten hoch zu den Seiten auf. Sie waren genau so starr und unnachgiebig wie der Boden und zeugten von einem Leben, das weitaus unfreier war als das welches er kannte.
Die Ratsgebäude waren nicht allzu schwer zu finden, hatte er doch ihre Spitzen über die Mauern und Dächer aufragen sehen, als er sich der Stadt genähert hatte. Nun musste er sich bloß noch in ihre Richtung halten, bis sich ihre Silhouetten aus dem Dickicht der anderen Gebäude lösten.
Als der Zentaure schließlich vor seinem Ziel stand, musste er staunen. Die Größe des steinernen Bauwerks hatte er aus der Ferne vollkommen falsch eingeschätzt. Noch nie zuvor hatte er etwas so großes, nicht von der Hand des Steppenfürsten geschaffenes, erblickt und auch wenn er die Lebensweise der Städter weder verstand, noch etwas erstrebenswertes an ihr fand, so musste er sich dennoch eingestehen, dass sie bei der Erschaffung ihrer eigenen Umgebung große Leistungen vollbracht hatten.
Mithilfe des erlasses, der ihn als Abgesandten seines Volkes bevollmächtigte, konnte er seinen Weg ins Innere ungehindert fortsetzen... beinahe wenigstens, denn die Treppen bereiteten ihm trotz ihres flachen Anstiegs und der breiten Stufen enorme Probleme.
Schließlich doch an der Tür des Saals zu welchem man ihn verwiesen hatte angekommen hielt er noch einmal kurz inne um sich zu sammeln und im Angesicht der Helden der Zweibeiner eine würdige Vertretung seines Volkes darzustellen.
Ohne anzuklopfen, das klappern seiner Hufe würde beim Betreten des Raums schon Ankündigung genug sein, öffnete er die Tür, schritt hindurch, blickte sich einmal um und schlug seine rechte Faust gegen seine Brust, wie man es ihn gelehrt hatte, sog die Luft durch seine Nüstern ein und begann mit seiner schallenden Stimme:
"Ich bin Xaron, dreizehnter der Donnerhuf-Dynastie, Spross des Garborass und der Heklyte, Krieger der Schattenmähnen, Träger der acht Bänder des Ostens, Abgesandter der Kentori und ich komme mich eurer gloreichen Mission anzuschließen, aufdass der Bund zwischen unseren Völkern erneuert und unser Fortbestand in diesen Zeiten der Aufruhr gesichert werde."
So hatte man es ihm aufgetragen. Immernoch die Faust auf die Brust gepresst starrte er gradeaus, in Richtung des alten Mannes in der Mitte des Saals, wobei der darauf achtete den Blick erhoben zu halten und eine aufrechte Haltung zu bewahren. Diese vereinte Stolz mit Respekt, wirkte auf diejenigen die mit zentaurischen Riten nicht bekannt waren vielleicht auch ein wenig trotzig, da Xaron sein ohnehin hervorstehendes Kinn zusätzlich herausstreckte und damit den Blick auf seinen ungeschützten Hals preisgab, ein Zeichen des Vertrauens also.
Während er dem Gebot der Höflichkeit seines Volkes entsprechend in seiner Stellung verharrte bis sein ranghöhers Gegenüber ihm willkommen geheißen hatte, betrachtete er kurz einige der anderen Anwesenden aus den Augenwinkeln, selbstverständlich ohne den Kopf zu bewegen, und die Verwunderung veranlasste ihn für einen kurzen Moment dazu seine Stirn kaum merklich in Falten zu legen.
Man hatte ihm bereits davon berichtet, dass viele der anderen Völker das Gestalt gewordene Wort statt den Waffen im Kampf nutzten, doch hatte er wenigstens ein paar Krieger in glänzenden Rüstungen in den Reihen ihrer Auserwählten erwartet. Ganz am Rande seines Sichtfeldes gab es ein helles Licht, doch um es genauer erkennen zu können hätte er den Kopf drehen gemusst. Schnell fasste er sich jedoch wieder und richtete den Blick wieder starr geradeaus.