von Liassa Mi Feb 05, 2014 9:11 pm
Runa staunte über so viele neue Leute auf einmal. Anscheinend schien niemand hier daran zu zweifeln, das die Schwestern auf diese Mission mitkommen würden. Dieser Gedanke erleichterte sie ungemein, hatte sie sich doch die ganze Zeit gefragt, ob ihre Überredungskünste in dieser Situation ausreichen würden. Sie blickte in die Runde.
Da war Élandor, der Elf, der die Beiden als Erstes begrüßt hatte. Runa fand es erstaunlich, ein Waldwesen inmitten einer großen Stadt zu sehen. Obwohl die Schwestern ja auch quasi zu den Geschöpfen des Waldes gehörten. Vielleicht würde sich bald das eine oder andere Gespräch über den Wald ergeben.
Dann war da noch Azurita, die violette Magierin, für die Élandor augenscheinlich mehr als nur freundschaftliche Sympathie empfand. Azurita schien Runa eine der stärksten Frauen zu sein, die sie je hatte kennenlernen dürfen.
Als Nächstes war da der schmeichelnde Zwerg Lodrin, den ihre Schwester so abstoßend fand. Das war allein an Sinas untypischer, schnippischer Bemerkung gegenüber dem Zwerg zu erkennen. Normalerweise benahm sie sich nur selten so und wenn, dann nur, wenn sie der Überzeugung war, das ihr Gegenüber eindeutig schlechte Absichten hatte. Runa mochte seine Art, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, und wenn er seine Bemerkungen in noch so schöne Worte hüllte.
Am Auffälligsten, auch wenn das wahrscheinlich gar nicht ihre Absicht war, war natürlich der Engel Ellyn. Ohne Zweifel, war sie hübsch und anmutig, wie es von den Vertretern ihrer Art erwartet wurde. Aber Ellyn war eher zurückhaltend, was Runa als sehr angenehm empfand, denn Leute, die mit ihrer Perfektion prahlten, waren ihr oft zu Wider. Im Allgemeinen sah sie nichts Natürliches in der kompletten Perfektion, die die Engel verkörperten. Wahrscheinlich lag das auch daran, das Runa, egal wo sie war, eher Chaos als Perfektion verbreitete. Auf jeden Fall könnte diese Zusammenstellung der Gegensätze noch höchst interessant werden.
Als letztes waren der Heiler mit der tiefen Stimme und seine vogelartige Begleiterin angekommen. An Korbin bemerkte sie gleich den Geruch eines Gestaltwandlers und nahm außerdem noch einen anderen Geruch war, den stechenden Geruch einer exotischen Pflanze. Seine Begleiterin, die zierliche Jakirie, war hübsch anzusehen. Ihre kleine Gestalt wurde von den filigranen Flughäuten an ihren Seiten noch unterstrichen. Soviel Runa von gestern Abend wusste, konnte Jakirie ihre Sprache nicht sprechen, war aber durchaus in der Lage, sie zu verstehen. Aber wie es schien, konnte Korbin übersetzen.
Als sie endlich zum Rat aufbrachen, war Runa aufgeregt. Wie würde der rat auf die Anwesenheit der beiden Wandlerinnen reagieren? Sie schaute zu Sina herüber, aber diese hatte sich komplett auf die Straße vor ihr fixiert. Runa kam ins grübeln, hatte sie ihre große Schwester da zu schnell in eine Sache hineingezogen, von der sie selbst nicht wusste, um was es sich genau handelte? Sie würde später noch einmal mit ihr darüber sprechen. Doch jetzt wollte sie erstmal Korbin antworten, der neben ihr lief. „Danke für die Frage, Herr Korbin. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe wunderbar geschlafen, wenn auch nicht lange. Ich habe mir wohl zu viele Gedanken darüber gemacht, ob wir auch mit zu dieser Mission aufbrechen dürften. Aber das scheint ja wohl kein Problem zu sein. Ich bin wirklich aufgeregt, was die andere Welt angeht. Zum Beispiel, ob die Menschen wirklich so böse sind, wie der Bote es gestern beschrieben hat. Wisst ihr, meine Schwester und ich, wir sind schon viel herum gereist. Aber eine andere Welt, haben wir bisher noch nicht betreten. Aber wie ist es mit euch? Seid ihr zuversichtlich, was unsere Reise angeht? Oder seid ihr eher verunsichert, was die Sicherheit, diese Mission betreffend angeht?“ Gerade, als sie die letzte Frage gestellt hatte, kam die kleine Gruppe an dem Ratsgebäude an.