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Die Vorstellung von zwei Romanen von unserem Mitglied Tarija; in ihren Worten verfasst.
Die Cover wurden selbst gestaltet und Melanie Häcker hat sich im Bereich der Covergestaltung selbstständig gemacht. Bei Interesse Tarija eine PN schreiben.
Klappentext:
Eine Flucht vor der Liebe.
Eine Prophezeiung, die sich verändert.
Eine Suche nach der Wahrheit.
Eine Königin, die keine sein möchte.
Ein Krieg, der alles verändert.
Ein Reich, das an einem Wendepunkt steht
und das Wolfskind, das seinen Platz finden muss.
Intrige, Hinterhalte, Verrat.
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Klappentext:
Ein ungeeintes Reich.
Ein neues Wolfskind erblickt die Welt.
Neue Freunde.
Neue Feinde.
Neue Intrigen.
Die Reise geht weiter.
Eine Kriegerin und zwei Krieger,
begeben sich auf den Weg des Schicksals.
Den Weg der Prophezeiung.
Die Vorstellung von zwei Romanen von unserem Mitglied Tarija; in ihren Worten verfasst.
Die Cover wurden selbst gestaltet und Melanie Häcker hat sich im Bereich der Covergestaltung selbstständig gemacht. Bei Interesse Tarija eine PN schreiben.
Klappentext:
Eine Flucht vor der Liebe.
Eine Prophezeiung, die sich verändert.
Eine Suche nach der Wahrheit.
Eine Königin, die keine sein möchte.
Ein Krieg, der alles verändert.
Ein Reich, das an einem Wendepunkt steht
und das Wolfskind, das seinen Platz finden muss.
Intrige, Hinterhalte, Verrat.
- Probelesen:
- Der Weg zu Albans Anwesen lag vor ihr.
Trotz dass es eine Weile her war, erkannte sie manches wieder, doch ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus.
Blieb sie oder ritt sie weiter bis zu Baldur?
Eine geraume Weile saß sie im Sattel ihres Hengstes, den sie unterwegs in Kar Fralo erworben hatte, und grübelte darüber, was sie tun sollte. Immerhin lag vor ihr das imposante Massiv von Sarkon und der nahende Winter, vor dem sie es definitiv nicht hindurch schaffte. Besser sie gönnte sich etwas Ruhe, wartete bis zum Frühling, bevor sie diesen beschwerlichen Weg auf sich nahm.
Wie Alban auf ihre Rückkehr reagierte? Vor allem darauf, dass sie ohne Alkje zurückkam. Nun, sie würde es herausfinden, sinnierte sie.
Entschieden lenkte sie den Hengst im gemütlichen Schritt auf den Landsitz zu, der eine Aura der Zufriedenheit ausstrahlte.
Dennoch blieb das mulmige Gefühl in ihrem Magen, während sie sich Stück für Stück der gewaltigen Marmortreppe näherte.
Nichts hatte sich verändert, wie sie auf einen flüchtigen Blick erkannte. Zwischen den beiden Torbögen sah sie die gepflegten Gärten mit verspielten Springbrunnen und dem ganzen Gegenüber der Stall mit den angrenzenden Koppeln, auf denen die Pferde friedlich in der Spätsommersonne grasten.
Etwas blitzte in ihrem Augenwinkel auf, weswegen sie ihr Augenmerk zurück zur Treppe lenkte, wo ein Mann in schimmerndem Kettenhemd, trotz der Temperaturen, auf der untersten Stufe ausharrte.
Bis heute verstand Tarija nicht, warum er sich das Tag für Tag antat. Er war zu dieser Aufgabe nicht verpflichtet. Aber Ritter Frenic war ein Musterbeispiel an Disziplin und darin, seinen Herrn zu beschützen.
Eine Pferdelänge vor der Treppe zügelte sie ihr Ross und stützte sich entspannt mit dem Unterarm auf dem Sattelknauf ab, dabei lächelte sie ihn verschmitzt an, während er sie seinerseits skeptisch musterte.
»Ich grüße Euch Ritter Frenic. Könntet Ihr bitte Meister Alban ausrichten, dass ich Ihn gerne besuchen möchte.« Beim Klang ihrer Stimme musste sie sich zusammenreißen, um nicht erschrocken zusammenzuzucken. Da sie in der ganzen Zeit ihrer Reise kaum gesprochen hatte, kam sie ihr völlig fremd vor. Wobei sich offenbar nicht nur ihre Stimme verändert hatte, sondern ebenso ihr Aussehen, denn Ritter Frenic rührte sich nicht von der Stelle.
»Nennt mir zuerst Euren Namen Ashakerin, damit ich weiß, wen ich vor mir habe.«
Sie brauchte definitiv einen Spiegel, wenn selbst Frenic sie nicht sofort erkannte und sie sogar eine Ashakerin nannte.
»Frenic? Erkennt Ihr mich nicht mehr?«, meinte sie perplex.
Er runzelte die Stirn, musterte sie eingehend vom Scheitel bis zur Sohle, bevor er den Kopf leicht schüttelte.
»Ich bin es. Tarija.«
Verwundert starrte er sie an.
»Tarija? Aber ... Moment. Eure Augen. Verzeiht, dass ich Euch nicht sofort erkannt habe, aber Ihr seht so ... anders aus.«
Sie lächelte amüsiert, glitt aus dem Sattel, während Frenic einen Stallburschen herbeirief, der rasch zu ihnen rannte, um ihr die Zügel des Pferdes abzunehmen.
»Ja, die Reise hat ziemlich ihre Spuren hinterlassen. Ist Alban in der Bibliothek?«
»Das war die letzte Information, wo er derzeit verweilt. Aber sagt, wo ist Baron Alkje?«
Sie zuckte mit den Schultern, sah kurz ihrem Ross hinterher, bevor sich ihre linke Hand wie selbstverständlich auf den Schwertknauf legte. Eine Bewegung, die sie sich auf die eine oder andere Weise angewöhnt hatte.
»Lasst uns zu Meister Alban gehen, dann erfahrt Ihr die Geschichte, weswegen ich hier ohne Alkje aufkreuze«, bemerkte sie ein kleinwenig verstimmt darüber, dass man ihr nicht zutraute, allein umher zu reisen.
»Nun gut. Kommt, ich bringe Euch zu ihm.« Er drehte sich auf dem Absatz herum, während sie ihm mit angemessenem Abstand die Treppe hinauf folgte, durch den Haupteingang und durch die gekalkten Korridore, bis sie Albans Bibliothek erreichten. Frenic öffnete ihr mit einer willkommenen Handbewegung die Tür, woraufhin sie eintrat.
Trotz der behaglichen Wärme außerhalb der Mauern knisterte ein Feuer im Kamin, vor dem Stühle um einen Tisch herumstanden.
Hinter ihr klickte die Tür ins Schloss, gleich darauf trat Frenic an ihr vorbei, um vor dem schmalen Tisch zu stoppen, an dem Alban in einem der Sessel saß und andächtig ein Buch las.
»Wen bringt Ihr mir, Ritter Frenic?« Alban behielt den Blick weiterhin auf das Buch gerichtet, so als hätte er keine Lust, Gäste zu empfangen.
Frenic räusperte sich verhalten.
»Mein Herr. Ich habe einen speziellen Besuch für Euch.«
Sofort sah Alban auf und starrte sie irritiert an.
»Bei den Göttern. Tarija. Was ... wie kommst du hierher?« Er besah sich jede Kleinigkeit ihrer Aufmachung. »Du meine Güte hast du dich verändert. Was ist mit der Frau passiert, die damals zu mir kam, um das Kämpfen zu lernen?«
»Sie ist eine Kriegerin geworden und hat dem Tod ins Auge gesehen«, gab sie trocken zur Antwort.
Alban nickte nachdenklich.
»Ja, so etwas verändert einen. Aber sag, bist du allein hier? Wo ist Alkje? Ich hoffe doch, es ist nichts passiert.«
Ohne auf seine Frage zu antworten, ging sie zu einem der Sessel und ließ sich hineinfallen, woraufhin sie leise seufzte. Erschöpft lehnte sie ihren Kopf gegen das weiche Polster, gönnte sich mit geschlossenen Augen einen Moment den Luxus der Bequemlichkeit, bevor sie Alban mit ausdrucksloser Miene ansah.
»Alkje ist in Ashak bei seinem Vater, wo er bestimmt tobt wie ein Berserker. Es gab ... «, sie zögerte.
Wie erklärte sie ihm, was vorgefallen war? Warum sie alleine reiste? Immerhin hatte Alban seinen Teil dazu beigetragen, dass Alkje und sie überhaupt zu ihren Gefühlen standen.
»Wir hatten eine ... Meinungsverschiedenheit, was mich zwang, Ashak zu verlassen. Eine geraume Weile ritt ich ziellos durch das Land, bis ich wusste, wohin es mich zog. Auf meinem Weg durch die Wälder Karbadas dachte ich dann an dich. Ich überlegte mir, auf deinem Anwesen eine Pause einzulegen, bis der Winter vorbei ist, bevor ich zu meiner Familie zurückkehre.«
»Aber wieso willst du zurück zu deiner Familie? Offenbar war es nicht nur eine Meinungsverschiedenheit. Was genau ist vorgefallen?«
Er kannte sie wirklich zu gut.
»Alkje hat sich mit mir verlobt.« Ihre Stimme klirrte wie Eis, was Alban entweder ignorierte oder nicht bemerkte.
»Er hat ... herzlichen Glückwunsch.«
Tarija schnaubte entrüstet.
»Als Glück kann ich es nicht bezeichnen. Er verlobte sich mit mir, ohne mich vorher zu fragen. Alkje holte sich von seinem Vater die Erlaubnis, mich zu ehelichen. Man entschied über mich hinweg! Aber das war nicht alles. Am Tag meiner Flucht gebärdete er sich wie ein Pöbel, nannte mich sein Weib, woraufhin ich aufbegehrte. Ansgar hieß das nicht gut und verlangte, dass die Hochzeit so bald wie möglich stattfand. In meinen Augen eine Zwangsehe, mit der ich nicht einverstanden war.«
»Deswegen hast du die Flucht ergriffen«, Alban rieb sich nachdenklich das glattrasierte Kinn.
»Ja.« Allein an den Tag zurückzudenken, brachte ihr Blut in Wallung. Alkjes herablassende Art, Ansgars zornige Worte. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, ehe sie spürte, wie sich Albans Hand auf ihre legte.
»Du hast deine Gründe, dass du so gehandelt hast, aber ist das im Sinne der Prophezeiung?«
»Das weiß ich nicht, aber klar ist, dass nicht genau hinterlegt ist, ob ich in Zukunft einem anderen Mann versprochen bin. Vielleicht sogar dem zukünftigen Großkönig. Meines Erachtens hat Alkje gegen die Prophezeiung gehandelt. Auch wenn unsere Liebe vorhergesehen war, aber eine Ehe mit ihm?«
Alban nickte bedächtig.
»Nun, das sind gute Argumente, die ich nachschlagen werde. Eventuell findet sich ein Hinweis in der Schrift, den wir übersehen haben. Du kannst gerne mein Gast sein, solange du willst und ich glaube...« Sein Lächeln ließ sie erahnen, was als Nächstes kam. »Einer wird sich riesig freuen, dich zu sehen.«
Sie wusste sofort, wen er meinte. Ihr treues Ross, Dragon, mit dem sie damals zu Alban geritten war, ihn aber seines Alters wegen hiergelassen hatte, um den jüngeren Kajajell für die Reise zu nehmen.
»Wie versprochen habe ich mich in all der Zeit um Dragon gekümmert. Du kannst ihn jederzeit im Stall besuchen. Aber abgesehen davon erlaube mir eine Frage.« Sofort horchte sie auf. »Wie bist du aus der Burg geflohen?«
Sie hatte geahnt, dass er in diese Richtung nachhaken würde, weswegen sie verschmitzt lächelte.
»In der Gestalt einer Eule. Ich fand es als zu riskant, mit Kajajell zu fliehen, da ich auf Ansgars Geheiß Hausarrest hatte.«
Überrascht sah Alban sie an.
»Eine Eule?«
»Ja, eine der drei Formen, die ich mittlerweile imstande bin anzunehmen. Ich beherrsche auch die Gestalt des Adlers. Doch wenn ich bei meiner Familie bin, werde ich mich generell nur noch als Wolfes zeigen.«
Stille breitete sich zwischen ihnen aus, die nur vom Knistern des Feuers unterbrochen wurde.
»So bist du tatsächlich eines der seltenen, besonderen Wolfskinder. Doch bevor wir weiter darüber reden. Ich sehe, dass du erschöpft von der Reise bist. Ich weiße dir eine Dienerin zu, die sich um deine Belangen kümmert. Sei herzlich willkommen in meinem Haus.«
Tarija neigt dankbar ihr Haupt, gleich darauf rief Alban nach der besagten Bediensteten, die Tarija zu einem behaglichen Zimmer führte, unterdessen sich Alban, über die Prophezeiung hermacht.
Es war nicht derselbe Raum, den sie einst hier bewohnte.
Dieser hier hatte breite Fenster, durch die sie hinaus zu den Koppeln und dem Stall schauen konnte.
Mit müden Gliedern schlurfte sie zu dem Fenster und starrte auf ihr leicht verzerrtes Spiegelbild.
Sah sie wirklich so heftig aus? Oder lag es an der Scheibe?, überlegte sie, bevor sie sich umdrehte und zum Waschtisch schritt, über dem ein Spiegel hing. Erstaunt begutachtete sie ihre Erscheinung, die eine verwilderte Kriegerin zeigte. Ihr langes Haar war an manchen Stellen verfilzt, dass Gesicht verdreckt vom Staub der Straße und hier und da erkannte sie bräunliche Verkrustungen von getrocknetem Blut. Ein ungebändigtes Feuer loderte in ihren Augen, während ihr Blick über ihre Aufmachung schweiften.
Ein wenig abfällig rümpfte sie ihre Nase, denn sie verstand jetzt, warum man sie Ashakerin betitelte. Sie sah aus wie eine, durch ihre lederne Kleidung mit dem fellbesetzten Umhang. Dazu ihre teilgeflochtene Frisur und die Waffen.
Ja, sie hatte sich verändert. Sah mehr aus wie eine verwahrloste Kriegerin, die in ihrem Aufzug höchstens zu Auftragsmorden taugte. Aber nicht wie die angehende Gemahlin eines Ashakischen Baron, witzelte sie in Gedanken, ehe sie eine Dienerin herbeirief und nach einem Bad verlangte, das sie dringend brauchte.
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Klappentext:
Ein ungeeintes Reich.
Ein neues Wolfskind erblickt die Welt.
Neue Freunde.
Neue Feinde.
Neue Intrigen.
Die Reise geht weiter.
Eine Kriegerin und zwei Krieger,
begeben sich auf den Weg des Schicksals.
Den Weg der Prophezeiung.
- Probelesen:
- Angespannt schritt er vor der Tür des Gemachs, das er mit seiner Gemahlin bewohnte hin und her, während sie in den Wehen lag und ihr erstes Kind gebar. Ihre heftigen Schreie ließen ihn mehrmals zusammenzucken und am liebsten hätte er schlichtweg die Tür aufgerissen und wäre hineingestürmt, denn er ertrug die Anspannung kaum noch.
Bei Agin, er gehörte an ihre Seite und sollte hier nicht dumm herumumstehen, schimpfte er in Gedanken.
Prompt drückte er die Klinke runter, als von drinnen sofort ein harsches - »Draußen bleiben!« - ihm entgegen knallte. Es war die Stimme der Hebamme.
Unverzüglich stoppte er und zog mit Verwünschungen auf den Lippen die Tür wieder zu. Sein besorgter Blick glitt zu den beiden Leibwächtern, zugleich seinen besten Freunden, die ihn zuversichtlich anlächelten, aber auch das half ihm nicht. Stattdessen lief er wie ein Wolf im Käfig auf und ab, was mit an seinen schon strapazierten Nerven zerrte.
Plötzlich drang ein heftiger, schmerzvoller Schrei durch das Holz der Tür, dass selbst die Leibgardisten zusammenfuhren. Wie vom Blitz getroffen, fuhr er auf dem Absatz herum und starrte die Tür an.
Auf den Schmerzensschrei folgte ein helleres Weinen, das ihm durch Mark und Bein ging.
Langsam bewegte sich die Türklinke, das Türblatt schwang nach innen hin auf, bis eine Dienerin ihren Kopf zu ihm herausstreckte und mit einem Lächeln flüsterte: »Eure Majestät. Eure Gemahlin hat es geschafft. Ihr habt eine gesunde Tochter.«
Ruppig schob er die Zofe zur Seite, hastete an das Bett, in dem seine erschöpfte Frau lag, doch bei ihrem Anblick stockte er und starrte wie gebannt auf das in weiße Tücher gewickelte Bündel, das in ihrem Arm lag.
Eine Flut von Gefühlen überwältigten ihn. Er sah in die leuchtend, blaugrauen Augen seiner Gefährtin, bevor er das winzige Bündel mit zittrigen Händen in die Arme nahm, um in das Gesicht seiner neugeborenen Tochter zu schauen. Liebevoll betrachtete er ihre zierlichen Züge, strich zärtlich mit dem Finger über ihre samtweiche Wange, als die Kleine ihre Augenlider öffnete und sein Herz kurz aussetzte.
Sein Lächeln erstarrte zu einer Grimasse und ein harter Kloß schnürte ihm die Kehle zu.
Nein, keuchte er in Gedanken. Das war unmöglich!
»Alkijet? Warum bist du auf einmal so ernst? Stimmt etwas nicht mit ihr?« Die Stimme seiner Frau riss ihn aus seinen düsteren Vorahnungen, doch er brauchte einen Moment, bis er - zu hastig - den Kopf schüttelte.
»Es ... es ist alles in Ordnung mit ihr, Kara. Sie ist ein bildhübsches Mädchen.« Er legte seine Tochter behutsam in Karas ausgestreckten Arme und zwang sich zu einem beruhigenden Lächeln. Innerlich jedoch war er so aufgewühlt wie schon lange nicht mehr.
Er zögerte, das auszusprechen, was ihm durch den Kopf ging, doch er musste es Kara sagen, auch wenn ihm gerade eine unsichtbare Hand, das Herz brutal zusammendrücken.
»Kara, sie ... sie hat die Augen meiner Mutter.«
Kara sah zuerst verwirrt in die Gesichtszüge des Kindes, bevor Alkijet bei Kara Bestürzung erkannte.
»Aber wie ist das möglich?«, ihre Stimme war nur noch ein heißeres Flüstern.
»Ich habe keine Ahnung. Die Einzige die uns da weiterhelfen kann, ist ...«
»Deine Mutter«, vollendete sie den Satz.
»Ja. Ich denke, ich werde sie gleich morgen besuchen, auch um ihr zu erzählen, dass sie Großmutter geworden ist.«
Kara stimmte ihm zu und strich sanft über die rosigen Wangen der Kleinen.
»Sie ist wunderschön.«
Aber wenn er diesen Augen glauben schenkte, dann war sie zu Größerem vorhergesehen, sinnierte er nachdenklich.
Alkijet sprach es nicht aus, was ihn beunruhigte, denn er wollte Kara nicht unnötig ängstigen. Es reichte, dass er sich durch diese Gegebenheiten Sorgen machte.
»Wie soll sie denn heißen Alkijet? Hast du dir mittlerweile einen Namen für sie ausgesucht? Mir würde ja Antina, oder Astana gefallen.«
Innerlich schnaubte er. Karbadianische Namen. War klar, dass Kara so einen wählte. Ihm aber schwebt ein anderer vor.
Er dachte an die Tage zurück, wo er mithilfe seines Bruders in alten Schriften gesucht hatte. Doch keiner, nicht ein Einziger, passte zu seiner Tochter.
Gedankenverloren betrachtete er seine erschöpfte Gemahlin, auf deren Stirn die Schweißperlen glänzten. Man sah ihr an, dass ihr Herz noch nicht zur Ruhe gekommen war und voller Freude in ihrer Brust schlug. Sein Blick glitt zu der Kleinen, ehe er langsam zu einem der Fenster schaute, durch das die Sommersonne mit ihrem milden Licht hereinschien.
»Naya«, flüsterte er. »Ihr Name ist Naya. Naya von Kardian.«
»Ein wunderbarer Name«, hauchte Kara an die Stirn ihrer Tochter.
»Ja, das ist er.« Um Kara nicht noch mehr zu verunsichern, wenn sie in sein Gesicht blickte, zwang er sich zu einem zuversichtlichen Lächeln.
»Ruh dich aus, meine Liebe. Ich werde später nach euch sehen. Ich kläre derweil ein paar Angelegenheiten, du weißt ja ...«
Sie lächelte ihm wissend entgegen, woraufhin er aus dem Gemach verschwand.
Seine Gedanken kreisten, gerieten außer Kontrolle, während er die Tür hinter sich zudrückte und mit dem Rücken an das Holz lehnte, bevor ein schwerer Seufzer über seine Lippen kam.
Wie war das nur möglich? Hatten sie irgendetwas übersehen? Solche Augen wiesen deutlich darauf hin, dass die Prophezeiung nicht erfüllt worden war, überlegte er.
Diese Tatsache - nein - diese Gewissheit fesselte ihn.
Er stemmte sich ruckartig von der Tür weg und stürmte, mit den beiden Kriegern dicht auf den Fersen, den Gang entlang. Alkijet hatte keine Zeit bis morgen zu warten. Er musste unbedingt wissen, warum seine Tochter die smaragdgrünen Iriden seiner Mutter besaß. Eine Augenfarbe, die eindeutig nichts Gutes verhieß.
Fest entschlossen, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, eilte er zu den Stallungen, sattelte in Windeseile sein treues Ross, was die Leibwächter mit ihren Pferden gleichtaten. Keiner der beiden hinterfragte sein Handeln. Nicht nur, weil er ihr König war, sondern auch, da sie um seine Herkunft wussten, wie jeder in diesem Reich.
Selbst wenn die Erzählungen über die Wolfskinder in der Vergangenheit lagen, so waren sie dennoch fest mit seiner Geschichte verwoben.
Kurze Zeit später saßen sie im Sattel und ritten auf das Tor zu.
»Öffnet das Tor!«, brüllte er von Weitem, zeitgleich hieb er dem Hengst die Fersen in die Seite. Mit seinen Mannen im Rücken galoppierte er durch das halb geöffnete Haupttor aus der Burg hinaus und preschte durch die gepflasterten Straßen von Osron. Das Klappern der Hufe hallte wie Donnergrollen von den Wänden wider. Die Menschen, die in den Gassen einhergingen, sprangen erschrocken zur Seite, als die drei Reiter in rasantem Tempo an ihnen vorbei jagten.
Alkijet wollte so schnell wie möglich aus der Stadt hinauskommen. Sein Ziel: Ein Weg, den nur er und seine Geschwister kannten. Einen Weg in die Wälder bei Osron.