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    Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen

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    Beitrag von Susanne Gavenis Di Mai 08, 2018 1:34 pm

    Dass sich bereits ein Leser verkrümelt hat, weil es ihm zu negativ war, ist zwar bedauerlich, sollte dich aber m.E. keinesfalls davon abhalten, an den emotionalen und dramatischen Stellschrauben deiner Geschichte(n) zu drehen, um sie gerade psychologisch und emotional, d.h. vor allem im Hinblick auf innere Konflikte (die dann auch die äußeren Konflikte deiner Figuren befeuern können), so intensiv wie möglich zu machen.

    Dass es der Mutter trotz ihrer Krankheit (noch) relativ gut geht und Rose diesbezüglich emotional gesehen noch relativ in Watte gepackt ist, ist ja nicht in Stein gemeißelt oder ein unverrückbares Gesetz des Universums, sondern im Moment lediglich eine Arbeitshypothese für dich. Starke Gefühle und, damit verbunden, starke innere Konflikte deiner Hauptfiguren sind das, was die Leser am nachhaltigsten Interesse an deinen Geschichten haben lässt. Gerade großes Leid deiner Figuren ist ein unschätzbares Pfund, das du als Autor niemals am Wegesrand liegen lassen solltest.

    Und da du meinen "Wächter des Elfenhains" erwähnst, so stimmt es sicherlich, dass diese Geschichte, was das Leiden meines Protagonisten betrifft, ziemlich intensiv ist. Andererseits ist es eine Geschichte mit einer positiven Wachstumsprämisse. Hier solltest du niemals das Bedürfnis des Menschen nach dem Guten, Sinnhaften und dem eigenen Lebensglück unterschätzen, das sich oft gerade in Lebensumständen zeigt, wo ein Mensch komplett am Tiefpunkt angelangt ist.

    Großes Leid ist nicht einmal annähernd dasselbe wie Resignation, Hoffnungslosigkeit und Selbstaufgabe, und ein solches Leid besitzt ein Potenzial, aus dem du als Autor IMMER schöpfen solltest! Interessanterweise haben fast alle Rezensenten vom "Wächter des Elfenhains" gerade die große Emotionalität (was in diesem Fall ganz klar heißt: das Ringen meiner Hauptfigur mit ihrem eigenen Leid und Schmerz) als einen der positivsten Aspekte des Romans hervorgehoben. Klar kann man nicht jeden Lesergeschmack treffen (wie wir ja auch bei dem Einstieg mit der Oberlippe wieder gesehen haben), aber die Reaktion der meisten Rezensenten auf die Geschichte ist in meinen Augen eine Bestätigung des fundamentalen Prinzips beim Schreiben von Geschichten, die emotionalen Konflikte und das Leid der Figuren so intensiv wie möglich zu gestalten und sich dabei nicht von dem einen oder anderen Leser abschrecken zu lassen, dem das alles "zu emotionaler Weiberkram" oder "viel zu düster und hoffnungslos" ist.

    Leid ist nicht hoffnungslos. Hoffnungslosigkeit einer Figur (und natürlich auch eines realen Menschen) ist nur EINE mögliche Reaktion auf Leid. Oft findet man auch - um es jetzt mal stark zu formulieren - auf dem Weg durch das Leid zu einem Licht, das zuvor nicht erkennbar war. Und ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten Leser solche Figuren und Geschichten nicht zu düster und negativ finden, sondern es im Gegenteil genau das ist, was viele bei Geschichten suchen. Aus großem Leid kann auch große innere Stärke erwachsen. Und die Betonung liegt bei beidem auf groß.


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    Beitrag von Gotthelf Di Mai 08, 2018 1:57 pm

    Bei mir ist es allerdings kein stetiger Weg nach oben, sondern mehr eine Parabel.
    Klar, die Konzeption deiner Story war stringent und logisch ... nur eben nicht mein Ding. Ich bin kein Freund von allzu großer Dramatik und wuerde mir die fuer die wirklich spannenden Momente aufheben. Ich werde jedoch vermutlich mehrere Szenarien durchprobieren und mit Anja besprechen.


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    Beitrag von marismeno Mi Mai 09, 2018 4:21 pm

    Hi, wenn ich mich hier mal einmischen darf, würde ich gerne berichten, dass ich in meinen beiden letzten Romanen Prologe vorangestellt habe, um einen Konflikt an den Anfang des Buches zu holen (auch wenn er einem vielleicht nicht gleich ins Gesicht springt). Ich mag es nämlich, wenn in meinen Geschichten der Spannungsbogen langsam ansteigt und fange deshalb erstmal ziemlich ruhig an.

    Für den zweiten Band meiner eigenen Reihe habe ich in einem Prolog gezeigt, wie der Antagonist versucht, die Zukunft vorauszusehen, daran scheitert und beschließt, auf gut Glück gegen den Prota vorzugehen. Weil er diesen für unterlegen hält, glaubt er, in jedem Fall zu gewinnen.

    Im anderen Buch, einem Roman für die Isrogant-Reihe des Xin-Publishing, habe ich eine Szene als Prolog vorangestellt, in der ein Drache seine Beute schlägt und anschließend, satt und zufrieden, die scheinbar unbeschwerte Situation betrachtet. Das entspannte Resümee "Alles ist gut" impliziert je geradezu die Vermutung, dass es in Wirklichkeit anders ist, habe ich mir gedacht. Zusammen mit der actionhaltigen und (hoffe ich zumindest) sehr lebendig geschriebenen Szene sollte die Neugier aufs Weiterlesen geweckt werden.
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    Beitrag von Drachenprinzessin So Mai 13, 2018 1:16 pm

    Ich hatte ein echt schlechtes Gewissen, weil ich mich die letzten Tage wegen Computerproblemen nicht habe blicken lassen, scheint aber so, als ob ich nicht viel verpasst haette...

    Ich hab die Zeit genutzt und mir noch mal Gedanken ueber einen Romananfang gemacht und moechte diese, wenn es okay ist, gerne zur Diskussion in den Raum stellen:

    1) In der ersten Szene ist es ratsam seine Hauptfigur einzufuehren.
    2) Die Hauptfigur sollte so eingefuehrt werden, dass ihr innerer "Zentralkonflikt" gleich mit vorgestellt wird.
    3) Der Anstoss zum Aufbruch sollte am Ende der ersten Szene erfolgen.
    4) Nicht zu viel Infodumping betreiben, aber auch nicht zu wenig Informationen geben (ich mach beides sehr gerne  Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 2085594910 ).
    5) Fragen aufwerfen, die den Leser bei der Stange halten, aber auch nicht zu frueh zu viel Preisgeben.
    6) Informationen nicht zu lange zurueckhalten.

    Das ist jedenfalls das, was ich fuer diesen Teilaspekt des Geschichtenschreibens aus dem Ratgeber fuer mich mitnehme, wobei 5) & 6) meiner Meinung nach auch gut und gerne fuer den Rest der Geschichte gelten koennen.


    Und ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten Leser solche Figuren und Geschichten nicht zu düster und negativ finden, sondern es im Gegenteil genau das ist, was viele bei Geschichten suchen.
    Das kann ich so nur unterschreiben. Eine meiner Lieblingsgeschichten hat, laut Autorin, "Tragoedie" als Hauptthema, und die Figuren sind so plastisch und real, aber gleichzeitig waren die duesteren Momente nicht erdrueckend, sodass es mich wirklich weitergebracht hat es zu lesen obwohl ich mich aus psychischen Gruenden vorher von solchen Geschichten fern gehalten hab.


    Ich entschuldige mich fuer die fehlenden Umlaute, ich hab noch nicht alle Sprachen installiert Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 3434132744


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    Beitrag von Gotthelf So Mai 13, 2018 1:34 pm

    Ich würde Tragödie nicht mit dem Wächter des Elfenhains vermischen. Klar, es ist tragisch, was dem Prota dort widerfährt, aber eine Tragödie macht etwas anderes aus. In herkömmlichen Tragödien ist eigentlich die Tatsache, dass der Protagonist alles versucht und am Ende doch scheitert, das eigentlich tragische, bzw. dass trotz aller Anstrengungen das Ende nicht verhindert werden kann. Ob jetzt Pyramus und Thisbe sich heimlich treffen wollen oder durch ein Loch in der Wand kommunizieren, ihre Versuche sind zum Scheitern verurteilt, denn der Macht der verfeindeten Familien haben sie wenig entgegenzusetzen. Oder ob Antigone versucht Kreons Herz zu erweichen, er wird nicht nachgeben, weil den Gedankengängen der Beiden unterschiedliche Prämissen zugrundeliegen, sie können gar nicht auf einen Nenner kommen.

    Zum Anfang:
    Ich denke, die Punkte die Drachenprinzessin aufgeführt hat sind alle valide in dem Sinn, dass man so seinen Anfang gestalten kann, aber ich habe z.B auch gehört, man solle mit seiner Geschichte vor dem eigentlichen Beginn anfangen. Das steht glaube ich bei James Frey so, aber ich habe es auch in Bezug auf Reden gehört. Jedenfalls schließt sich das mit dem Zentralkonflikt aus, denn dann würde der Zentralkonflikt erst während der Handlung losgetreten und wäre am Anfang noch gar nicht da.


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    Beitrag von Earl Grey So Mai 13, 2018 4:07 pm

    So, ich bin auch mal wieder da Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 3402984712

    Erstmal muss ich gestehen, dass ich mir bisher kaum bis keine Gedanken über dieses Thema gemacht habe. Was dann dazu führt, dass meine Geschichten eher weniger spannend sind. Also hat der Ratgeber mir persönlich jetzt schon weitergeholfen Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 3965132310
    Daher auch mein Geständnis: Nein, ich als Anfänger habe meinen Anfang bisher nicht so gezielt geplant. Aber das werde ich jetzt ändern.

    Den Anfang mit der Oberlippe finde ich auch sehr gut, auch, weil gleich im ersten Satz die Existenz von Engeln bestätigt wird.
    Was deinen Anfang angeht, Susanne: Ich denke, er ist an sich gut gelungen, jedoch geht es mir ähnlich wie Drachenprinzessin und Gotthelf. Es klingt für mich leider nicht besonders originell. Eine zerstörte Fantasywelt kommt ja doch recht häufig vor und für mich persönlich fehlt hier noch ein bisschen ein individueller Aspekt. Aber ja, Geschmacksache.

    Die Interviews habe ich noch nicht gelesen, doch auch ich finde die Sprache extrem wichtig. Ich habe eben erst ein Buch gelesen, das ich nach den ersten paar Seiten fast wieder weggelegt hätte, weil es sprachlich eine absolute Katastrophe war (es handelt sich um "Puerta Oscura", ein Jugendfantasy Buch). Die Story hat mir recht gut gefallen, aber das Buch leidet wirklich unter den sprachlichen Mängeln. Wenn ich in ein Buch reinlese, und mir der Stil nicht gefällt, lege ich es eher wieder weg.


    Ich stimme natürlich zu, dass am Anfang die Hauptperson auftauchen und Fragen aufgeworfen werden sollten. Dennoch ist es nicht so streng, finde ich. Vieles ist eben Geschmack, und ich persönlich mag die auktoriale Erzählweise generell ganz gerne. (Die wird allgemein ziemlich verteufelt, finde ich, und es wird immer davon abgeraten. Eigentlich schade, aber das nur am Rande, gehört ja nicht direkt hierher.) Der Beginn von Harry Potter und Herr der Ringe erfüllen diese Anforderungen ja wirklich nur bedingt. Wir lesen uns seitenlang durch den langweiligen Alltag eines eher unsympathischen Bohrmaschinenfirma-angestellten bzw. den langwierigen Vorbereitungen auf ein Geburtstagsfest, inklusive genauerster Beschreibungen der gemütlichen Gesellschaft. Also weder sonderlich bedrohend noch spannend, dennoch haben diese Bücher enormen Erfolg. (Ja, es kommen schon Konflikte und Fragen auf, aber lange nicht so konkret und schnell/dicht wie in den von dir genannten Beispielen und den Tipps.)

    Daher die Antwort auf die zweite Frage: Auch ein nicht perfekter Einstieg kann zu einer guten Geschichte führen, die den Leser fesselt. Sofern er das Buch nicht wieder weglegt Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 3402984712

    Ich lese auch oft Klappentexte, jedoch um einen groben Überblick über die Handlung zu bekommen und so abzuschätzen, ob die Geschichte meinen Geschmack trifft oder nicht, was ja auf der ersten Seite nicht zwangsläufig abzusehen ist.


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    Beitrag von Earl Grey So Mai 13, 2018 4:14 pm

    So, ich erlaube mir mal einen Doppelpost, und komme der Aufforderung nach, eigene Romaneinstiege vorzustellen. Das passt mir sehr gut, denn ich habe vor, meine Geschichte umzustellen, und überlege, welchen Einstieg ich wählen soll. Dazu wollte ich ohnehin mal Rückmeldung einholen Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 3402984712 Beides sind spätere Szenen der Rohfassung, die in Frage kommen. Ich stelle beide mal rein, dann könnt ihr sie gerne nach Lust und Laune auseinander nehmen.


    1.

    Auf einem dunklen Feld blieben sie stehen.
    „Du musst vorsichtiger sein.“ Die Mahnung schwebte über der kalten Erde.
    Als er keine Antwort erhielt, ging der Fremde einen Schritt auf ihn zu und sah ihm in die Augen. „Wie ist dein Name?“, fragte er dann.
    „Ich habe keinen.“ Er hatte geantwortet, ohne zu überlegen. Er war nicht mehr der, den seine Mutter zur Welt gebracht hatte, darum konnte er den Namen, den sie ihm gegeben hatte, nicht länger tragen.
    Der Fremde schmunzelte.
    „Das stimmt wohl. Du bist nun einer von uns, ein Kind der Nacht, und bekommst also einen neuen Namen. Noris. Von jetzt an bist du Noris, der Dunkle, der bei Nacht wandert. Wie gefällt dir das?“ Noris nickte; das war er nun.



    2.

    „Siehst du die Gestalt dort unten?“
    Kapuzenvermummt schlich sie in den Schatten der schlafenden Häuser. Alex und Noris saßen auf dem Dach, leises Schnarchen drang zu ihnen herauf. Der Mond war verhangen und die Gasse unter ihnen lag in zähem Halbdunkel. Geräuschlos bewegten sie sich über die Dächer, den geschärften Nachtblick auf die unbekannte Gestalt unter ihnen gerichtet. Noris hörte das leise Schlurfen ihrer nackten Füße auf dem Kopfsteinpflaster. Er nickte.
    „Gut. Jetzt mach‘ die Augen zu. Kannst du sie immer noch sehen?“ Verwundert sah er Alex an, der jedoch ernst blieb. Zweifelnd schloss er die Augen. Alles war dunkel.
    „Schau genau hin. Konzentrier dich auf die Geräusche, die du hörst. Fällt dir etwas auf?“
    Er hörte den schlurfenden Gang, ein Bein leicht hinterher gezogen. Knirschende Zähne und leises Rascheln von Kleidung …
    „Er atmet nicht!“


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    Beitrag von Drachenprinzessin Di Mai 15, 2018 6:00 pm

    Zu 1.: Meine erste Frage ist: Warum hat einer der beiden keinen Namen? Dann: Wieso kann er seinen eigentlichen Namen nicht mehr verwenden? Wer ist der Fremde?
    Um ehrlich zu sein bin ich mir unschlüssig ob ich weiterlesen würde. Mir ist "dunkles Feld" etwas zu schwammig als Ortsangabe, weswegen "Die Mahnung schwebte über der kalten Erde" auch keine Atmosphäre bei mir aufkommen lässt, wenn das denn dein Ziel gewesen ist.

    Zu 2.: Es ist schon viel klarer, dass beide Vampire sind und die Szene packt mich schon eher als die bei 1).
    Warum? Zum Einen tauchen folgende Fragen bei mir auf: Wer ist die Gestalt, die sich nachts in die Schatten schleicht? Warum beobachten Alex und Noris sie? Ist die Gestalt auch ein Vampir oder gibt es einen anderen Grund, warum sie nicht atmet? Zum Anderen beschreibst Du die Stadt mit den schlafenden Bewohnern während Du Alex und Noris die Gestalt in sicherem Abstand auf den Dächern durch die Stadt folgen lässt. Meine Neugierde ist genügend geweckt und ich würde auf jeden Fall weiterlesen Wink



    @Gotthelf: Das mit der "Tragödie" war nur ein Beispiel, ich habe es nicht explizit auf "Wächter des Elfenhains" bezogen. Es war eher als allgemeine Antwort auf Susannes Zitat gedacht Wink Hätte ich wohl besser kenntlich machen sollen...


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    Beitrag von Gotthelf Di Mai 15, 2018 9:13 pm

    @Gotthelf: Das mit der "Tragödie" war nur ein Beispiel, ich habe es nicht explizit auf "Wächter des Elfenhains" bezogen. Es war eher als allgemeine Antwort auf Susannes Zitat gedacht Wink Hätte ich wohl besser kenntlich machen sollen...
    Das passt schon, das war nicht mit dem Gedanken an dich geschrieben. Wer weiß schon, was denn für schräge Gestalten heimlich mitlesen Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 4116661953


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    Beitrag von shiva strife Do Mai 17, 2018 9:27 am

    Hallöchen,

    so langsam hole ich hier wieder auf Smile 

    Was mir persönlich aufgefallen ist, besonders auch hier im Forum, dass viele Texte die in die Schreibwerkstatt eingestellt sind, Anfänge von Romanen/Geschichten sind. Das führt für mich zur Annahme, dass viele Autoren ein "Problem" bzw. eine Unsicherheit mit ihren Anfängen empfinden.

    Ob das jetzt daran liegt, dass die Erfahrung fehlt, weil es vielleicht die erste Geschichte ist oder ob das wirklich darauf fußt, dass in vielen Schreibratgebern einen Fokus auf den Anfang gelegt wird und somit automatisch jedem suggeriert wird --> HEY! der Anfang! Da musst du drauf achten, sonst ist der Rest Müll, weiß ich nicht zu beantworten.  
    Ich glaube schon, dass das einer der Gründe ist, wieso so viele Autoren an ihren Anfängen herumdoktern.

    Eigentlich muss ich sagen, habe ich mir nie bewusst Gedanken über meine Anfänge gemacht. Ich habe einfach drauf los geschrieben und als ich im Nachgang ein paar alte Anfänge durchgelesen habe, habe ich mehr oder weniger automatisch die "meisten" Hinweise von Susanne bereits eingebaut.

    Allerdings muss ich sagen, dass ich nach dem Lesen des Ratgebers den Anfang meines aktuellen Projekts nochmal überdacht habe. Was zum einen auch daran liegt, dass ich mir noch nicht 100% sicher bin, wie ich den zentralen Konflikt "Triggern" möchte. Hier habe ich mehrere Möglichkeiten, die ein Umschreiben des ersten Kapitels aber wahrscheinlich unumgänglich machen, was ich dazu nutze das Gelernte umzusetzen.

    Daher hier die klare Antwort auf Freds Frage:
    - Bewusst geschrieben - Nein
    - Automatisch mit eingebaut habe ich meist

         - Dem Leser ein Gefühl für die Hauptperson und das Setting geben
         - Den Konflikt (Gemütszustand, äußere Einflüsse (z.B. in meiner KG zum Tod, wird im ersten Abschnitt der Virus dargestellt, der alle Menschen in Zombies verwandelt), Fragen ausgelöst durch Handlungen, Andeutungen der Protas die erst später erklärt werden)
     

    Bevor ich einen Anfang einstelle, meine Frage: Was ist für euch der Anfang? Der erste Abschnitt? Die ersten 3 Sätze? Das erste Kapitel?
    Ich werde mal 1,2 Anfangsbeispiele einstellen zum späteren Zeitpunkt.

    Zur Frage 2 von Fred:
    Mh... ich denke, dass ist nicht pauschal mit ja zu beantworten.
    Ich habe Bücher gelesen mit einem, sagen wir langatmigen Anfang, die mich hinterher (so nach 10-15 Seiten) gefesselt haben.
    Auf der anderen Seite habe ich Bücher mit einem spannenden Anfang irgendwann weggelegt.

    Das ist sicherlich eine ganz individuelle Geschichte und wird durch viele Dinge beeinflusst. Wie wir ja schon festgestellt haben, hat eventuell auch die Häufigkeit mit der man ein bestimmtes Genre gelesen hat, mit der Auswahl des Buchs zu tun. Liest man z.B. zum ersten Mal einen Vampir Roman, kann ein spannender Einstieg sicherlich förderlich für das "Dranbleiben" sein. Hat man schon 10 davon gelesen, sucht man vielleicht eher nach etwas, das einem "neu" und "spannend" vorkommt.

    Daher sehe ich das ähnlich wie Gotthelf:
    - ja, der Anfang ist wichtig, denn er ebnet den Weg für den Leser in deine Geschichte hineinzuwachsen
    - nein, für mich ist der Anfang kein 100% Auswahlkriterium, aus oben beschrieben Einflüssen
    - Mir ist der Fokus auf den Anfang auch fast einen tick zu stark und viele Autoren mit guten Ideen scheitern dann an diesem Druck, den die Gemeinschaft um den Start eines Romans aufbaut

    Daher habe ich für mich den "Mittelweg" gefunden, dass in erster Linie ich zufrieden mit meinem Einstieg sein muss. Natürlich orientiere ich mich an den Tipps, die ein guter Einstieg beinhalten sollte, aber ich versuche hierauf nicht zu viel Fokus zu legen. Ähnlich wie Gotthelf sollte es der Anspruch sein aus jeder Szene das beste zu holen. Der Anfang ist mit seinen individuellen "Merkmalen" (z.B. Fragen stellen) aber eine davon.


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    Beitrag von Susanne Gavenis Do Mai 17, 2018 11:39 am

    @Gotthelf: Dass man seinen Roman am besten VOR dem eigentlichen Beginn des zentralen Konflikts anfangen sollte, ist in meinen Augen ein sehr guter Ratschlag. Allerdings bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass die Prämisse und der zentrale/innere Konflikt des Protagonisten in diesem Vor-Anfang nicht enthalten sind bzw. sein können. Wenn das der Fall wäre, wäre ein Roman m.E. im Gegenteil falsch konzipiert.

    Die Geschichte vor dem eigentlichen auslösenden Ereignis zu beginnen, das den zentralen Konflikt der Hauptfigur in Gang bringt, heißt ja nicht, diesen Konflikt zu ignorieren und am Anfang etwas völlig Beliebiges zu schreiben, das mit der Figur in gar keinem Zusammenhang steht, sondern es heißt, dass der Leser bereits in diesem Beginn spüren bzw. bewusst erkennen muss, worin ihr Konflikt besteht. Wenn z.B. eine komplett lebensuntüchtige Frau, die emotional völlig von ihrem Ehemann abhängig ist, in einer Geschichte die Hauptfigur sein soll, bestünde die Aufgabe der ersten Szene (also des Beginns VOR dem Beginn) darin, dem Leser anhand konkreter Situationen zwischen ihr und ihrem Partner zu zeigen, wie ihre seelische Innenwelt, bezogen auf ihre Ängste und ihre Abhängigkeit, aussieht. In der Beschreibung solcher Ängste und Abhängigkeiten steckt ja per se bereits ein Konflikt für die Figur, und ihre Darstellung zu Beginn des Romans wäre gleichbedeutend mit dem Versprechen an den Leser, dass diese Probleme zum Thema der weiteren Handlung werden.

    Wenn du dann nach diesem Einstieg das eigentliche auslösende Ereignis beschreibst, das die Entwicklung deiner Hauptfigur in Richtung auf die Erfüllung deiner Prämisse in Gang setzt - etwa, indem du ihren Ehemann bei einem Autounfall sterben lässt und sie plötzlich gezwungen ist, mit ihren Ängsten alleine umzugehen -, wären Beginn und auslösendes Ereignis sinnhaft aufeinander bezogen und würden sich keinesfalls gegenseitig ausschließen. Insofern würde ich schon sagen, dass der zentrale Konflikt der Hauptfigur bereits ganz am Anfang einer Geschichte sofort enthalten ist (bzw. sein sollte), auch wenn man die Geschichte VOR dem Beginn bzw. auslösenden Ereignis anfangen lässt.

    So, bevor ich mir die anderen Beiträge genauer durchlese, die in den letzten Tagen hier aufgelaufen sind, muss ich erst mal kurz Pause machen, bin aber nachher wieder zurück.


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    Beitrag von Gotthelf Do Mai 17, 2018 11:55 am

    Wenn das der Fall wäre, wäre ein Roman m.E. im Gegenteil falsch konzipiert.
    Na das ist ja eine ermunternde Ansicht.
    Der zentrale Konflikt ist bei mir Rache, der Auslöser dafür ein Mord. Und ich kann den Mord nur schlecht an den Anfang stellen und gleich Rachegedanken aufkommen lassen. Das wäre nicht nur ungünstig für die Geschichte selbst, sondern auch verdammt unrealistisch und würde der Geschichte mehr schaden als nützen.


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    Beitrag von CheshireCat Do Mai 17, 2018 1:34 pm

    Hallo, ich mach mal mit!

    @Drachenprinzessin. Vampire! Danke! Ich hab's gleich kapiert, wo der bei 1 sagt, sein Name passt nicht mehr zu ihm! Ich liebe Vampire. Persönlich würde ich den ersten Text als Anfang nehmen. Warum hat der Typ keinen Namen (gut, ich hab so eine Idee), und was ist das für ein Club, der ihn jetzt aufnimmt - nur weil er so aussieht wie er offenbar aussieht und seinen Namen nicht sagen will?
    Das reicht mir jetzt, aber ich bin da schon ein spezieller Fall.

    Beim zweiten Teil gefällt mir der Cliffhanger am Schluss (Kein Atem! Mann!) aber als Einstieg wäre mir das too much, weil ich mich schon so über die Vampire freue (auch hier erkennt man sie ganz klar), dass ich mich durch den spannenden Schluss genötigt fühle. Und das mag ich nicht. Aber auch da bin ich speziell.

    Jetzt hoffe ich, dass es wirklich Vampire sind (freu!). Solltest du einen Testleser brauchen, würde ich mich über ein PM freuen.

    Generell zum Thema: Der Hauptdarsteller muss so eingeführt werden, dass man sich als Leser mit ihm identifiziert. Auch wenn, und ich glaube das ist nicht leicht, er sich in einer Welt befindet, und er Erfahrungen gemacht hat, die der Leser nicht kennt.
    Ich persönlich lese deshalb ziemlich lange relativ meinungslos vor mich hin, bis es "anbeisst" und ich ein Gefühl für die Leute bekomme.
    Bei Susannes Beispiel bin ich deshalb gleich in meinen Lesemodus geraten, bei dem ich nicht versuche, zuviel zu verstehen. Jemand fliegt, unten ist alles kaputt. Ich bin neugierig, aber auf eine gemächliche Art. Ich bin bereit, eine Weile nebenherzufliegen und zu schauen, was passiert.
    Eigentlich sehe ich da einen Gleitflug vor mir. Kommt vielleicht durch den Rhythmus. Wenn das stimmt, hast du es gut gemacht, Susanne.



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    Beitrag von Susanne Gavenis Do Mai 17, 2018 4:17 pm

    @Gotthelf: Nein, das ist klar, dass du den Mord nicht sofort am Anfang der ersten Szene rauskloppen kannst, bevor man überhaupt weiß, wer deine Hauptfigur ist und wie sie psychisch und emotional tickt. Hier wäre in meinen Augen der Beginn VOR dem Beginn dadurch charakterisiert, dass der Leser ein erstes Gespür dafür bekommt, warum Rose durch den Mord an ihrer Mutter überhaupt auf die Idee mit der Rache kommt. Die Rachegedanken selbst wären die Folge ihres emotionalen und psychischen Zustandes bzw. der Art ihrer Beziehung zu ihrer Mutter VOR dem Mord und würden anzeigen, dass der zentrale Konflikt für Rose in Bewegung geraten ist.

    Dieser Beginn vor dem eigentlichen auslösenden Ereignis (dem Mord) würde dem Leser die Gründe verständlich machen, aus denen heraus Rose sich so sehr auf ihre Rachegedanken fixiert. Der Mord allein reicht dafür m.E. nicht aus, da es ja hier sehr darauf ankommt, welcher Art die Beziehung zwischen Rose und ihrer Mutter gewesen ist, bevor diese so brutal von ihrer Seite gerissen wurde (nicht, dass die Leser noch anfangen zu denken: "Mein Gott, was hat das Mädel nur? Die Mutter war alt und krank, viel zu beißen hatten sie eh nicht, also sollte sich Rose eigentlich freuen, dass die Alte tot ist.").

    Bei meinem Beispiel von vorhin ist es im Grunde dasselbe. Im Vor-Beginn (vor dem auslösenden Ereignis) erfährt der Leser, wie ängstlich und abhängig die Protagonistin ist. Dadurch erst versteht er, was das auslösende Ereignis (der plötzliche Tod des Ehemannes) für sie bedeutet (und dass es eben NICHT heißt, dass die Gute jetzt die Sektkorken knallen lässt, weil der dämliche Hund endlich weg ist). Das Prinzip ist im Grunde universell, und auch bei deiner Rose-Geschichte hast du es letztlich ja angewandt.

    @marismeno: Bei deiner zweiten Geschichte mit dem zufriedenen Drachen würde mich interessieren, wo dein Prolog endet. Spontan würde ich mich bei deiner Beschreibung nämlich fragen, ob es dir gelungen ist, bei einer Szene, in der ein Drache frisst und sich danach, mit sich und der Welt zufrieden, in der Sonne aalt (etwas überspitzt formuliert), spannende oder interessante Fragen einzubauen. Machst du irgendwo in dem Prolog eine Andeutung, dass die Zufriedenheit des Drachen auf töneren Füßen steht, als dieser glaubt? Ist der Drache denn eine wichtige Figur in der Geschichte?

    @Earl Grey: Bei deinen beiden Einstiegen würde ich persönlich den ersten favorisieren, weil ich ihn zum einen atmosphärischer finde (das dunkle Feld, auf dem sie stehen, die Mahnung, die über der kalten Erde schwebt) und mich zum anderen die aufgeworfenen Fragen unmittelbarer einfangen als in der zweiten Szene. Der Ort der Handlung (das dunkle Feld) weckt schon die erste Frage (warum stehen die beiden dort? Ein dunkles Feld - offenbar also bei Nacht - ist ungewöhnlich genug, um Interesse zu erzeugen, was die beiden dorthin getrieben hat). Die zweite interessante Frage entsteht durch das "Du musst vorsichtiger sein". Das verweist ja unmittelbar auf eine gefahrvolle Situation, die offenbar gerade hinter ihnen liegt. Die Sache mit dem Namen ist eine weitere in meinen Augen neugierig machende Frage, die den Leser in die Geschichte hineinzieht. Warum hat der arme Bub keinen, und warum ist er nicht mehr der, als den ihn seine Mutter zur Welt gebracht hat?

    Dein zweiter Einstieg beginnt zwar gleich mit einer Frage, aber einer, die erst einmal kontextlos im Raum steht und für sich allein genommen nicht besonders spannend ist. Zwar füllst du die Ausgangsfrage schnell mit weiterem Fleisch, indem du die Gestalt kapuzenvermummt und barfuß durch die nächtlichen Häuserschatten schleichen lässt (was die Frage aufwirft, warum sie vermummt ist und so heimlich herumschleicht), aber für mich als Leserin würde der erste Einstieg mehr düstere Dramatik versprühen als eine Situation, die nach den ersten Zeilen auch einem "Assassins's Creed"-Spiel entstammen könnte. In der ersten Szene steigst du unmittelbar mit dem Ungewöhnlichen ein, in der zweiten Szene kommt dieses Ungewöhnliche - und damit die eigentlich spannenden Fragen - erst mit dem "Er atmet nicht" im allerletzten Satz. Aber wie man an Drachenprinzessins Meinung sehen kann, ist das zuallererst einmal nur ein subjektives Empfinden von mir, keine objektive Wissenschaft (wie man ja auch - um es noch mal zu sagen, weil es so deutlich macht, wie unterschiedlich die Sichtweisen sein können - an Gotthelfs Meinung zu dem Oberlippen-Einstieg aus dem Ratgeber sehen kann).

    @shiva: Ich würde sagen, der Einstieg wären so der erste und zweite Absatz der ersten Szene, wo man schauen kann, ob darin interessante Fragen aufgeworfen werden, die augenblicklich zum Weiterlesen motivieren (und wenn diese erste Szene und der Prolog nicht gerade zehn Seiten lang sind, auch die komplette Szene).

    @CheshireCat: Ich muss sagen, dein Gefühl des Gleitflugs bei meinem Prolog-Anfang passt ziemlich gut zu dem Gefühl, das ich beim Schreiben hatte. Natürlich möchte ich die Leser nicht entspannt einlullen, sondern auch Spannung bzw. Neugier erzeugen, aber wenn man als Leser so wie der Drache sofort ins Flugfeeling kommt, finde ich das nicht verkehrt.


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    Beitrag von Fred Erikson Do Mai 17, 2018 5:14 pm

    Earl Grey schrieb:

    1.

    Auf einem dunklen Feld blieben sie stehen.
    „Du musst vorsichtiger sein.“ Die Mahnung schwebte über der kalten Erde.
    Als er keine Antwort erhielt, ging der Fremde einen Schritt auf ihn zu und sah ihm in die Augen. „Wie ist dein Name?“, fragte er dann.
    „Ich habe keinen.“ Er hatte geantwortet, ohne zu überlegen. Er war nicht mehr der, den seine Mutter zur Welt gebracht hatte, darum konnte er den Namen, den sie ihm gegeben hatte, nicht länger tragen.
    Der Fremde schmunzelte.
    „Das stimmt wohl. Du bist nun einer von uns, ein Kind der Nacht, und bekommst also einen neuen Namen. Noris. Von jetzt an bist du Noris, der Dunkle, der bei Nacht wandert. Wie gefällt dir das?“ Noris nickte; das war er nun.



    2.

    „Siehst du die Gestalt dort unten?“
    Kapuzenvermummt schlich sie in den Schatten der schlafenden Häuser. Alex und Noris saßen auf dem Dach, leises Schnarchen drang zu ihnen herauf. Der Mond war verhangen und die Gasse unter ihnen lag in zähem Halbdunkel. Geräuschlos bewegten sie sich über die Dächer, den geschärften Nachtblick auf die unbekannte Gestalt unter ihnen gerichtet. Noris hörte das leise Schlurfen ihrer nackten Füße auf dem Kopfsteinpflaster. Er nickte.
    „Gut. Jetzt mach‘ die Augen zu. Kannst du sie immer noch sehen?“ Verwundert sah er Alex an, der jedoch ernst blieb. Zweifelnd schloss er die Augen. Alles war dunkel.
    „Schau genau hin. Konzentrier dich auf die Geräusche, die du hörst. Fällt dir etwas auf?“
    Er hörte den schlurfenden Gang, ein Bein leicht hinterher gezogen. Knirschende Zähne und leises Rascheln von Kleidung …
    „Er atmet nicht!“

    Mir gefällt Variante 1 besser, obwohl ich den letzten Satz von Variante 2 ziemlich cool finde. Bei Kind der Nacht muss ich auch an Vampire denken. Das liegt aber an meinem DSA-Hintergrund. Kinder der Nacht sind so eine Art "gute Vampire" dort. Es gibt auch einen Bernhard Hennen-Roman mit dem Titel "Kinder der Nacht", aber den habe ich nicht gelesen. Nur so nebenbei.


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    Beitrag von Earl Grey Fr Mai 18, 2018 10:38 pm

    Erst mal Danke für euer Rückmeldung Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 3402984712 Ja, es geht um Vampire. Ich tendiere auch eher zum ersten Anfang. Aber auch, weil zwischen den beiden möglichen Anfangsszenen noch ein paar andere sind, die ich ganz gerne mag und ungern komplett streichen möchte. Am Ende der 2. Szene wird der Hauptkonflikt der Geschichte eingeführt, was eventuell etwas zu früh ist. Ich würde meinen Prota davor gerne noch ein bisschen besser vorstellen.
    Vielen Dank nochmal Smile

    @ChechireCat: Danke dir für das Angebot Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 3965132310 Die Rohfassung muss erst noch überarbeitet werden, und die zweite Hälfte existiert noch gar nicht Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 4116661953 Falls ich jedoch mal voran komme melde ich mich bei dir.


    Was die Geschichte von Gotthelf angeht, ohne sie zu kennen: Ich finde, es macht sehr viel Sinn, vor dem Mord anzufangen, um die Beziehung von Rose zu ihrer Mutter darzustellen. Erst wenn Rose kennt, kann man nachfühlen, was sie empfindet und warum sie sich zur Rache entschließt. Das muss schließlich zu ihrem Charakter passen, sonst kommt das nicht gut an. Da bin ich also ganz Susannes Meinung.


    Allgemein würde ich vermuten, dass der Anfang als so wichtig empfunden wird, weil sich viele Leser anhand des Anfangs entscheiden, ob sie das Buch kaufen bzw. lesen. Und man will ja, dass möglichst viele Leute das Buch lesen, und am besten auch kaufen. Also sollte man den Anfang möglichst gut schreiben. Das ist doch die Idee dahinter, oder?


    @Susanne: Mir ist aufgefallen, dass du oft das Beispiel der unterdrückten/abhängigen/ängstlichen Ehefrau nennst; zumindest kommt es mir so vor. Die Beispiele beschreiben durchaus, was du verdeutlichen willst, ich meine nur die Wiederholung ...


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    Beitrag von Susanne Gavenis Fr Mai 18, 2018 11:09 pm

    Ja, das Beispiel mit der ängstlichen Ehefrau bzw. Figur scheint für mich intuitiv nahezuliegen, um das, was ich sagen möchte, gut auf den Punkt zu bringen. Ich denke, weil Ängste dafür einfach sehr gut geeignet sind. Aber ich kann gerne auch noch ein bisschen kreativer sein, das sollte mein Hirn nicht überfordern. Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 431787231


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    Beitrag von shiva strife Sa Mai 19, 2018 6:12 pm

    Huhu,

    so hier mal meine neue Anfangszene. Danach findet ein Szenenwechsel statt, in welcher der Hauptprota eingeführt wird und dessen innerer Konflikt. Aber das passt nicht in einen ersten Satz.

    Aus der Ecke des dunklen Turmzimmers beobachtete er, wie sich seine Herrin mit einem kleinen Dolch in den Finger stach und ein paar Tropfen ihres Bluts in eine große Schale tropfen ließ. Sie hatte die Augen geschlossen und trotz ihres entspannten Gesichtsausdrucks, lief ihr der Schweiß von der Stirn während sie ihm unverständliche Worte murmelte. Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, sie schlug die Augen auf und durchbohrte ihn mit einem triumphalen Blick, der von einem diabolischen Lächeln begleitet wurde.
    „Ich habe sie gefunden“, sagte sie. „Du weißt, was du zu tun hast?“
    Nero stemmt sich von der Wand ab und nickte seiner Herrin bestätigend zu.
    „Dann geh und wage es nicht zu versagen!“
    „Euer Wunsch ist mir Befehl“, sagte er mit bitterem Unterton in der Stimme. Als hätte er je eine andere Wahl gehabt, dachte Nero, zog die Kapuze seines schwarzen Mantels ins Gesicht und verließ das Zimmer ohne einen Blick zurückzuwerfen.


    Wirft dieser Anfang für euch Fragen auf?
    Macht er Lust weiter zu lesen?
    Was ist es euch zu kurz, wenn danach ein Wechsel kommt?

    grüße


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    Beitrag von Susanne Gavenis Mo Mai 21, 2018 4:04 pm

    Dann mache ich mal den Anfang.

    Was die Neugier aufs Weiterlesen angeht, finde ich deinen Einstieg gut. Beim allerersten Satz könntest du die Spannung m.E. noch weiter erhöhen, wenn du die darin enthaltenen Informationen etwas anders gewichten würdest. Im Moment steht die Ecke des dunklen Turmzimmers an erster Stelle - was zunächst einmal eine relativ neutrale Ortsangabe ist -, und der Anblick des Blutes kommt erst danach. Wenn du hingegen so etwas schreiben würdest wie z.B. "Mit angstvoll geweiteten Augen (oder unbewegter Miene oder was auch immer) starrte Nero auf das Blut, das langsam in die Schale tropfte", wäre zum einen Nero mit seinen Gefühlen und Wahrnehmungen und zum anderen die Info mit dem Blut (die m.E. am Anfang des Satzes stärker wirkt als die mit der Turmzimmerecke) sofort stärker präsent.

    Aber das sind natürlich bloß Nuancen, da sich ja ohnehin all das innerhalb des ersten Satzes abspielt, und wer da schon wieder mit dem Lesen aufhört, den wird man als Autor vermutlich eh nicht erreichen können. Alles in allem fragt man sich als Leser sofort, wer denn die Unglückliche sein mag, die im ersten Absatz auf eine so düstere Art aufgespürt worden ist, warum sie gesucht wird, wer ihr Gegner ist und was Nero mit ihr anstellen soll, wenn er sie gefunden hat (wobei hier die Vermutung, denke ich, ziemlich klar ist). In meinen Augen wirfst du also mit deinem Einstieg genügend interessante Fragen auf, um zum Weiterlesen zu motivieren.


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    Beitrag von Fred Erikson Mo Mai 21, 2018 4:43 pm

    Susannes Einschätzung teile ich und ich finde, dass es ruhig noch ein wenig länger sein dürfte. Je nachdem, wie es weitergeht, würde es vielleicht Sinn machen, dass man etwas mehr von Nero weiß, damit ihn der Leser erkennt, wenn er wieder auftaucht. Ich fantasiere mal: Wenn er seinem Opfer - vermutlich deine POV - irgendwo in einem Gasthaus auflauert, könntest du eine Menge Spannung erzeugen, wenn der Leser Nero erkennt, aber deine POV ahnungslos ist.

    Eine Frage, die ich mir stelle - und von der ich annehme, dass sie nicht von deiner Seite gewünscht ist: Woher weiß Nero, wohin er gehen muss? Seine Herrin hat es ihm ja nicht gesagt, aber er verlässt das Turmzimmer. Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 1246532750


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    Beitrag von Earl Grey Mo Mai 21, 2018 10:22 pm

    Auch ich finde den Anfang interessant, er macht auf jeden Fall neugierig. Ich muss mich allerdings noch an den Namen Nero gewöhnen, irgendwie hält sich der römische Herrscher hartnäckig in meiner ersten Assoziation Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 3402984712


    Ich habe heute mal über verschiedene Bücher nachgedacht, die ich so gelesen habe, und wie dort der Anfang gestaltet ist. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich mich in den seltensten Fällen an die erste Szene erinnern kann. Auch bei Büchern, die ich sehr gerne mag, wo ich mich noch an recht viele Detaisl erinnere, oder die ich sogar mehrfach gelesen habe.
    Geht es euch auch so? Ist das vielleicht ein Zeichen, dass der Anfang tatsächlich nicht so wichtig ist, wie man manchmal annimmt? Very Happy


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    Beitrag von Susanne Gavenis Di Mai 22, 2018 8:40 am

    Mhm, das glaube ich eigentlich nicht. Ich denke, dass man sich nach ein paar Monaten oder Jahren meist nur noch an die allgemeine Handlung einer Geschichte, markante Figuren oder besondere Ereignisse der Story erinnern kann, liegt mehr daran, dass der Anfang letztlich hauptsächlich als Türöffner fungiert hat, der den Leser überhaupt erst einmal neugierig auf eine Geschichte gemacht hat. Bin ich als Leserin dann aber in die Geschichte eingetaucht, fiebere mit den Figuren mit und will wissen, wie der Roman ausgeht, rückt der Einstieg mit seiner Türöffnerfunktion in der Erinnerung in den Hintergrund.

    Mir geht es ähnlich wie dir, Earl Grey. Wenn ein Einstieg nicht so ungewöhnlich ist, dass er - auch nachdem ich die komplette Geschichte kenne - in meiner Erinnerung ein Stück weit für sich selbst stehen bleibt, bleibt anderes an der Geschichte bei mir deutlich stärker haften. Der Oberlippen-Einstieg aus dem Ratgeber wäre so ein Beispiel, das ich so interessant fand, dass ich ihn auch nach 20 Jahren nicht vergessen habe. Aber selbst wenn ich - wie bei den meisten Romanen, die ich in meinem Leben gelesen habe - jetzt nicht mehr genau sagen könnte, wie sie angefangen haben, denke ich, dass das kein Zeichen dafür ist, dass der Anfang dieser Geschichten unwichtig war oder die erste Szene eines Romans generell überbewertet wird. Ein misslungener Einstieg kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass man ein Buch sofort wieder weglegt. Aber auch ein sehr gelungener Einstieg entgeht, denke ich, oft nicht dem Schicksal, bescheiden und demütig hinter den Rest der Geschichte zurückzutreten, nachdem ein Leser erst einmal Feuer gefangen hat.


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    Beitrag von Drachenprinzessin Di Mai 22, 2018 10:11 pm

    @shiva: Ich kann mich nur Susanne, Fred und Earl Grey anschließen. Dein Anfang macht wirklich Lust auf mehr, und was Nero angeht, da ergeht es mir ähnlich wie Earl Grey. Meine erste Assoziation war auch der römische Herrscher und ich frage mich deswegen auch, ob deine Geschichte eventuell in Italien spielt.

    Was Einstiege generell angeht, geht es mir auch nicht wirklich anders @Earl Grey. Meistens tritt der Anfang in den Hintergrund nachdem er mich in die Geschichte gezogen hat und auch später erinnere ich mich eher an andere Stellen der Geschichte. Das ist aber in meinen Augen kein Freifahrtsschein für einen schlechten Anfang, ganz im Gegenteil. Der Anfang ist ja quasi das Aushängeschild, das zwar nicht übertrieben wichtig ist, aber dennoch definitiv dazu dient Leser zu fischen und in die Geschichte einzuführen.
    Mir ist bisher nur ein Anfang im Gedächtnis geblieben und das ist eher ein negative Beispiel aus einem anderen Schreibforum wo der Protagonist eingeführt wird, indem er vor seinem Verfolger (einem wirklich unwichtigen Charakter) davon läuft. Beim Lesen kam es mir damals wie so ein richtiger Klischeeanfang vor, den ich noch nicht einmal sonderlich interessant geschrieben fand. Kann sein, dass der Roman mittlerweile veröffentlicht ist, mir fällt nur leider der Titel nicht mehr ein Welche Merkmale sollte die Einstiegsszene der Hauptfigur aufweisen, um den Leser in die Geschichte zu ziehen? - Spannung erzeugen durch bedeutsame Fragen - Seite 2 3434132744


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    Beitrag von Susanne Gavenis Mi Mai 23, 2018 8:41 am

    Dass die Hauptfigur in der ersten Szene einer Geschichte vor einem (unwichtigen) Verfolger davonläuft, KANN, denke ich, fragwürdig oder kontraproduktiv für eine Geschichte sein, wenn die Figur dadurch sofort vom Leser als schwach empfunden wird. Hier käme es m.E. sehr auf den Grund für dieses Davonlaufen und die Stärke des Verfolgers an. Eine Geschichte etwa, die damit beginnt, dass ein Sklave vor einem sadistischen Plantagenbesitzer davonläuft, würde sehr wahrscheinlich diesen Sklaven als Hauptfigur nicht schwach und mehr oder weniger handlungsunfähig erscheinen lassen, weil das von Gewalt und Unterdrückung geprägte Leben zuvor (selbst wenn der Leser nicht explizit am Anfang der Geschichte Genaueres darüber erfährt, aber er hat, denke ich, hier genug Geschichten und historisches Wissen im Kopf, um diese Lücke mit eigenen Bildern füllen zu können) ohnehin wenig bis gar keinen Handlungsspielraum für die Figur geboten hat und die Flucht dadurch zu einem handlungsstarken Befreiungsschlag wird, der gerade NICHT zeigt, dass der Protagonist ein ängstlicher und feiger Waschlappen ist, der vor der erstbesten Maus davonläuft, sondern dass er im Gegenteil mutig und beherzt ein enormes Risiko eingeht, um sich aus seinen unmenschlichen Lebensumständen zu befreien. Weißt du denn noch, Drachenprinzessin, aus welchem Grund der Protagonist in dem Forumstext damals vor der unwichtigen Figur davongelaufen ist?


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    Beitrag von Crackle42 Mi Mai 23, 2018 9:33 pm

    Fred Erikson schrieb:Die Erwartung wie gut/spannend/whatever ein Text sein wird, beeinflusst die Wahrnehmung des Textes selbst.
    Dem kann ich mich nur vollen Herzens anschließen und dazu meinen Lieblingsautor Barry Schwartz zitieren: "In a world with unlimited choice we have unlimited expectations". In der heutigen "perfektionistischen" Gesellschaft ist die Erwartungshaltung exorbitant, es braucht nicht viel, damit ein Leser lieber zu einem anderen Buch greift - Auswahl besteht ja genügend. Wenn ich Bücher sehe, bei denen der Autor in Schriftgröße 100 und der Titel in kursiv und Größe 30 darunter gedruckt ist, dann schreibe ich dem Verlag und Autor schon zu, auf welchem Wege sie ihren Verkauf erhoffen.

    Nachfolgend die ersten Sätze meines Projekts.

    Stell  dir vor, du würdest eine Person bei einer moralisch verwerflichen Tat beobachten, wie sie zum Beispiel etwas gestohlen hat. Ist dieser Mensch aus deiner Sicht böse? Ich würde sagen: vielleicht. Du kennst ihre Absicht dahinter nicht; möglicherweise hat sie es für das eigene Kind gestohlen. Hat sie aus eigennützigen Gründen gehandelt, dann ist die Person vermutlich bösartig. Folgen wird das für dich wohl kaum welche haben.
    Nun stell dir vor ...
    Ich habe diesen Anfang bewusst so gewählt und wie von dir beschrieben den Roman vor dem zentralen Konflikt gestartet. Meine Intention ist die Konfrontation mit den Vorstellungen des Lesers und seinen Vorstellungen von "Böse - Böser - am Bösesten". Insbesondere durch die Frage möchte ich ein Kopfkino erzeugen oder zumindest, dass man über den Begriff von Gut/Böse reflektiert. Ob der Chronist, der vom ultralativen Bösen redet, Zustimmung erzeugt oder Ablehnung ist eine andere Frage. Aus meiner Sicht ist es für die Einstiegsszene notwendig, dass der Protagonist oder Antagonist eine Reaktion hervorruft. mMn muss das nicht einmal über aufgeworfene Fragen geschehen, sondern über Handlungen bzw. Moral- und Wertevorstellungen der Personen. Tribute von Panem wäre für mich so ein Beispiel, dort bin ich weniger neugierig aufgrund aufgeworfener Unklarheiten als vielmehr durch die Art, wie Katniss tickt und wie sie sich verhält.
    Schlussendlich ist es immer eine Frage der persönlichen Präferenz und nach den Worten einiger Autoren ist es sowieso ratsam, dass man die Zielgruppe seines Romans kennen sollte, um einen geeigneten Einstieg zu finden. Kinder und Jugendliche sind mit anderen Anfänge zu fesseln als Erwachsene, Krimis anders als Fantasy usw.

    @Gotthelf: "Der zentrale Konflikt ist bei mir Rache, der Auslöser dafür ein Mord. Und ich kann den Mord nur schlecht an den Anfang stellen und gleich Rachegedanken aufkommen lassen"
    Kannst du das noch näher erläutern? Ich frage aus dem Grund, weil ich Literatur auf der Bank ruhen habe und sie in absehbarer Zeit lesen möchte. Deine Antwort würde ich parallel dazu gerne im Hinterkopf haben.

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