Runa
Ort: 1: Kutsche von Halma (NPC) in der Nähe des Lagers
2: Lager am See
3: auf der anderen Seite des Portals
Playpartner: erst: Sina, Halma (NPC); später Alle
Während der Szene mit dem nackten Zwerg hatte keiner die beiden Wildkatzen bemerkt, die sich rasch und unauffällig vom Lager entfernten. Doch hätte sie jemand gesehen, hätte er bei genauerem Hinsehen erkannt, dass die beiden Katzen doch etwas größer waren als sie es normalerweise hätten sein dürfen. Auch hätte er vielleicht bemerkt, dass die rotbraune Katze die Ohren voller Ohrringe hängen hatte Doch es sah sie ja keiner..
Nach kurzer Zeit hatten die beiden Schwestern Halma's Kutsche erreicht. Sie hatte gerade die Pferde eingespannt , als die Schwestern aus dem Wald traten, nun als Menschen. Halma erschrak im ersten Moment, doch dann erkannte sie die beiden Katzenwandlerinnen, die während der Fahrt so unbeteiligt gewesen waren. Runa räusperte sich kurz. "Halma? Ihr fahrt wieder in die Stadt zurück, ist das richtig? Ich hätte eine Bitte an euch. Könnt ihr meine Schwester Sina hier mit euch nehmen? Eine Welt voll von diesen fremden Menschen ist doch etwas... zu viel für jemanden, der soviel schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht hat." Sie lachte kurz bitter auf. Plötzlich nahm sie Sina's Platz als fürsorgliche Schwester ein. Wann war das denn passiert? Halma schaute kurz die Beiden an und merkte sofort, dass sie lieber nicht nach weiteren Gründen fragte. "Natürlich kann ich deine Schwester mitnehmen. Ich hab ja noch reichlich Platz in der Kutsche. Außerdem wäre ein Gesprächspartner auf dem Rückweg ganz nett, einer der auch antwortet, nicht so wie die hier." Dabei lachte sie und tätschelte den Hals der einen Stute, die vor die Kutsche gespannt war. Nun war es an Sina, das Wort zu ergreifen. "Vielen Dank euch, Halma. Hättet ihr vielleicht auch etwas Arbeit für mich? Ich könnte den Abwasch erledigen oder euch anderweitig im Haushalt helfen. Ich brauche auch nur ein Dach überm Kopf und eine tägliche Mahlzeit, mehr brauche ich nicht." Bei den letzten Worten schaute sie etwas beschämt zu Boden, sie fühlte sich wie eine Bettlerin. Halma lachte herzlich und klopfte Sina auf die Schulter. "Was schaust du denn so beschämt, Kleines? Du musst dich doch nicht schämen, so etwas grundlegendes zu fragen. Ich bin froh über jede Hilfe, die ich kriegen kann und du scheinst mir eine ordentliche, aufrichtige junge Frau zu sein. Und das mit dem Dach und der Mahlzeit ist selbstverständlich, wenn du mir hilfst." Sie grinste kurz und stemmte dann die kräftigen Arme in die Seiten. "Aber ich fahre jetzt gleich los. Ich schau mir nochmal an, ob alles in Ordnung ist, dann fahr ich auch schon." Und obwohl sie genau wusste, das mit der Kutsche alles in Ordnung war, ging sie noch einmal betont langsam alles durch. Sie wollte den Beiden wenigstens ein bisschen Privatsphäre für den Abschied gönnen.
Runa holte tief Luft, machte den Mund auf und dann wieder zu. Seit sie denken konnte, war sie immer bei ihrer Schwester gewesen. Um genau zu sein, waren die Beiden noch nie über längere Zeit getrennt gewesen, höchstens einen Tag. Und jetzt trennten sich nicht nur ihre Wege, sondern auch ihre Welten. Und kein 'Auf Wiedersehen' konnte diesmal voller Zuversicht gesprochen werden, weil es diesmal keine Gewissheit gab, das sie sich jemals wiedersehen würden. Sina ging es ähnlich. Schließlich nahm sie Runas Hand, drückte diese kurz und zog ihre große kleine Schwester an sich. So blieben sie eine Weile stehen, pressten das Gesicht in die Schulter des Anderen und versuchten, den Abschied zu verkraften. "Versprich mir eins", sagte Sina schließlich mit brüchiger Stimme. Sie hielt ihre Schwester auf Armeslänge von sich, beide Schwestern hatten feuchte Augen. "Mach keine Dummheiten, ja? Ich weiß, das wird dir schwer fallen, aber versuch es. Bitte. Damit du wieder heil zurück kommst. Was soll ich denn machen, ohne jemanden, um den ich mir permanent Sorgen machen kann, huh?" Dabei lachte sie kurz auf und lächelte Runa an. Diese erwiederte das Lächeln mit einem Grinsen. "Ich werds versuchen." Sie umarmten sich noch einmal. Sina kramte in ihrer Tasche, dann holte sie ein paar Armbänder hervor, solche, wie sie sie immer machte, aus Wiesengräsern und Farnen. Diese hier waren besonders schön, weil kleine Perlen und Steinchen hinein geflochten waren. "Hier. Die werden dir Glück bringen." Runa nahm die Armbänder entgegen und zog sie sofort auf ihre Arme, zu zahllosen weiteren Armbändern, die sie im Laufe der Jahre von Sina bekommen hatte. "Danke. Jetzt komme ich bestimmt zurück."
Halma war mit ihrem Rundgang fertig und setzte sich auf den Kutschbock, Sina packte wieder ihre Tasche und stieg zu Halma. Runa schaute zu ihnen hoch und grinste noch einmal schief. Dann drehte sie sich rasch um und verschwand im Wald, um den Abschied nicht noch länger hinaus zu zögern.
Wieder im Lager angekommen, umgab sie eine seltsame Stille. Alle Lagerplätze waren abgebaut, niemand war mehr zu sehen. Waren die anderen schon weg? Sie lief weiter, bis sie zum Strand kam. Dort bemerkte sie die flimmernd schillernde Stelle in der Luft, konnte das das Portal sein? Dann waren die Anderen also wirklich schon gegangen! Hatten sie denn nicht bemerkt, dass sie fehlte? Auf dem Boden neben dem Portal lag ein Kästchen in dem mal mehrere Phiolen gelegen haben mussten, jetzt waren darin nur noch drei. Runa erinnerte sich, das jemand im Ratssaal erwähnt hatte, sie müssten Tränke nehmen, um wie Menschen auszusehen um keinen Verdacht zu erregen. Nun erwachte der Trotz in Runa, wollten die Anderen sie hier absichtlich zurück lassen? Hatten sie sie einfach nicht dabei haben wollen? Sie schnappte sich eine Phiole und wollte sie schon voller Frust in den See schmeißen, als sie sich eines Besseren besann. Sie legte die Phiole zurück ins Kästchen und nahm dieses an sich. Dann ging sie mit zügigen Schritten durchs Portal.
Warum sie sich umentschieden hatte, wusste sie selbst nicht so genau. Vielleicht war es die unstillbare Neugier, was sie in der alten Welt erwarten würde, vielleicht auch der Trotz den Anderen zu beweisen, dass sie es nicht wert war, einfach so zurück gelassen zu werden. Als sie nach kurzem Rütteln ankam, war es heiß und trocken um sie her. Ein schwarzer Weg mit weißem Muster führte zu einer Ansammlung von schimmernden, riesigen Bergen, die seltsam schmal schienen in der Ferne. Am Wegesrand sah sie die Anderen, wenn auch leicht verändert. Ellyn zum Beispiel hatte keine Flügel mehr, und dieses Strahlen, dass sie immer umgeben hatte, war verschwunden. Xaron hatte sich am Meisten verändert, er sah nun aus wie ein gewöhnlicher Mensch, was irgendwie merkwürdig war, wenn man ihn mit seinem ehemals fast majestätischem Aussehen verglich. Lodrin sprach gerade über eine seltsame Maschine, die über ihren Köpfen flog. Als er fertig war, meinte Runa aus dem Hintergrund:"Ihr seid ja schnell weg gewesen, alle Achtung. Da ist man mal fünf Minuten fort, um seine Schwester weg zu bringen, und kaum ist man wieder zurück, ist das Lager verlassen. Aber naja, ich will's euch nicht verübeln, ihr seid ja noch nicht weit gekommen wie's scheint. Ihr habt übrigens was vergessen." Mit diesen Worten grinste sie schief und hob das Kästchen mit den übrigen drei Phiolen hoch.