Azurita von Hohenstadt:
Sie ließ die anderen beiden schnellen Fußes hinter sich. Fliehenden Schrittes ging es durch die hohen Gänge des Ratsgebäudes. Ihr Umhang, der wie ein Schatten hinter einer Ecke oder Kurver verschwand, war das einzige was die meisten Bewohner der ehrwürdigen Hallen von ihr sahen. Und das rythmische Klacken ihrer Stiefel auf den Marmorboden, hallte durch die Gänge.
Da war sie, die Eingangstür des Ratsgebäudes. Sie begann zu rennen, wobei einige Bürokraten hastig aus ihrem Weg springen mussten. Als sie mit aller Kraft die Eichenflügel des Portals aufstieß, hinterließ sie eine Bugwelle aus zeternden Bürokraten, fliegenden Pergamenten und Schreibutensilien und einigen Blessuren.
Die Flügel des Portals krachten gegen die Außenwände des Ratsgebäudes, als Azurita bereits den halben Weg auf die belebte Straße hinter sich hatte.
Ihr wurden einige Blicke zu geworfen, die sie jedoch ignorierte. So schnell sie konnte lief sie die Straße hinab. Sie atmete erzwungen tief und gleichmäßig und ihre kalten Muskeln protestierten gegen die plötzliche Belastung. Doch sie rannte weiter. Egal was man ihr hinter her rief, oder wer versuchte sie auszubremsen. Sie hatte ein Ziel und da musste sie so schnell wie möglich hin. Dennoch nahm sie einen Schritt nach dem anderen, und vergaß nicht das hier und jetzt. Die Kopfsteingepflasterten Gassen der Hauptstadt könnten ihr Ende bedeuten, wenn sie nicht aufpasste wo hin sie ihre Füße setzte. Zum Teil waren die Straßen nur wenige Schritt breit und gingen steil berg ab. So war das halt wenn man eine riesige Stadt in ein Vorgebirge setzte.
Langsam wurde die Umgebung dunkler und die Gebäude höher, die Gassen noch enger. Die Fabelwesen um sie her wurden dreckiger und ihre Blicke wurden feindseliger. Schließlich stand sie vor einem verfallenem Gebäude. Einst war es eine Niederlassung der Magiergilde gewesen, doch nun war es nur noch ein Ort für Halunken, Geister und andere zwielichtige Gestalten. Es war ein imposantes Gebäude. Vier Stockwerke hoch, komplett gemauert aus einst hellem Stein. Hohe Fenster, die einst mit Buntglas verschlossen waren, doch nun waren nur noch dunkle Löcher übrig, mit hier und da gierig gereckten Glaszähnen.
Die Eingangspforte lag am Ende einer kleinen Freitreppe, deren Stufen gebrochen und verunreinigt waren. Die Pforte selber war seltsamerweise noch intakt und glänzte wie am ersten Tag nach dem sie eingesetzt wurde.
Azurita musste gar nicht erst ihre Astralsicht bemühen, um zu wissen, daß ein Schutzzauber auf der Pforte lag.
Aus den Schatten wurde die junge Magierin beobachtet, doch es kümmerte sie nicht. Auch wenn niemand das glauben würde, sie war schon öfter hier gewesen. In diesem dunklen Teil der so glänzenden Hauptstadt.
Hier hatte sie begonnen mit der Forschung an ihrem Zauber. Hier hatte sie ihr Stigma erhalten. Sie wußte, daß sie auf die meisten Fabelwesen merkwürdig wirkte. Sie schüttelte den Kopf und ging die Treppenstufen hinauf. Dabei bröckelten diese und sie musste aufpassen, nicht zu stolpern.
Die Pforte war leichtgängig. Sie betrat die Eingangshalle des alten Gebäudes. Im inneren war die verfallene Niederlassung genauso heruntergekommen wie von außen. Zerschlagene Einrichtung, Löcher in der Decke und im Boden und überall lag Schutt und Unrat herum.
Ihre Augen gewöhnten sich auch sehr schnell an die Dunkelheit in dem Gebäude. Sie sah hier und da huschende Schatten und neugierige Augen, die sie betrachteten.
Dennoch ging sie weiter in den Raum hinein, wobei sie vorsichtig Löcher umrundete und Schutthaufen mied.
Nach kurzem war sie an einer Treppe angelangt, die in den Keller führte.
Die Treppe war die ersten Windungen noch gemauert, aber intakt. Nach einigen weiteren Windungen war sie jedoch direkt in den Fels geschlagen.
Mehrere Minuten, oder waren es Stunden?, ging es tiefer in den Leib der Erde. Doch schließlich öffnete sich vor ihr der Weg. Sie trat hinaus in freien Raum. Auf jeden Fall fühlte es sich so an, doch sie hatte nichts visuelles um es daran fest zu machen. Sie stand mitten in einem See aus Schwärze und nichts. Es war als würde sie fallen, obwohl sie auf festem Boden stand. Sie schüttelte den Kopf um das Gefühl los zu werden, und sich auf ihr Vorhaben zu konzentrieren.
Sie ballte ihre Hände zu Fäuste und hob ihren linken Fuß an. Nach kurzem Zögern setzte sie ihn entschloßen in die Finsternis hinein. Sie spürte den selben unebenen Boden unter ihrem Linken Stiefel wie unter ihrem Rechten. Ein Ruck ging durch ihren Körper, als sie sich straffte und entschlossen in die Dunkelheit vorstieß. Mit jeder Sekunde die verging, meinte sie mehr Bewegungen und Gestalten in der Finsternis zu erkennen. Sie redete sich entschlossen ein, daß es nur die üblichen Bewegungen der Finsternis waren, die man sich einbildete, wenn man zu lange in sie hinein starrte. Doch es half nicht viel, denn immer wieder kroch die Frage in ihr empor, ob dieser Schatten oder jene Kontur nicht zu real wirkte, als daß sie nur eine Einbildung, eine Spielerei ihrer Fantasie, war.
Schließlich sah sie ein schwaches Funkeln. Es wurde immer klarer und schließlich wurde es zu einem Edelstein, der in den Boden eingelassen war. Sie merkte erst jetzt, daß sie unwillkürlich angefangen hatte zu rennen. Angezogen von dem schwachen Schein des Steines, wie eine Motte vom Feuer.
Sie blieb einige Schritte von dem Stein entfernt stehen. Sie wußte was es war. Ein Artefakt. Ein magisches Kleinod, eingelassen in einen gigantischen Magischen Kreis. Dies war der Grund für die Existenz dieser Niederlassung. Hier unten waren die Magier auf einen Ort gestoßen mit überaus hohen latenten Magischen Strömen. Er war perfekt, um die Magie in neue Pfade zu kanalisieren und dann durch den Edelstein zu verstärken und Gestalt werden zu lassen.
Sie schritt bedächtig auf den Kristall zu. Um ihn herum waren vier Vertiefungen eingelassen. Einst mussten hier Kissen gelegen haben, für die Magier.
Doch jetzt war nur kalter Stein, mit verschlungenen Intarsien zu erkennen.
Azurita atmete tief durch und stellte sich direkt über den Edelstein.
Wie von selbst begann ihr Körper sein Werk. Ihr Geist formte die Worte, und ihre Lippen sprachen sie aus. Ihre Hände hielt sie empor über ihren Kopf, um die magischen Ströme zu formen. Einen Augenblick passierte nichts, doch dann begannen helle weiße Linien über den Boden zu fahren. Sie begannen an den äußersten Enden der gigantischen Halle und begannen dann knisternd ihre Reise zum Mittelpunkt des Raumes. Den Ort wo Azurita immer noch stand.
Sie beschwor die Kräfte dieses Ortes und aktivierte das verschlungene Netz aus magischen Formeln, Kreisen und Symbolen, das in den Boden eingelassen war.
Immer enger zog sich das Netz aus gleißenden Linien um sie her. Sie merkte wie Angst in ihr empor kroch. Diese Kräfte die sie hier beschwor, konnten sie zerschmettern ohne dadurch auch nur geringer zu werden.
Sie vertrieb die Angst in die hinterste Ecke ihres Geistes und fuhr fort, die magischen Ströme auf den Edelstein zu zu führen. Schließlich stießen die Manaströme auf die vier Vertiefungen und ließen diese zu gleißendem Leben erwachen.
Als würde der gesamte Raum kurz innehalten und vor dem entscheidenden Moment noch einmal Atem holen, passierte zunächst nichts mehr.
Doch dann stießen vier Lichtschlangen in den Edelstein und ließen diesen wie eine Sonne erstrahlen, jedoch in den verschiedensten Facetten. Azurita musste sich jedoch ganz auf den nächsten Schritt konzentrieren. Wenn jetzt etwas falsch lief, würden die magischen Ströme, die durch sie hindurch fließen würden, sie töten.
Sie atmete tief durch und leitete die letzte Phase des Rituals ein. Überall im Raum knisterte die Magie und Blitze zuckten aus dem Edelstein über ihre Beine und Hüften. Nach einigen Augenblicken stießen die Blitze in sie hinein und erfüllten sie mit einer gigantischen Macht. Sofort begann sie mit der Anrufung und der magischen Formel.
Die ungeheuren Energien strömten durch ihren Körper und hinauf zu ihren Händen wo sie Form annahmen.
Zuerst waren da nur schwarze Funken. Doch dann entstand eine finsternis zwischen ihren Händen, die erhellt wurde von violetten und goldenen Entladungen. Sie fuhr fort und ihre Stimme war mehr ein Kreischen, denn eine ruhige Anrufung. Die Magie hatte noch lange nicht ihr höchstes Level im Raum erreicht. Ganz im Gegenteil, sie stieg immer rasanter an!
"that smashes even the souls of the gods!"
beendete sie die Formel und zwang die Magie in ihre finale Form. Mit einem Krachen wurde aus der Kugel eine Klinge. Ein Griffstück aus Schwärze und violetten Entladungen lag in ihren Händen und daraus entsprang eine ebensolche Klinge, wie sie im Ratsraum erschienen war.
Währenddessen schien sich ein schwarzer Dunst auf den Edelstein zu senken und eine Finsternis schlich die hellen Manaadern entlang. Die Macht, welche sie beschworen hatte, veränderte die magischen Ströme.
Sie leitete weiter die magischen Ströme in die Klinge und begann sich damit zu bewegen.
Und es funktionierte! Sie konnte die sicherlich zwei Schritt lange Klinge wie ein Holzstecken führen. Doch sie wusste, daß sie aufpassen musste, ansonsten würden die magischen Ströme, die gerade durch ihren Körper jagten, sie vernichten.
Sie wußte, daß wenn jemand herrausfand was sie jetzt tun würde, die Magier sie noch mehr verachten würden als zuvor. Doch es war ein einfacher Weg, um ihre Theorie zu bestätigen.
Sie nahm all ihre Stärke zusammen und mit einem Schrei rammte sie die finstre Klinge in den Edelstein.
Die Spitze des Schwertes traf auf den Stein und die magischen Ströme schienen einen Schutzschild um das Artefakt zu schaffen. Azurita wusste, daß so ein Schild, undurchstoßbar war. Man musste die magischen Ströme des gesamten Ortes und die Macht des Artefakts selbst überbieten und dann zerschmettern.
Erleichterung machte sich in ihr breit, als das selbst mit all ihrer Kraft geführte Schwert, nicht im Stande war, den Schild zu durchdringen.
Krack!
Ein kleines Stück splitterte vom Kristall und flog davon.
Ihre Augen wurden groß und sie wollte nicht wahrhaben, was nun geschah.
Vor ihren Augen drang die Klinge durch das Schild und durchstieß das Artefakt.
Das Artefakt explodierte in einer farbenfrohen Feuersbrunst. Azurita wurde mehrere dutzend Schritt weit davon geschleudert und kam etwas benommen am Rande des magischen Zirkels zum liegen.
Doch es war angerichtet. Die Manaadern erstarben und Finsternis legte sich wieder über den Ort.
Sie lauschte in die Finsternis hinein mit allen ihren Sinnen, auch den magischen, doch da war nichts mehr!
Sie hatte wahrlich die Macht beschworen, die in der Lage war Welten zu vernichten.....
Sie stand nun in der Straße, in welcher sich das Gasthaus befand, daß die anderen hatten besuchen wollen und davor stand bereits eine Kutche, vor der sich auch der Zentaur befand. Sie hatte einige Zeit gebraucht. Sie hatte noch rumfragen müssen, um heraus zu finden wo die seltsame Truppe abgestiegen war und ihr Sprint von zuvor, war ihr nicht mehr möglich. Ihr ganzer Körper fühlte sich zerschunden an und sie hatte sich kurz in einer Pfütze betrachten können. Sie sah müde aus, hier und da war die Haut leicht gerötet von Blut, daß sie nicht ganz hatte abwaschen können. In ihren violetten Haaren war etwas Blut zu erkennen und in ihrem Mund war noch immer der metallisch-süße Geschmack. Wenn sie zu schnell lief oder sich zu sehr anstrengte, musste sie sofort husten und sie blutete aus der Nase. Ihre Muskeln brannten, als wäre sie den ganzen Tag gesprintet.
Sie ging auf den Zentauren zu, den einzigen, den sie gerade im Blickfeld hatte, und meinte nur: "Wann geht es los?"
Wobei sie jedoch am Ende sofort husten musste und ihre behandschuhten Hände dann hinter dem Rücken verbarg. Das rote Schimmern auf ihren Lippen war schon verräterisch genug. Zum Glück waren ihre Handschuhe schwarz.
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"You've taught me skill is not enough. It cannot compare to Love!
"I'll praise You in this storm,
and I will lift my hands,
for You are who You are,
no matter where I am!"
"Mit Feder in der Hand habe ich, mit gutem Erfolg, Schanzen erstiegen, von denen andere mit Schwert und Bannstrahl bewaffnet zurückgeschlagen worden sind."
"Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil,
lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf."