necro schrieb:Ich finde es jedenfalls überhaupt kein Problem, wenn man sich in diesem Grenzbereich bewegt, denn was "real" oder "sinnvoll" oder "richtig" oder "verschroben" ist, bestimmt doch nur unser Bewusstsein - und was nach dem Tod kommt oder sonst noch existiert, da bin ich nicht so vermessen zu behaupten, ich wüsste das. Auch die von dir angedeuteten unterschiedlichen objektiv definierten Probleme der Menschen korrelieren oft nicht mit dem subjektiven Zufriedenheitsempfinden.
Als ich jünger war, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es andere Weltanschauungen, als die meine gibt. Daher ist uns die gute alte Geschichte von Gut und Böse so lieb. Ein einfaches, kindliches Empfinden. Die meisten Gehirne auf der Erde verweilen ein ganzes Leben lang in diesem Zustand. Je beschränkter der Erfahrungshorizont, umso zementierter diese Auffassung.
Früher hätte ich eine solche Frau schnell abgeurteilt und als verrückt links liegen gelassen.
Mittlerweile steht fest, die ganze Welt ist ein einziges Irrenhaus! Also ja, ich bin definitiv eine Verrückte und klar jeder, der sich ein so extremes Schneckenhaus baut, wie diese Frau oder andere extreme Zeitgenossen, wissen ganz klar zu definieren, dass ich ein abartiges Monster, bestenfalls bekloppt bin.
Wie auch immer - etwas hat mir die Augen geöffnet und ich begann die Welt in Farbe zu sehen. Meine reale Welt versteht sich - die eine und einzige für mich - aber es gibt da draußen mehr reale Welten als Sterne im Universum und ich kann sie mit meinem Fernglas betrachten. Dieses Wissen schenkt mir ein bisschen Gelassenheit und nimmt mir auch die Angst. Es ist keine unsichtbare Bedrohung mehr da.
Ich denke, dass wir gerade in einer schwierigen Phase großes Augenmerk auf die doch sehr unterschiedlichen Realitäten unserer Mitmenschen richten, kommt nicht von ungefähr. Natürlich sind für uns skurrile Weltanschauungen schon immer unter uns. Das Internet bietet jenen, die ganz von ihrer eigenen Realität durchdrungen sind, eine geniale Plattform und schon finden sich zwei, die denken ihre Nachbarn stammen vom Mars. Derart bestätigt bauten Gehirne ihr Multiversum zusammen. Im Grunde genommen ist unser ganzes Leben eine fantastische Reise in den Tod. Die einen brauchen viele Stimuli von außen, die anderen kommen ohne aus.
Ein Realist fantasiert sich seine Realität aus den gleichen Atomen zusammen wie der Fantast. Er lebt vielleicht bewusst eindimensional, weil weitere Dimensionen sein Weltbild zu stark verzerren. Vielleicht braucht er diesen Kokon, diesen Schutz, weil er zu schwach ist, sich für mehr zu öffnen. Das versuche ich zu respektieren.
Es ist natürlich eine Herausforderung sich in einen Menschen wie die oben geschilderte Frau hineinzuversetzen. Ich finde, das ist dir spontan gut gelungen. Deine Ansätze zu dieser Idee sind sehr interessant.