@Airstrike schrieb:Ok Crackle, mit dir auf einer Ebene zu diskutieren und das als Laie wird schwer. Mal schauen was bei rum kommt.
Keine Sorge, auf anderen Gebieten wie Geschichte kann ich mich absolut nicht einbringen, dafür habe ich meine Stärke in diesen Fragen

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@Airstrike schrieb:Ich frage mich beim Schreiben selbst immer: Führt dieser Background jetzt dazu, dass jene Person die ganze Welt hasst oder sich selbst?
Im Grunde gründet der nach außen gezeigte Hass auf einer Verletzung des Selbstwertgefühls. Im Gegensatz zu Liebe, was oft als Zeichen von Schwäche und Verwundbarkeit angesehen wird, ist Hass ein Zeichen der absoluten Stärke, der Gegenangriff auf erlittenes Unrecht. Ob das auf alle anderen Personen übertragen wird, ist eine andere Frage, das kommt auf die Weltanschauung der Person an. Es könnte gut sein, dass die von dir genannte Person sämtliche Frauen dafür verantwortlich macht, er könnte es aber auch auf Männer projizieren oder es nur bei der einen Person belassen.
@Airstrike schrieb:Aber wie leicht ist es, einen Charakter zu erschaffen, der auf eine zumindest ähnliche Weise Hass auf alle Menschen entwickelt hat? Die Frage, ob das nun realistisch ist, überlasse ich dir. Was ich aber sage ist, dass wir hier im Autorenforum immer noch in fiktiven Welten bewegen, hier geht es nicht um Realismus, sondern Unterhaltungswert.
Das ist prinzipiell sehr leicht, immerhin brauchst du nur einen guten Grund für den Hass und das wars. Realismus hin oder hin, auch ein Weltuntergangsstreben ist gefühlt nicht realistisch, es sei denn, die Person glaubt an die Wiedergeburt und denkt, sie kann an der Erschaffung einer neuen Welt dabei sein. Ansonsten finde ich den biologischen Selbsterhaltungstrieb zu stark, um aus dem nichts zu rechtfertigen "Ok, ich helfe dir dabei mich und alle anderen Menschen zu vernichten".
@Hydra Radley schrieb:Psychologisch gesehen ist im Fantasy auch der Held bzw. die Heldin auch ein/eine Serienmmörder/in. Schließlich tötet der Held bzw. die Heldin ein Haufen seiner Gegenspieler. Die ja nur Marionetten des Antagonist sind. Haben die kein Recht zu Leben?!
Wie Gaia angesprochen hat fehlt mir die deine Vorstellung, um die Worte einschätzen zu können, doch diese Sichtweise finde ich zu einfach. Jeder Soldat wäre ein Serienmörder, es macht aber einen Unterschied, ob man jemand bekämpft, der Unschuldige versklavt, tötet oder anderweitige Macht entgegen des Willens Dritter ausüben will oder ob man den Antagonisten besiegen will und deren Mitstreiter bekämpft.
Und nun zum größten Dorn:
@Hydra Radley schrieb:1. Rache besteht aus Hass. Hass besteht aus Wut. Wut besteht aus verletzten Stolz. Verletzter Stolz entsteht aus Enttäuschung. Und Enttäuschung entsteht aus Verletzung der eigenen Bedürfnis. Das Ego ist verletzt und will Rache. Um jeden Preis. Andere sollen leiden.
Nein. Nein. Nein. Rache besteht nicht zwangsläufig aus Hass, denn Hass will vernichten. Punkt. Rache ist auf einer Wiederherstellung ausgerichtet, um erlittenes Unrecht gutzumachen und die eigene Würde wiederherzustellen (!). Rache kann schon dadurch befriedigt werden, dass der Täter sich entschuldigt und seine Fehler anerkennt, dazu bedarf es nicht des überstrapazierten Satzes "Auge um Auge, Zahn um Zahn".
Aus vielerlei Hinsicht mag Hass in der Alltagssprache aus Wut bestehen, doch Hass hat eine wesentlich höhere Intensität und Valenz im Gegensatz zum Hass. Wut entsteht durch Frustration und verletztem Selbstwertgefühl (zu beobachten an Kleinkindern und Bonobos, die wütend sein können aber nicht hassen). Und für den Hass zitiere ich am Besten:
"Der Hass [...] zielt nicht auf Prinzipien, Ehrgefühl oder Selbstbehauptung, er will nichts wiederherstellen. Er zielt auf das Objekt und will es demütigen, kastrieren, vrenichten. Der Hass ist stets der Zwilling des Neides - beide entstehen imemr in Bezug auf ein Objekt."
So, um den Bogen zum Titel zurückzuschlagen: Ich finde das Weltuntergangsstreben ziemlich lasch, zumindest muss er extrem gut begründet sein. Für eine Einzelperson mag das vielleicht noch gelten aufgrund oben genannter Gefühle, für Mitstreiter wirkt das aber sofort unglaubwürdig und auf den Leser wohl langsweilig, weil wenn der Antagonist das Ziel erreicht, dann müsste in dem Moment das Buch im Satz aufhören. Was sind denn Beispiele für Filme oder Bücher, in denen die Gegenspieler wahrhaftig die ganze Welt vernichten wollen und sie nicht nur neu gestalten?