Predator Upgrade... oof.
Vorab: Spoiler für den gesamten Film. Ich zensiere das jetzt mal nicht, denn den sollte sich eh keiner ansehen. Hoffe die Profanität geht in Ordnung. Die Namen der Figuren habe ich alle bereits vergessen, war ja aber sowieso nicht wichtig.
Doch bevor ich anfange, möchte ich ganz kurz über die Vorgänger reflektieren:
Der originale Predator hat sich den Titel eines Action-Klassikers einfach verdient.
Der zweite Teil war etwas etwas komisch, das Konzept vom Predator in der Stadt hat nicht so richtig funktioniert, aber die Figuren waren okay und das Predator-Universum wurde dinnvoll ergänzt.
Der dritte Teil orientierte sich sehr stark am Ersten, machte nichts wirklich falsch, brachte aber auch nicht viel Neues - dennoch fand ich es ganz angenehm, die Predators nach modernen Filmstandards abgelichtet zu sehen. Die Kostüme waren (wie auch in den Vorgängern) grandios - und mal ehrlich, so gut der erste Teil auch sein mag, die CGI-Speziaeffekte halten mit der Zeit einfach nicht mit und sehen veraltet aus, da hat der von 2010 die Film-Ikone optisch doch ein bisschen aufpoliert.
Alien vs. Predator fand ich ebenfalls ganz lustig. Man darf den Film nicht so ernst nehmen, wie die vorigen drei und wenn man über die schwachen Charaktere und den zusammengeschusterten Plot hinwegsieht, hat man knackige Action-Unterhaltung. Und Aliens und Predator zusammen in einem Film passen einfach und die Wünsche werden größtenteils befriedigt. Die Aliens und Predators sehen verdammt gut aus und die Actionszenen sind größtenteils schön anzusehen. Die beiden Franchises wurden auch recht glaubhaft miteinander verbunden und erweitert.
Alien vs. Predator Requiem ist natürlich ne andere Geschichte und macht einen gewaltigen - gewaaaltigen Absacker in Sachen Qualität, doch als Trash-Film gesehen kann man selbst mit dem Streifen ein bisschen Spaß haben. Nur ein bisschen. Aber er ist sehr schlecht.
War ich also gepsannt auf Predator Upgrade? Und wie!
...und wie groß die Enttäuschung war.
Predator Upgrade hatte die Chance nach dem Original der beste Teil der Reihe zu werden, vielleicht sogar seinen Vorgänge zu übertrumpfen. Dass Sequels von alten Klassikern auch 2018 noch gut sein können zeigte uns etwa Blade Runner 2049. Zudem saß diesmal Shane Black an der Regie. Nicht nur hat er eine ausgezeichnete Filmografie vorzuweisen (z.B. Nice Guys) - er war auch als Schauspieler beim ersten Predator-Teil an Bord. Ich hatte Vertrauen darin, dass er mit dem Franchise sorgsam umgeht, war deshalb nur umso mehr erschüttert, als ich im Kino saß.
Auf imdb scheint der Hauptkritikpunkt von vielen Usern zu sein, dass der Film sich von der ernsten Action abgekehrt habe und nun eine Action-Komödie sei. Das stimmt, wobei man bedenken muss, dass auch der erste Teil einen latenten Sinn für Humor hatte, indem er die Tropes der 80er-Jahre Actionfilme erkannt, karikiert und kurzerhand umgedreht hat. Shane ist außerdem bekannt für seine schwarzen Komödien - und ganz ehrlich: Ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn der Film etwas leichtherziger und lustiger gewesen wäre. Sci-Fi-Monster-Action darf auch mal spaßig sein! Aber das Problem war, dass der Film einfach nicht lustig war - sondern einfach nur sch***e.
Das liegt vermutlich größtenteils am wirklich wirklich schlechten Drehbuch, welches (hoffentlich!) nur an einem Wochenende hingeklatscht wurde, und den daraus resultierenden schwachen Figuren.
So unsympathische Charaktere habe ich selten in Filmen erlebt. Vor allem der Protagonist. Ein Sniper mit etwa einem Dutzend bestätigter Tötungen, der seinem Sohn etwas darüber erzählen will, dass Töten schlecht ist und in einer anderen Szene seinen Feinden machohaft erklärt, dass er seinen Sohn belogen hat und doch Spaß am Töten hat (und sie daraufhin kalt macht). Wahrscheinlich war es als zynischer Witz gemeint, aber ich kaufe es der Figur ab, denn sie verzieht nie auch nur irgend eine Miene beim Auslöschen eines Lebens - von Soldaten des Staates, die prinzipiell einfach nur ihren Job machen und auch nicht immer den Befehl haben, ihn sofort zu töten. Okay, ich sehe ein: So viel Tiefgang ist vielleicht zu viel verlangt in einer Action-Komödie. Dennoch: Sein Sohn ist psychisch krank, seine Frau leidet darunter, dass er nie zuhause ist, da er immerfort auf Tötungsmissionen ist. Das wird nie wieder thematisiert und der Charakter lernt auch nichts im gesamten Film. Wow. Die Moral der Geschichte ist nämlich: Wenn du alle Staatsmitarbeiter, die dir ans Leder wollen, getötet hast, wirst du vom selben Staat zum Captain der selben Fakultät befördert - kein Scheiß.
Von Shane Blacks Handschrift war im Film nichts zu sehen. Normalerweise ist er für seine moralisch verqueren Figuren und schwarzen Humor bekannt und er schreibt lieber von "Losern", als von Helden. Mit dem Bus voller Verrückter hat er sich nur selbst karikiert. Bis auf ihre einzelnen Ticks - jeder hat einen anderen - werden sie nicht weiter charakterisiert und sind eigentlich nur nervig. Und natürlich hat einer von denen Tourette, was für sooo schlechte Witze missbraucht wird, wie wir es schon in tausend anderen Filmen gesehen haben. Das ist quasi wie eine Rechtfertigung dafür, ein schmutziges Wort als Witz darzustellen, ohne sich solchen vorher ausgedacht geschweige denn umgesetzt zu haben. "Höhö, er hat Arschloch gesagt, höhö - weil er Tourette hat! Und das passt gar nicht in diese Situation, HAHAH!" ...ja, sehr lustig. Vor allem wenn das ein halbes Dutzend Mal im selben Film passiert.
Die Frau, die leider nichts zu tun hatte, außer sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen, war glaube ich einfach nur da, um eine Frau im Film zu haben. Sehr schade, es wäre besser gewesen, hätte man sie ganz gestrichen, als so eine schlechte Repräsentation des weiblichen Geschlechts in einem Film zu haben, meiner Meinung nach. Was ich auch nicht verstanden habe: Die Frau hat sich freiwillig dafür gemeldet, dass sie am Alien forscht, wenn eines entdeckt wird. Sie wird benachrichtigt, weil eines entdeckt wurde. Sie besucht die Forschungseinrichtung. Dann bricht das Alien aus und plötzlich wird beordert, dass sie getötet werden soll, weil sie das Alien gesehen hat? What?
Naja, immer noch besser als das Kind mit Asperger-Syndrom, welches die Alien-Sprache innerhalb eines halben Tages lernt. Ein Kind, welches btw ein KOMPLETTES F*CKING HAUS MITSAMT UNSCHULDIGER FAMILIE AUS VERSEHEN IN DIE LUFT GEJAGT HAT. Fragte mich, was mit diesem Plotpunkt passieren würde... Achja - nichts! They lived Happily ever after.
Der Plot vom Film war wirklich so bescheuert, also sorry. Das Drehbuch hatte nciht so wirklich einen roten Faden, die namensgebenden "Upgrades" werden nur am Rande thematisiert. Dabei muss ich sagen: Das Thema hätte Potenzial gehabt. Es passt zu Predators, dass sie die perfekten Jäger werden wollen und deshalb auf der Suche nach den besten DNAs sind. Es hätte Freiraum für coole neue Predator-Designs mit verschiedenen Fähigkeiten gelassen! Wie wäre es etwa mit einem "Alien"-Predator...? Achja, gab's ja schon
Naja egal. Stattdessen ist der Super-Predator einfach nur größer (und kann auch ohne Helm vernünftig gucken).
Ja klar: Wer achtet großartig auf Logik in einer Sci-Fi-Action-Komödie? Doch das was im Film passiert ist einfach so ridiculous unglaubhaft und wird dabei auch noch so selbstsicher präsentiert, dass man das als Zuschauer einfach nicht abkauft. Außer man hat wirklich nicht den geringsten Anspruch an Filme.
Der Super-Predator war da noch das Logischste. Wie wäre es denn zum Beispiel mit den verdammten Alien Hunden wovon die Helden sich mit einem anfreunden, weil sie "hol's Stöckchen" mit ihm spielen. Ja. Nur dass das Stöckchen eine f*cking Granate ist. Warum ist der Super-Predator im gesamten Film über kugelsicher, obwohl er keine (bzw. wenig) Rüstung trägt, aber wenn der Protagonist ihm am Ende ins Gesicht schießt, wird es zu Brei? UND DANN DIESE GOTTVERDAMMTE SZENE AUF DEM RAUMSCHIFF, WO DER PROTAGONIST ZWISCHEN DEM KRAFTFELD DES SCHIFFES UND DEM SCHIFF SELBST GEFANGEN IST, AM KRAFTFELD HINUNTER RUTSCHT UND VON F*CKING AUßEN DIE RAUMSCHIFFTÜR ÖFFNET??? Whaaaat is going on?! Aber okay, ab dem Zeitpunkt war mir das bereits egal... relativ.
Es gab eine Szene, die fast - FAST gut war und zwar die Jagd im Wald. Da sickerte ein klein wenig Respekt an den ersten Teil durch. Auch war die Szene recht atmosphärisch und die Action war ganz gut, wenn auch meist viel zu dunkel. Leider war die Szene auch total gehetzt. Und dann musste sich ein Charakter sich leider heldenhaft opfern... indem er sein Gewehr wegwarf und dem (inzwischen brennenden) Super-Predator mit einem Messer bewaffnet ins Gesicht sprang... obwohl er gesehen hatte, dass selbst Gewehrkugeln dem Predator nichts ausmachen... ein idiotischer Tod für einen idiotischen Charakter, nehme ich mal an.
...soll ich wirklich noch was zur Endszene sagen?!
WHAT THE F*CK? Wer ist denn dafür verantworlich?!
Naja, abgesehen vom Inhalt des Sargs wunderte mich, wie diese "Wissenschaftler" so mit ihren Forschungsobjekten umgehen:
> Es geht um einen Sarg, der Alien-Technologie beinhaltet.
> Keiner weiß, was drin ist. Könnte es gefährlich sein?
> Die Forscher arbeiten fünf Meter daneben, ohne Schutzkleidung - okay?
> Plötzlich: Der Riegel schnappt zurück. Nebel dringt aus dem Sarg, alle technischen Geräte spielen verrückt.
> Es kommen ungelogen Forscher zum Sarg hin UND HEBEN DEN VERDAMMTEN DECKEL OHNE SCHUTZKLEIDUNG AN?? Waaaas??? Haben sie denn nichts gelernt, als sie an einem Predator rumgedoktert haben, ohne ihn vernünftig zu fesseln?
Ach, was soll's.
Das war einer der enttäuschendsten und schlechtesten AAA-Filme diesen Jahres. So einen Film stelle ich mir als Direct-to-DVD-Release vor - aber als große Produktion für 88-Millionen Dollar? Den einzigen Fehler, den sie nicht gemacht haben, war FSK 12 zu gehen... äh - danke?
*Rant over*