"Ich erwarte jetzt, dass XXX eintritt, aber es würde mich nicht stören, wenn das nicht passiert"
Nun glaube ich ihm das, aber ich musste mich generell fragen: Ist das wirklich so?
Ich habe es nämlich des öfteren erlebt, dass Leute - auch hier im Forum - mit einer Erwartungshaltung an einen Text herantreten und diese dann befriedigt haben wollen. Woran das liegt, ist egal, jedenfalls ist es zwar bei meinen Texten bis auf eine Ausnahme nicht passiert, wohl aber bei Anderen. Per se ist das auch in Ordnung, jeder hat seine Vorstellungen und ist berechtigt, diese auch auszusprechen. Problematisch wird es nur, wenn man diese Erwartungen als Maßstab dafür nimmt, ob der Text nun gelungen ist oder nicht. Ich halte es für sehr gefährlich, seine Meinung über inhaltliche Aspekte als Hauptkriterium dafür zu verwenden, denn das ist der erste Schritt zur Schemaliteratur, einer Welt, in der niemand mehr aus seiner Komfortzone gerissen wird, in der niemand mehr wagt, etwas anders zu machen. In der Populärmusik (Ausnahme Metal) ist das ja bereits der Fall, da wird nur nach einem Rezept produziert, da man das Risiko nicht eingehen will, Bands zu promoten, die aus der Reihe tanzen. Die Zeiten von Beatles, Pink Floyd oder Rush sind vorbei. Und Ähnliches könnte der Literatur auch passieren.
Deshalb mein Appell, dass sich jeder von uns - und da schließe ich mich nicht aus - mal an die eigene Nase fasst und schaut, ob er nicht insgeheim doch einen Text schlechter bewertet hat, weil die Erwartungen nicht erfüllt wurden. Mir ist es beim Paten passiert.