Hallo Sabine,
Zuerst muss ich dich für deine Kapitelüberschriften loben. Mit deinen Zeichnungen ist das mal was ganz kreatives. Das gefällt mir schon mal gut.
Der Warnhinweis ist ein geschickter Werbetrick!
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Das fliehende Pferd samt Schwert sind die passenden Symbole für das erste Kapitel. Es erscheint mir wankelmütig. Unelde muss Inella dringen sprechen - doch es hat Zeit bis zum Abendessen. Dort kommt Unelde schnell zur Sache und Inella findet es praktisch, dass sie Bilder übermitteln kann. Erst beim Überdenken kommen Ängste bei ihr auf. Ich hätte es vermutlich anders herum gehandhabt. Was mich verwirrt ist, dass Inella zwar teilweise die Legenden kennt, aber scheinbar doch nicht so gut, wie es bei einer doch klugen und verantwortungsbewussten Frau ihrer Position sein sollte.
Konn dagegen kommt recht klar herüber. Sein Kapitel ist kurz, erklärt aber alles Notwendige sehr direkt. Er ist sofort ein sympathischer Bösewicht. Schon weil er unter Nokor leidet.
Mit Isgur, dem Hafenarbeiter, der vermutlich die Sicht des einfachen Volkes veranschaulicht tue ich mich schwer. Da hätte es mir vollkommen gereicht, wenn ein Wachmann im Rat den Angriff meldet. Dieser Angriff geht auch sehr still vonstatten. Mir fehlen da die Balista, heulende Feuerkugeln, das Kriegsgeschrei. Gerade am Meer, wo den Schallwellen nichts im Weg steht tragen sich Geräusche unglaublich weit. Ich denke, bei einem Angriff ist binnen Minuten der letzte Bewohner der Stadt hellwach.
Hier macht Inella keine gute Figur, weil sie sehr passiv bleibt, während das einfache Volk beherzt zu Bratpfannen greift, bleibt ihr Schwert stecken. Ich wünschte mir, sie würde unbedacht und impulsiv handelt, damit ich ihr Herz erfassen kann, mit ihr das Entsetzen fühlen, das über ihre Mitmenschen hereinbricht. Aber in ihrer Position ist das vielleicht zu viel gewollt. Da kann man halt nicht immer wie man will. Und trotzdem wünsche ich mir sie in Aktion zu sehen.
Konn sieht die Probleme und handelt. Ich verzeihe ihm leicht, dass er Frauen und Kinder mordet, denn die Situation erfordert es.
Bei den Fluchtvorbereitungen kommt endlich die ersehnte Nähe zu Inella. Immer wieder tauchen sehr gelungene Beschreibungen auf, die mich berühren.
Aber wieder ist es Konn, der beim Auffinden von Uneldes Leiche die Punkte als Charakter sammelt.
Mehmer und Towaris bleiben Schatten, obwohl Mehmer zu Inella gehört, erfahre ich bisher fast nichts von ihm. Das finde ich schade. Die beiden scheinen irgendwie wichtig zu sein. Oder sind sie Sterbefiguren?
Isgur sieht das Leid des Volkes. Das macht er in großer Monotonie. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Wieder handelt Konn sehr durchdacht. Er ist den Flüchtenden auf den Fersen.
Auf der Flucht kommen wir Mehmer endlich näher und auch Inella, die aber sehr distanziert zu ihrem Lebenspartner ist. Er erfüllt sie mit Stolz, doch ich vermisste die Angst, die man empfindet, wenn man fürchtet einen geliebten Menschen zu verlieren. Was mich in einer Situation verwundert, in der das Leben aller in wenigen Minuten vorbei sein könnte. Wäre es nicht ein guter Moment sich gegenseitig Zuneigung zu vermitteln, Zweifel mit Rückenstärken zu bekämpfen? Wir lernen Garog kennen, Uneldes Enkel.
Inella versucht sich selbst als Spionin, anstatt einen Untergebenen zu schicken. Da ist die impulsive Handlung, aber leider viel zu spät. Jetzt wird es spannend.
Ich habe ein paar Dopplungen und Wiederholungen entdeckt. Einmal, in Isgurs Abschnitt sind sie vermutlich gewollt, ähnliches habe ich auch schon hin und wieder eingesetzt. Ich wollte damit Eindringlichkeit vermitteln, aber spätestens nach der 5. Korrektur habe ich dann auf den wohlmeinenden Rat von Freunden gehört und mich bei solchen Spielereinen aufs Äußerste beschränkt. Es wirkt auf die Dauer einfallslos und trägt nichts dazu bei die Szene besser zu machen.
Irgendwie sind die Nareden mir weit vertrauter als die Genusyer. Vielleicht liegt es an ihrer nahezu idealen Gesellschaftsform?
Also bis jetzt steht es 2:1 für Konn bei meinem internen Charakter-Vergleich.
Freue mich auf den nächsten Teil.