Ich will auch gleich mal den Anfang machen:
Im Grunde bin ich ein Gegner solcher Netzwerke. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich grundsätzlich das Internet für Teufelswerk halte. Wäre es so, würde ich nicht hier im Forum posten. Ich habe eine eigene Website, die ich erstellt habe und die ich pflege, ich kaufe online im Internet, habe eine Account bei eBay und einen bei Amazon. Man kann also nicht behaupten, ich wäre nicht im I-Net aktiv. Bei den Social Networks ziehe ich jedoch eine Grenze. Mir missfällt es einfach, dass man gezwungen - oder zumindest animiert - wird, eine Vielzahl seiner persönlichen Eckdaten bekanntzugeben. Die Profile sind inzwischen schon so detailliert, dass ich selbst bei Facebook nachsehen kann, wenn ich etwas über mich erfahren will. Okay, in meinem Fall geht das nicht, da ich nur über einen rudimentären Rumpfaccount verfüge, der es mir ermöglicht, mit meinen Freunden in England Kontakt zu halten, die sich nicht scheuen, jeden Aspekt ihres Lebens dort zu posten. Von den Betreibern der Plattformen wird es uns in bunten Farben als Vorteil präsentiert, dass man alles auf ihren Seiten nachlesen kann. Man kann einfach viel leichter mit seinen "Freunden" Kontakt halten und mit ihnen kommunizieren. Der Preis ist, dass man sich ganz bewusst zum gläsernen Menschen macht. Nicht genug damit, dass wir schon durch unser normales Leben eine faszinierende Datenspur legen: Wir kaufen mit EC-Karten oder Kreditkarten ein, nutzen Rabattkarten wie Payback, tragen Mobiltelefone spazieren, die dem Netzbetreiber ein herrliches Bewegungsprofil liefern und Vieles mehr. Und dann gehen wir noch her und liefern völlig freiwillig das Sahnehäubchen, indem wir die letzten privaten Nischen mit größter Selbstverständlichkeit in den Profilen der Social Networks preisgeben. Will man einigermaßen komfortabel am normalen täglichen Leben teilnehmen, kann man sich ganz sicher nicht gegen jeden Datensammler wehren, doch hinterherwerfen muss ich meine Daten auch nicht.
Da ich schon ein paar Jahre älter bin, gehöre ich noch zu denen, die vor dem Mauerfall auf die Straße gegangen sind, um gegen die Erfassung von Daten für die "Volkszählung" zu protestieren. Es erschien uns damals als "Unding", dass der Staat uns alle zwingen wollte, Daten über uns preiszugeben, die - zumindest nach unserer Ansicht - niemanden, außer uns selbst, etwas angingen. Wenn ich heute überlege, wie lächerlich banal diese Datenerfassung damals, allein gegenüber einem vollständigen Ausfüllen eines Facebook-Profils, war, sträuben sich mir die Haare.
Mann darf nicht übersehen, dass es nicht der Staat ist, der diese Daten sammelt und in Beziehung zueinander setzt, sondern Wirtschaftsunternehmen. Wo der Staat noch an Datenschutzgesetze gebunden ist, hebeln diese Unternehmen das gleich durch die Art uns Weise aus, wie sie ihre Daten hosten. In der Regel stehen die relevanten Server an Orten, die einem ganz anderen Recht unterliegen, und wo oft Schutz von personenbezogenen Daten nicht sonderlich großgeschrieben wird. Wir Nutzer, denen vorgegaukelt wird, dass wir nur Vorteile davon haben, indem wir unsere Daten freigiebig zur Verfügung stellen, degradieren uns dadurch zu einer Ware. Ein Plattform-Monster wie Facebook lässt sich nicht umsonst betreiben, sondern verursacht immense Kosten. Scheinbar entstehen den Nutzern dafür keine Kosten. Sie werden zu einem großen Teil aus Werbeeinnahmen gedeckt, zum Teil aber auch durch den Handel mit den Daten, die von den Nutzern selbst ungeschützt eingetragen werden. 1984 war gestern. Wir leben im 21. Jahrhundert.
Ich war an einigen Stellen sicherlich etwas provokant. Das war Absicht, denn ich würde mich über eure Meinungen freuen.