Okay, mal echt faszinierend und als Referenz fürs Schreiben womöglich auch nützlich.
Bogenschießen historisch
Alandra Ossenberg- Wortmagier
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Bogenschießen historisch
TKarn- "böser" Spielleiter
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- Beitrag #2
Re: Bogenschießen historisch
Wie cool ist das denn!
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Sikander- Buchstabenjongleur
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- Beitrag #3
Re: Bogenschießen historisch
Oh, ich dächte, das Video kennen bereits alle. Das hatte schon zu einer Art Shitsorm geführt, bei dem dem Herrn Andersen vorgeworfen wurde, nur Trickschießen zu betreiben, welches keinen Bezug zur Realität hat. Gängige Gegenargumente waren auch, dass sein Bogen kein großes Zuggewicht hat und er den Bogen nicht komplett spannt, weshalb der Pfeil kaum Kraft entwickeln kann und nur schwerlich Rüstungen durchdringen könnte (ein schwaches Argument meiner Meinung nach, wenn man sich den Kontext ansieht, in dem diese Art von Bogenschießen möglicherweise angewandt wurde).
Auf der anderen Seite wissen wir tatsächlich herzlich wenig darüber, wie man hier in Europa mit dem Bogen schoss. Diese Tradition ging us nämlich komplett verloren. Das "traditionelle" Bogenschießen, wie wir es heute betreiben, basiert teilweise auf der Schießkunst der amerikanischen Ureinwohner. Was Andersen da macht, den Blick in den Osten zu richtigen, ist da ein sehr interessanter Ansatz, da man hier das Bogenschießen noch wesentlich länger betrieb.
Dessen ungeachtet habe ich mir auch schon vorgenommen, diese Schießkunst in meine Bücher einzubauen, wo es passt. Aber auch mit dem Vermerk, dass man dadurch eher schlecht durch eine gute Rüstung kommt.
Auf der anderen Seite wissen wir tatsächlich herzlich wenig darüber, wie man hier in Europa mit dem Bogen schoss. Diese Tradition ging us nämlich komplett verloren. Das "traditionelle" Bogenschießen, wie wir es heute betreiben, basiert teilweise auf der Schießkunst der amerikanischen Ureinwohner. Was Andersen da macht, den Blick in den Osten zu richtigen, ist da ein sehr interessanter Ansatz, da man hier das Bogenschießen noch wesentlich länger betrieb.
Dessen ungeachtet habe ich mir auch schon vorgenommen, diese Schießkunst in meine Bücher einzubauen, wo es passt. Aber auch mit dem Vermerk, dass man dadurch eher schlecht durch eine gute Rüstung kommt.
Sue- Legende
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- Beitrag #4
Re: Bogenschießen historisch
Aber richtig cool! Wie göttlich kann der denn schießen!
Alandra Ossenberg- Wortmagier
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- Beitrag #5
Re: Bogenschießen historisch
@Sikander : Tatsächlich ist es mir erst jetzt untergekommen. Danke für die Hintergrundinfos.
Hmmm, ist klar, dass bei sowas jede Menge Hater auftauchen. Der gute Mann hat, glaube ich, nicht behauptet, die ultimative Durchschlagskraft zu haben. Die hat er wohl auch nicht nötig. Da ist Präzision das Ziel, und die hat er. Schaden kann er damit jedenfalls einigen anrichten. Je nach Kontext muss in einem Kampf ja auch noch gleich getötet werden - Kampfkraft beeinflussen als erster Schritt ist ja auch schon mal was. Und so geschlossene Ganzkörper-Ritterrüstungen hat es ja auch nur in einem bestimmten Zeitraum gegeben.
Und die Sache mit der Effekthascherei - na ja, man merkt natürlich sehr, dass er auf seine Leistung stolz ist... Aber auch zurecht! Niveau sieht für Neider von unten halt gerne mal nach Arroganz aus. Und warum es für solche Kompetenzen nicht auch Anwendungsgebiete gegeben haben soll, erschließt sich mir nicht.
Edit: Ich habe eben noch ein bisschen mehr rumgeguckt. Der Typ wirkt ein bisschen merkwürdig, aber man muss wohl ein Nerd sein, um sowas so zu machen, und es geht mir nicht darum, den als Mensch zu bewerten.
Das Voiceover ist... Nein, nicht professionell. Zum historischen Bogenschießen ließe sich bestimmt eine ewig lange Doku machen, wenn man auf Details wie die ganzen verschiedenen Bogentypen zu verschiedenen Zeiten bei verschiedenen Völkern eingehen wollte.
Aber wie gesagt - es reicht u.U. ein Pfeil ins Auge wie bei der Schlacht von Hastings. Und ich könnte mir selbst bei der geringen Geschosskraft vorstellen, dass man schon in der Form verletzt werden könnte...
Hmmm, ist klar, dass bei sowas jede Menge Hater auftauchen. Der gute Mann hat, glaube ich, nicht behauptet, die ultimative Durchschlagskraft zu haben. Die hat er wohl auch nicht nötig. Da ist Präzision das Ziel, und die hat er. Schaden kann er damit jedenfalls einigen anrichten. Je nach Kontext muss in einem Kampf ja auch noch gleich getötet werden - Kampfkraft beeinflussen als erster Schritt ist ja auch schon mal was. Und so geschlossene Ganzkörper-Ritterrüstungen hat es ja auch nur in einem bestimmten Zeitraum gegeben.
Und die Sache mit der Effekthascherei - na ja, man merkt natürlich sehr, dass er auf seine Leistung stolz ist... Aber auch zurecht! Niveau sieht für Neider von unten halt gerne mal nach Arroganz aus. Und warum es für solche Kompetenzen nicht auch Anwendungsgebiete gegeben haben soll, erschließt sich mir nicht.
Edit: Ich habe eben noch ein bisschen mehr rumgeguckt. Der Typ wirkt ein bisschen merkwürdig, aber man muss wohl ein Nerd sein, um sowas so zu machen, und es geht mir nicht darum, den als Mensch zu bewerten.
Das Voiceover ist... Nein, nicht professionell. Zum historischen Bogenschießen ließe sich bestimmt eine ewig lange Doku machen, wenn man auf Details wie die ganzen verschiedenen Bogentypen zu verschiedenen Zeiten bei verschiedenen Völkern eingehen wollte.
Aber wie gesagt - es reicht u.U. ein Pfeil ins Auge wie bei der Schlacht von Hastings. Und ich könnte mir selbst bei der geringen Geschosskraft vorstellen, dass man schon in der Form verletzt werden könnte...
Sikander- Buchstabenjongleur
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- Beitrag #6
Re: Bogenschießen historisch
@Alandra Ossenberg
Ich kann ja noch mal was sagen, was einem das Video vielleicht etwas mies macht: Der hat vielleicht was-weiß-ich wieviele Versuche gebraucht, bis er dieses Video fertig hatte und ist eigentlich nicht in der Lage, durchgehend so gut zu treffen. Wobei, ich nehme es ihm ab, dass er so gut ist und es meistens klappt.
Ich kann ja noch mal was sagen, was einem das Video vielleicht etwas mies macht: Der hat vielleicht was-weiß-ich wieviele Versuche gebraucht, bis er dieses Video fertig hatte und ist eigentlich nicht in der Lage, durchgehend so gut zu treffen. Wobei, ich nehme es ihm ab, dass er so gut ist und es meistens klappt.
Das ist es ja gerade, selbst bei denen ist es zweifelhaft, ob die gar so mächtigen und von britischen Historikern hochgelobten Langbögen überhaupt die Rüstungen der französischen Ritter durchschlagen konnten. Aber so ein Pfeil hat es eigentlich ziemlich schwer, überhaupt jemanden zu töten (Wie im Film: Pfeil -> Baucht = toter Mann lief das wohl eher nicht ab) , wenn er nicht direkt eine Schwachstelle trifft. Etwas, dass im Schlachtgetümmel bestimmt eher Zufall wäre. Aber, wie gesagt, ich glaube nicht, dass diese Art von Bogenschießen auf europäischen Schlachtfeldern angewandt wurde. Bin aber auch weniger Experte als der Andersen.Alandra Ossenberg schrieb:Und so geschlossene Ganzkörper-Ritterrüstungen hat es ja auch nur in einem bestimmten Zeitraum gegeben
TKarn- "böser" Spielleiter
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- Beitrag #7
Re: Bogenschießen historisch
Den Ritterrüstingen ging es erst so richtig mit dem Aufkommen der Armbrust an den Kragen.
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- Beitrag #8
Re: Bogenschießen historisch
Höchstens mit den schweren, komplizierten Armbrüsten, aber da bin ich mir gerade nicht so sicher. Wenn die Rüstungen selbst gegen Feuerwaffen "kugelsicher" sein konnten, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass so eine Armbrust mehr Kraft entwickeln könnte. Bin aber überhaupt kein Experte, was die Armbrust anbelangt.TKarn schrieb:Den Ritterrüstingen ging es erst so richtig mit dem Aufkommen der Armbrust an den Kragen.
Drachenprinzessin- Wortmagier
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- Beitrag #9
Re: Bogenschießen historisch
Na ja, es kommt wohl auch drauf an, "wie" getroffen wurde. So eine runde Kugel hat mehr Fläche und braucht demnach auch mehr Fläche als die Spitze eines Pfeils um ein Loch in eine Rüstung zu jagen. Die Spitze eines (spitzen! wohlgemerkt) Pfeils braucht ja nur den Bruchteil der Fläche einer Gewehrkugel um eine Rüstung zu durchdringen und damit auch seine Angreifer zu verletzen. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass das in der Praxis durchaus einen Unterschied gemacht hat, allerdings bin auch ich keine Expertin
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TKarn- "böser" Spielleiter
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- Beitrag #10
Re: Bogenschießen historisch
Naja, Armbrüste waren wegen ihrer Rüstungsbrechenden Wirkung im innerchristlichen Kriegen verpönt. Gegen die Heiden durften sie eingesetzt werden.
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MieszkoVI- Tintenkleckser
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- Beitrag #11
Re: Bogenschießen historisch
Ok Leute nur um Einiges klarzustellen: Langbögen waren nicht weniger effektiv beim Durchschlagen von Rüstungen als Armbrüste, das war jedenfalls bei der Schlacht von Agincourt der Fall. Da heist es, dass ein englischer Langbogen in etwa die gleiche Reichweite und Durchschlagskraft hatte, wie eine italienische Armbrust. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die selbe Kraft, die das Geschoss veranlasst einen höheren Bogen zu fliegen (in dem Fall könnte es aber fast nix durchschlagen), es auch veranlasst schneller zu fliegen, sprich Rüstungen besser zu durchbrechen. Da fällt mir ein ich habe da mal einen englischen Videoclip gesehen, wo französische Ritter von Engländern aus dem Hinterhalt angegriffen werden und der Befehlshaber der Franzosen von einem herabkommenden Pfeil getroffen wird, das Geschoss durch seinen Schild und sein Kürass geht und dann noch hinten raussteht...... unrealistisch!!!
Aber sonst finde ich gut, dass ihr Feuerwaffen erwähnt habt: Es stimmt ein Pfeil von einem Langbogen durchschlägt auf effektivster Reichweite sogar eine gehärtete Stahlplattenrüstung, aber nicht genug, damit der Träger zu Schaden kommt. Eine Kugel dagegen (wenn wir über frühe Feuerwaffen reden) durchschlägt im Normalfall nicht die Rüstung, dellt sie aber so aus, dass der Träger an inneren Blutungen, Rippenbrüchen und etc. sterben kann.
Aber sonst finde ich gut, dass ihr Feuerwaffen erwähnt habt: Es stimmt ein Pfeil von einem Langbogen durchschlägt auf effektivster Reichweite sogar eine gehärtete Stahlplattenrüstung, aber nicht genug, damit der Träger zu Schaden kommt. Eine Kugel dagegen (wenn wir über frühe Feuerwaffen reden) durchschlägt im Normalfall nicht die Rüstung, dellt sie aber so aus, dass der Träger an inneren Blutungen, Rippenbrüchen und etc. sterben kann.
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- Beitrag #12
Re: Bogenschießen historisch
MieszkoVI schrieb: Eine Kugel dagegen (wenn wir über frühe Feuerwaffen reden) durchschlägt im Normalfall nicht die Rüstung, dellt sie aber so aus, dass der Träger an inneren Blutungen, Rippenbrüchen und etc. sterben kann.
Da fallen mir spontan die vielen Filme ein, in denen jemand nicht an einer Schussverletzung (Bogen, Armbrust oder Feuerwaffe, egal) stirbt, weil der Pfeil/die Kugel in einer Tabaksdose, einem Schmuckstück oder einer Bibel (in einem Fall sogar in einem in Verwahrung genommenen Drittgebiss!) stecken blieb. Die Drehbuchautoren und Regisseure nehmen sich schon jede Menge Freiheiten, die mit der Realität nicht viel zu tun haben.
MieszkoVI- Tintenkleckser
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- Beitrag #13
Re: Bogenschießen historisch
Eine Tabackdose hat bei Musketen anscheinend ausgereicht, das könnte Friedrich der Große bestätigen
Fred Erikson- Wortmagier
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- Beitrag #14
Re: Bogenschießen historisch
Meines Wissens nach, wobei ich mich auf ein ehemaliges Mitglied meines Schwertkampfvereins beziehe, das auf nationaler Ebene an Bogenschießmeisterschaften teilgenommen hatte, war der Langbogen bis ins 19. Jahrhundert hinein, den Gewehren überlegen, was Reichweite, Durchschlagskraft und Schussfrequenz anbelangte. Das Problem des Langbogens war schlicht, dass es viel Übungszeit erfordert, die Waffe effektiv einzusetzen, während man Muskete und co. ziemlich schnell drauf hat. Kimme und Korn ...
Wie gesagt, alles Hörensagen.
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Fred erklärt, wie er das mit der Schreibtheorie und dem Plotten verstanden hat: Forenlink
(nicht mehr ganz frisch, vom 28.08.17)
MieszkoVI- Tintenkleckser
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- Beitrag #15
Re: Bogenschießen historisch
Das gleiche habe ich auch gehört ....aber warum verwendete man in Mittel- und Osteuropa bis über das 17. Jh. hinaus dann noch Bögen, wenn die fürsten dort doch eher ärmer waren und für die Ausbildung nicht so viel zahlen konnten....oder waren sie überhaupt ärmer?