Hier könnt ihr etwas zum 2. Abschnitt schreiben.
2. Abschnitt: Tarell - Der Kindheit frühes Ende
Susanne Gavenis- Legende
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Drachenprinzessin- Wortmagier
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Hallo Susanne,
da hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, weil ich so spät dran bin (in der ersten Uniwoche hatte ich nix besseres zu tun als mir eine Erkältung einzufangen...), aber ich schein ja doch noch recht gut in der Zeit zu sein
Den Tarell Abschnitt hatte ich bereits letztes Wochenende gelesen, daher könnte es sein, dass ich eventuell trotz Notizen das ein oder andere durcheinander werfe
Am Anfang dieses Abschnittes bringst Du Vailias Sorge um Dayin gut zum Ausdruck. Natürlich ist ihr klar, dass alle trotz der "Informationssperre" bescheid wissen. Im Kontrast dazu steht die Garten/Sandkastenszene mit ihr und Dayin, weil sie am Anfang doch recht friedfertig wirkt. Als dann Gerrent noch hinzu kommt, wird der Unterschied zwischen den beiden Jungen erst richtig deutlich, jedenfalls aus meiner Sicht.
In dem Kontext mit den Prophezeiungen und den Seherinnen hättest Du ja auch Vailia und Kronot Dayin verstoßen lassen können, aber stattdessen liebt Vailia ihren Sohn (was echt erfrischend ist in diesem Kontext). Aus Angst baut Kronot eine Distany zu Dayin auf, allerdings kann ich das ein Stück weit nachvollziehen, obwohl es traurig ist mitanzusehen (sozusagen), wie Kronot Gerrent vorzuziehen scheint.
In den Kapiteln, die aus Dayins Sicht geschrieben sind, kommt seine Trauer und Verzweiflung gut zum Ausdruck, weil er nicht versteht, warum sein Vater so distanziert zu ihm ist, aber nicht zu seinem Bruder. Er weiß eben noch nicht, dass es eine Prophezeiung für ihn gibt. Die Art und Weise wie er davon erfährt, indem er Gerrent beim Waffentraining sieht und dann Wendar und dessen Bruder belauscht, grenzt schon an Grausamkeit. Kann man Vailia dafür böse sein, dass sie nicht den Mut hatte, ihrem Sohn von der Prophezeiung zu erzählen? Ich kann es nicht, da sie ihren Sohn ja beschützen will und ihn noch ein wenig einfach Kind sein lassen will, außerdem ist es auch schwierig für sie.
Es ist so traurig, dass Dayin Kronots Reaktion missversteht, als er im Studierzimmer seines Vaters auftaucht (nachdem er durch den Geheimgang dorthin gelangt war), weil Kronot seinen Sohn trotz der Prophezeiung auch liebt, nur halt Angst vor ihm hat.
Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll, allerdings bin ich gespannt wie es weitergeht. Bisher kann ich mir Dayin so absolut gar nicht in der Rolle des Vatermörders vorstellen. Bei Gerrent hingegen kann ich mir das eher vorstellen.
Liebe Grüße
Drachenprinzessin
da hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, weil ich so spät dran bin (in der ersten Uniwoche hatte ich nix besseres zu tun als mir eine Erkältung einzufangen...), aber ich schein ja doch noch recht gut in der Zeit zu sein
Den Tarell Abschnitt hatte ich bereits letztes Wochenende gelesen, daher könnte es sein, dass ich eventuell trotz Notizen das ein oder andere durcheinander werfe
Am Anfang dieses Abschnittes bringst Du Vailias Sorge um Dayin gut zum Ausdruck. Natürlich ist ihr klar, dass alle trotz der "Informationssperre" bescheid wissen. Im Kontrast dazu steht die Garten/Sandkastenszene mit ihr und Dayin, weil sie am Anfang doch recht friedfertig wirkt. Als dann Gerrent noch hinzu kommt, wird der Unterschied zwischen den beiden Jungen erst richtig deutlich, jedenfalls aus meiner Sicht.
In dem Kontext mit den Prophezeiungen und den Seherinnen hättest Du ja auch Vailia und Kronot Dayin verstoßen lassen können, aber stattdessen liebt Vailia ihren Sohn (was echt erfrischend ist in diesem Kontext). Aus Angst baut Kronot eine Distany zu Dayin auf, allerdings kann ich das ein Stück weit nachvollziehen, obwohl es traurig ist mitanzusehen (sozusagen), wie Kronot Gerrent vorzuziehen scheint.
In den Kapiteln, die aus Dayins Sicht geschrieben sind, kommt seine Trauer und Verzweiflung gut zum Ausdruck, weil er nicht versteht, warum sein Vater so distanziert zu ihm ist, aber nicht zu seinem Bruder. Er weiß eben noch nicht, dass es eine Prophezeiung für ihn gibt. Die Art und Weise wie er davon erfährt, indem er Gerrent beim Waffentraining sieht und dann Wendar und dessen Bruder belauscht, grenzt schon an Grausamkeit. Kann man Vailia dafür böse sein, dass sie nicht den Mut hatte, ihrem Sohn von der Prophezeiung zu erzählen? Ich kann es nicht, da sie ihren Sohn ja beschützen will und ihn noch ein wenig einfach Kind sein lassen will, außerdem ist es auch schwierig für sie.
Es ist so traurig, dass Dayin Kronots Reaktion missversteht, als er im Studierzimmer seines Vaters auftaucht (nachdem er durch den Geheimgang dorthin gelangt war), weil Kronot seinen Sohn trotz der Prophezeiung auch liebt, nur halt Angst vor ihm hat.
Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll, allerdings bin ich gespannt wie es weitergeht. Bisher kann ich mir Dayin so absolut gar nicht in der Rolle des Vatermörders vorstellen. Bei Gerrent hingegen kann ich mir das eher vorstellen.
Liebe Grüße
Drachenprinzessin
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Élandor- Wortmagier
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Ja, ich habe den zweiten Abschnitt gleich hinterhergeschlungen
Ich finde in diesem Abschnitt besonders schön, wie nach und nach die Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern der Königsfamilie sind. Erst Dayin und seine Mutter, danach sein Bruder und wie er zu Dayin und ihren Eltern steht, ein kurzer Einblick in die Beziehung Kronots zu Dayin, die ein Weilchen später vertieft wird. Zum Abschluss treffen Kronot und seine Frau aufeinander und zum ersten Mal wird deutlich, wie sich ihre Beziehung im Schatten der Prophezeiung verhält. Ein sehr gelunger Aufbau und noch besser Darstellung!
An dieser Stelle fände ich weitere Familienmitglieder und Hofamgestellte interessant, die vielleicht noch einmal ganz anders auf ihr reagieren, aber wir werden sehen
Was mich aber den gesamten Abschnitt hindurch mega berworrt, ist Dayin an sich. Ich weiß, dass viele Forscher sagen, dass Kleinkinder schon ganz jung anfangen, alles zu verstehen und zu speichern, aber ich bin der Meinung, dass es mit 5 eigentlich niemandem von uns möglich war, Stresssituationen oder Spannungen so punktuiert zu deuten und zu verstehen, was bei unserem jungen Dayin hier der Fall ist. Dieser Gedanken hat mich die Kapitel hindurch ständig verfolgt...
LG Él
Ich finde in diesem Abschnitt besonders schön, wie nach und nach die Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern der Königsfamilie sind. Erst Dayin und seine Mutter, danach sein Bruder und wie er zu Dayin und ihren Eltern steht, ein kurzer Einblick in die Beziehung Kronots zu Dayin, die ein Weilchen später vertieft wird. Zum Abschluss treffen Kronot und seine Frau aufeinander und zum ersten Mal wird deutlich, wie sich ihre Beziehung im Schatten der Prophezeiung verhält. Ein sehr gelunger Aufbau und noch besser Darstellung!
An dieser Stelle fände ich weitere Familienmitglieder und Hofamgestellte interessant, die vielleicht noch einmal ganz anders auf ihr reagieren, aber wir werden sehen
Was mich aber den gesamten Abschnitt hindurch mega berworrt, ist Dayin an sich. Ich weiß, dass viele Forscher sagen, dass Kleinkinder schon ganz jung anfangen, alles zu verstehen und zu speichern, aber ich bin der Meinung, dass es mit 5 eigentlich niemandem von uns möglich war, Stresssituationen oder Spannungen so punktuiert zu deuten und zu verstehen, was bei unserem jungen Dayin hier der Fall ist. Dieser Gedanken hat mich die Kapitel hindurch ständig verfolgt...
LG Él
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Unsere Leben gehören nicht uns. Sie sind miteinander verbunden; in Vergangenheit und Gegenwart. Und mit jedem Akt der Güte und jedem Verbrechen, bauen wir uns unsere Zukunft!
(frei aus der Offenbarung der Sonmi)
Atra Esterní ono theldouin!
(Christopher Paolini, Eragon-Saga)
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Dayin hat also einen Bruder... und ich mag ihn nicht.
Gerrent ist für mich bis jetzt irgendwie viel mehr derjenige von beiden, der unbedingt an die Macht kommen will und deswegen... seinen Vater nicht zwangsläufig umbringt, aber ihn vielleicht irgendwie hintergehen könnte. Vielleicht zwingt er ja Dayin dazu, Kronot umzubringen? Schließlich hat die Seherin nur gesehen, dass Dayin Kronot umbringt, nicht aus welchem Kontext heraus das geschieht.
Allerdings könnte ich auch vorschnell über Gerrent urteilen. Er ist schließlich erst fünf. In dem Alter steht natürliche Boshaftigkeit wohl irgendwie mit an der Tagesordnung (Ich erinnere mich an den Tag, an dem meine kleine Schwester mutwillig meine Zettel mit Überarbeitungsnotizen angegriffen hat, weil ich wohl durch irgendeine Handlung ihre imaginäre Katzenfreundin beleidigt hatte. )
Wie Vailia und Kronot auf die Prophezeiung reagieren, klingt logisch. Vailia als diejenige, die nicht direkt selber von dem Mord betroffen sein wird, leidet natürlich auch unter der Prophezeiung, jedoch fällt es ihr leichter, eine Beziehung zu Dayin aufzubauen und in ihm unvoreingenommen das Kind zu sehen, das er wirklich ist.
Kronot liebt Dayin eigentlich auch, ist aber selber erschreckt von diesen Gefühlen, da er Angst hat, damit direkt in sein eigenes Verderben zu laufen. Sehr schön beschrieben fand ich das Kapitel, in dem Kronot vor Dayin zurückschreckt und die Vorwürfe, die er sich danach deswegen macht.
Für Dayin bricht natürlich eine Welt zusammen, als er von der Prophezeiung erfährt. Seine Reaktion darauf ist ebenfalls bezeichnend für seinen Charakter, da er damit beginnt, den Fehler in sich selbst zu suchen statt in anderen. Gerrent hätte garantiert genau andersherum reagiert.
Gerrent ist für mich sowieso eine Art Negativ von Dayin. Er ist der Sohn, den Kronot sich eigentlich gewünscht hat, und gleichzeitig ist er zwar nicht von einer unheilverkündenden Prophezeiung belastet, wirkt aber um einiges bösartiger als Dayin. Das ist etwas, das wohl nur Vailia bemerkt, weil sie als einzige in der Lage ist, Dayin als Dayin und nicht als den Jungen mit der bösen Prophezeiung zu sehen.
Ich frage mich, wie es für Dayin jetzt weitergehen soll. Kronot hält sich von ihm fern und Gerrent wird, wie man ihn bis jetzt kennt, bestimmt damit fortfahren, seinen Bruder zu tyrannisieren. Dayin wird vermutlich trotzdem versuchen, eine freundliche Beziehung zu allen aufrecht zu erhalten, damit jedoch bis auf Vailia bei allen scheitern. Infolgedessen wird er sich wohl in ein einsames Leben zurückziehen und daran gewöhnt sein, dass alle ihn nur auf diese eine Sache runter rationalisieren, nämlich die Prophezeiung.
btw: diese geheimen Tunnel sind ja interessant. Ich hoffe, die spielen später noch einmal eine Rolle.
Ich bin schon gespannt, wie es derweil wohl in Lumaar aussieht. Der Titel des Abschnitts lässt ja schon mal einige Fragen aufkommen.
LG Blütchen
Gerrent ist für mich bis jetzt irgendwie viel mehr derjenige von beiden, der unbedingt an die Macht kommen will und deswegen... seinen Vater nicht zwangsläufig umbringt, aber ihn vielleicht irgendwie hintergehen könnte. Vielleicht zwingt er ja Dayin dazu, Kronot umzubringen? Schließlich hat die Seherin nur gesehen, dass Dayin Kronot umbringt, nicht aus welchem Kontext heraus das geschieht.
Allerdings könnte ich auch vorschnell über Gerrent urteilen. Er ist schließlich erst fünf. In dem Alter steht natürliche Boshaftigkeit wohl irgendwie mit an der Tagesordnung (Ich erinnere mich an den Tag, an dem meine kleine Schwester mutwillig meine Zettel mit Überarbeitungsnotizen angegriffen hat, weil ich wohl durch irgendeine Handlung ihre imaginäre Katzenfreundin beleidigt hatte. )
Wie Vailia und Kronot auf die Prophezeiung reagieren, klingt logisch. Vailia als diejenige, die nicht direkt selber von dem Mord betroffen sein wird, leidet natürlich auch unter der Prophezeiung, jedoch fällt es ihr leichter, eine Beziehung zu Dayin aufzubauen und in ihm unvoreingenommen das Kind zu sehen, das er wirklich ist.
Kronot liebt Dayin eigentlich auch, ist aber selber erschreckt von diesen Gefühlen, da er Angst hat, damit direkt in sein eigenes Verderben zu laufen. Sehr schön beschrieben fand ich das Kapitel, in dem Kronot vor Dayin zurückschreckt und die Vorwürfe, die er sich danach deswegen macht.
Für Dayin bricht natürlich eine Welt zusammen, als er von der Prophezeiung erfährt. Seine Reaktion darauf ist ebenfalls bezeichnend für seinen Charakter, da er damit beginnt, den Fehler in sich selbst zu suchen statt in anderen. Gerrent hätte garantiert genau andersherum reagiert.
Gerrent ist für mich sowieso eine Art Negativ von Dayin. Er ist der Sohn, den Kronot sich eigentlich gewünscht hat, und gleichzeitig ist er zwar nicht von einer unheilverkündenden Prophezeiung belastet, wirkt aber um einiges bösartiger als Dayin. Das ist etwas, das wohl nur Vailia bemerkt, weil sie als einzige in der Lage ist, Dayin als Dayin und nicht als den Jungen mit der bösen Prophezeiung zu sehen.
Ich frage mich, wie es für Dayin jetzt weitergehen soll. Kronot hält sich von ihm fern und Gerrent wird, wie man ihn bis jetzt kennt, bestimmt damit fortfahren, seinen Bruder zu tyrannisieren. Dayin wird vermutlich trotzdem versuchen, eine freundliche Beziehung zu allen aufrecht zu erhalten, damit jedoch bis auf Vailia bei allen scheitern. Infolgedessen wird er sich wohl in ein einsames Leben zurückziehen und daran gewöhnt sein, dass alle ihn nur auf diese eine Sache runter rationalisieren, nämlich die Prophezeiung.
btw: diese geheimen Tunnel sind ja interessant. Ich hoffe, die spielen später noch einmal eine Rolle.
Ich bin schon gespannt, wie es derweil wohl in Lumaar aussieht. Der Titel des Abschnitts lässt ja schon mal einige Fragen aufkommen.
LG Blütchen
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"And the behaviour of the cat was somewhat peculiar. It was soon noticed that when there was work to be done, the cat could never be found. She would vanish for hours on end, and then reappear at meal-times, or in the evening after work was over, as if nothing had happened. But she always made such excellent excuses, and purred so affectionately, that it was impossible not to believe in her good intentions."
(Animal Farm von George Orwell)
Susanne Gavenis- Legende
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Na, da wart ihr ja alle richtig flott!
Ich finde es interessant, dass ihr Gerrent so unsympathisch findet, dass ihr ihm sogar den Vatermord zutraut (bzw. ihn euch als diabolischen Drahtzieher dafür vorstellen könnt). Dieser erste Abschnitt mit Dayin und Gerrent war deshalb besonders schwierig für mich, weil Dayin und Gerrent ja noch so klein sind, die Unterschiede in ihrer Persönlichkeit aber trotzdem schon deutlich herauskommen mussten, um den Konflikt aufzuspannen, der im weiteren Verlauf der Handlung zwischen ihnen entsteht. Bei der Sandkastenszene habe ich richtig intensiv überlegen müssen, bis ich das Gefühl hatte, dass diese Unterschiede im Charakter der beiden sich in vielen Kleinigkeiten aussagekräftig genug zeigen.
Was deinen Einwand angeht, Elandor, war das eine Frage, die mich die gesamte Kindheit von Dayin und Lilell über ziemlich beschäftigt hat - was an kognitivem Verständnis und Einsichtsfähigkeit in seine Situation kann man einem fünfjährigen Kind vernünftigerweise zutrauen, ohne dass es unrealistisch wird? Ich denke, dass ich den Bogen bei Dayin in diesem ersten Abschnitt nicht überspannt habe, wenn man sich überlegt, dass Kinder in diesem Alter ja oft bereits in der Vorschule sind und kurz vor ihrem Eintritt in die Grundschule stehen. Ein Gespür und eine gewisse Wahrnehmung für soziale Interaktionen und Bedeutungen ist in einem solchen Alter m.E. durchaus schon vorhanden. Beim Schreiben dieses ersten Abschnitts musste ich z.B. oft an ein biographisches Erlebnis denken. Mein Neffe, damals gerade mal ein Jahr alt, wurde von seinem Vater, der bedauerlicherweise oft ein wenig aufbrausend war, aus einem nichtigen Grund (bei dem er nicht einmal schuld war) angeschrien. Den Anblick, wie das kleine Kind krampfhaft seine Tränen zurückhält, um vor seinem Vater nicht zu weinen, werde ich nie vergessen. Offensichtlich war sich der Kleine bereits sehr wohl bewusst, dass Tränen nur zu einem noch größeren Wutanfall seines Vaters geführt hätten, und hat deshalb eisern darum gekämpft, ihm diesen Anlass nicht zu liefern. Und Dayin ist im ersten Abschnitt bereits volle vier Jahre älter. Tiefschürfende analytische Fähigkeiten darf man von einem fünfjährigen Kind natürlich noch nicht erwarten, aber eine grundlegende Beziehung zwischen "Mir wurde prophezeit, dass ich meinen Vater ermorde" und der Beobachtung, dass sein Vater angsterfüllt bei seinem plötzlichen Erscheinen vor ihm zurückzuckt, herzustellen, ist, denke ich, bereits ohne weiteres möglich - einschließlich der elementaren emotionalen Implikationen, die diese Beobachtung hat. Man darf hierbei nicht vergessen, dass Kinder ein feines seismographisches Gespür für die emotionalen Schwingungen in ihrer Umgebung haben (was ja auch verständlich ist, da das für sie lange Zeit überlebenswichtig ist). Zudem ist Dayin kein dummes Kind, sondern recht klug, sodass er sich - in der für ein fünfjähriges Kind m.E. angemessenen Komplexitätsstufe - durchaus seine Gedanken zu den Dingen um ihn herum machen kann.
Ich fürchte, dass er Kronots Reaktion (wie Drachenprinzessin meinte) leider genau so versteht, wie sie auch war, und dabei keiner Fehldeutung aufsitzt. Kronot HAT in diesem Moment Todesangst (was umso schlimmer ist, da Dayin ja noch so klein ist), und diese Angst nimmt Dayin deutlich wahr. Dass Kronot irgendwo tief in seinem Herzen seinen Sohn auch liebt, ist in diesem Moment für Dayin - und auch für Kronot - nicht wahrnehmbar (wobei Kronot sich selbst die berechtigte Frage stellt, ob es diese Liebe zu seinem Sohn aufgrund der Prophezeiung überhaupt gibt und nicht schon längst seine Angst gesiegt hat). Dass ihn seine Reaktion derart beschämt und in einen solchen inneren Konflikt stürzt, ist sicherlich ein Zeichen, dass die Angst in ihm noch nicht vollständig die Oberhand gewonnen hat. Aber sie macht ihm klar, wie sehr sie - bereits seit Jahren - ein Teil von ihm ist.
Zu Gerrent ist noch zu sagen, dass sein Auftreten in meinen Augen die "natürliche Boshaftigkeit", von der Lindenblüte spricht, übersteigt. Seine hämische Freude, als er mit seinem Ball (sicherlich mit Absicht) Dayins Sandburg kaputt gemacht hat, und seine patzige Antwort, als er von seiner Mutter dafür getadelt wird ("Wie konnte dir das passieren? Du kannst doch so gut mit dem Ball umgehen!" - "Wie willst du das wissen? Du hast doch gar nicht hingesehen!"), zeigen, dass weniger kindliche Freude am Zerstören (weil man die Konsequenzen noch nicht abschätzen kann) als vielmehr Neid und Eifersucht auf seinen Bruder seine Motivation waren. Und diese Eifersucht hat er mit den Mitteln, die ein kleines Kind hat, ausgelebt. Ich fürchte, dass sich darin durchaus bereits ein grundlegendes Charaktermerkmal ausdrückt. Wie sich diese Charakterzüge im weiteren Verlauf der Handlung zuspitzen werden, bleibt abzuwarten.
Ich finde es interessant, dass ihr Gerrent so unsympathisch findet, dass ihr ihm sogar den Vatermord zutraut (bzw. ihn euch als diabolischen Drahtzieher dafür vorstellen könnt). Dieser erste Abschnitt mit Dayin und Gerrent war deshalb besonders schwierig für mich, weil Dayin und Gerrent ja noch so klein sind, die Unterschiede in ihrer Persönlichkeit aber trotzdem schon deutlich herauskommen mussten, um den Konflikt aufzuspannen, der im weiteren Verlauf der Handlung zwischen ihnen entsteht. Bei der Sandkastenszene habe ich richtig intensiv überlegen müssen, bis ich das Gefühl hatte, dass diese Unterschiede im Charakter der beiden sich in vielen Kleinigkeiten aussagekräftig genug zeigen.
Was deinen Einwand angeht, Elandor, war das eine Frage, die mich die gesamte Kindheit von Dayin und Lilell über ziemlich beschäftigt hat - was an kognitivem Verständnis und Einsichtsfähigkeit in seine Situation kann man einem fünfjährigen Kind vernünftigerweise zutrauen, ohne dass es unrealistisch wird? Ich denke, dass ich den Bogen bei Dayin in diesem ersten Abschnitt nicht überspannt habe, wenn man sich überlegt, dass Kinder in diesem Alter ja oft bereits in der Vorschule sind und kurz vor ihrem Eintritt in die Grundschule stehen. Ein Gespür und eine gewisse Wahrnehmung für soziale Interaktionen und Bedeutungen ist in einem solchen Alter m.E. durchaus schon vorhanden. Beim Schreiben dieses ersten Abschnitts musste ich z.B. oft an ein biographisches Erlebnis denken. Mein Neffe, damals gerade mal ein Jahr alt, wurde von seinem Vater, der bedauerlicherweise oft ein wenig aufbrausend war, aus einem nichtigen Grund (bei dem er nicht einmal schuld war) angeschrien. Den Anblick, wie das kleine Kind krampfhaft seine Tränen zurückhält, um vor seinem Vater nicht zu weinen, werde ich nie vergessen. Offensichtlich war sich der Kleine bereits sehr wohl bewusst, dass Tränen nur zu einem noch größeren Wutanfall seines Vaters geführt hätten, und hat deshalb eisern darum gekämpft, ihm diesen Anlass nicht zu liefern. Und Dayin ist im ersten Abschnitt bereits volle vier Jahre älter. Tiefschürfende analytische Fähigkeiten darf man von einem fünfjährigen Kind natürlich noch nicht erwarten, aber eine grundlegende Beziehung zwischen "Mir wurde prophezeit, dass ich meinen Vater ermorde" und der Beobachtung, dass sein Vater angsterfüllt bei seinem plötzlichen Erscheinen vor ihm zurückzuckt, herzustellen, ist, denke ich, bereits ohne weiteres möglich - einschließlich der elementaren emotionalen Implikationen, die diese Beobachtung hat. Man darf hierbei nicht vergessen, dass Kinder ein feines seismographisches Gespür für die emotionalen Schwingungen in ihrer Umgebung haben (was ja auch verständlich ist, da das für sie lange Zeit überlebenswichtig ist). Zudem ist Dayin kein dummes Kind, sondern recht klug, sodass er sich - in der für ein fünfjähriges Kind m.E. angemessenen Komplexitätsstufe - durchaus seine Gedanken zu den Dingen um ihn herum machen kann.
Ich fürchte, dass er Kronots Reaktion (wie Drachenprinzessin meinte) leider genau so versteht, wie sie auch war, und dabei keiner Fehldeutung aufsitzt. Kronot HAT in diesem Moment Todesangst (was umso schlimmer ist, da Dayin ja noch so klein ist), und diese Angst nimmt Dayin deutlich wahr. Dass Kronot irgendwo tief in seinem Herzen seinen Sohn auch liebt, ist in diesem Moment für Dayin - und auch für Kronot - nicht wahrnehmbar (wobei Kronot sich selbst die berechtigte Frage stellt, ob es diese Liebe zu seinem Sohn aufgrund der Prophezeiung überhaupt gibt und nicht schon längst seine Angst gesiegt hat). Dass ihn seine Reaktion derart beschämt und in einen solchen inneren Konflikt stürzt, ist sicherlich ein Zeichen, dass die Angst in ihm noch nicht vollständig die Oberhand gewonnen hat. Aber sie macht ihm klar, wie sehr sie - bereits seit Jahren - ein Teil von ihm ist.
Zu Gerrent ist noch zu sagen, dass sein Auftreten in meinen Augen die "natürliche Boshaftigkeit", von der Lindenblüte spricht, übersteigt. Seine hämische Freude, als er mit seinem Ball (sicherlich mit Absicht) Dayins Sandburg kaputt gemacht hat, und seine patzige Antwort, als er von seiner Mutter dafür getadelt wird ("Wie konnte dir das passieren? Du kannst doch so gut mit dem Ball umgehen!" - "Wie willst du das wissen? Du hast doch gar nicht hingesehen!"), zeigen, dass weniger kindliche Freude am Zerstören (weil man die Konsequenzen noch nicht abschätzen kann) als vielmehr Neid und Eifersucht auf seinen Bruder seine Motivation waren. Und diese Eifersucht hat er mit den Mitteln, die ein kleines Kind hat, ausgelebt. Ich fürchte, dass sich darin durchaus bereits ein grundlegendes Charaktermerkmal ausdrückt. Wie sich diese Charakterzüge im weiteren Verlauf der Handlung zuspitzen werden, bleibt abzuwarten.
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Und hier bin ich auch noch kurz und gebe meinen Senf dazu...
Gerrent ist durch seinen Neid auf Vailias Fürsorge gegenüber Dayin und sein anschließendes Verhalten sehr treffend porträtiert worden - genau so würde sich ein Kind mit seinem Charakter und in seinem Alter verhalten.
Dayins Reaktion finde ich ebenfalls logisch. Er ist wütend auf Gerrent, zwingt sich jedoch zur Ruhe, als Vailia ihn darum bittet. Da er auch sonst ein folgsames Kind ist, passt das zusammen. Das würde sogar meine Schwester hinkriegen, und die ist weitaus impulsiver als Dayin.
LG Blütchen (Ich bin ein großer neuer Fan dieses Wink-Smileys. Wieso entdecke ich den erst jetzt? )
Die Sandkastenszene finde ich sehr gut gelungen. Das Ringen Gerrents um Vailias Aufmerksamkeit, auf das du später ja auch noch selber eingehst, ist für mich eines der wichtigsten Merkmale seines Charakters. Während Dayin sich damit abfindet, dass Kronot ihn (aus für ihn unerklärlichen Gründen) auf Distanz hält und er dafür von Vailia sehr fürsorglich behandelt wird, ist es für Gerrent vollkommen unverständlich, wieso irgendwer sich weniger für ihn als für seinen Bruder interessieren sollte.Dieser erste Abschnitt mit Dayin und Gerrent war deshalb besonders schwierig für mich, weil Dayin und Gerrent ja noch so klein sind, die Unterschiede in ihrer Persönlichkeit aber trotzdem schon deutlich herauskommen mussten, um den Konflikt aufzuspannen, der im weiteren Verlauf der Handlung zwischen ihnen entsteht. Bei der Sandkastenszene habe ich richtig intensiv überlegen müssen, bis ich das Gefühl hatte, dass diese Unterschiede im Charakter der beiden sich in vielen Kleinigkeiten aussagekräftig genug zeigen.
Als glückliche Besitzerin einer sechsjährigen Schwester kann ich dir zustimmen. Kleine Kinder können durchaus bereits mehr verstehen und anwenden, als man ihnen zutraut. Lilells Verhalten kann eventuell stellenweise ein wenig zu "erwachsen" wirken, allerdings gibt es genug Kinder, die so ticken.Ich denke, dass ich den Bogen bei Dayin in diesem ersten Abschnitt nicht überspannt habe, wenn man sich überlegt, dass Kinder in diesem Alter ja oft bereits in der Vorschule sind und kurz vor ihrem Eintritt in die Grundschule stehen. Ein Gespür und eine gewisse Wahrnehmung für soziale Interaktionen und Bedeutungen ist in einem solchen Alter m.E. durchaus schon vorhanden.
Gerrent ist durch seinen Neid auf Vailias Fürsorge gegenüber Dayin und sein anschließendes Verhalten sehr treffend porträtiert worden - genau so würde sich ein Kind mit seinem Charakter und in seinem Alter verhalten.
Dayins Reaktion finde ich ebenfalls logisch. Er ist wütend auf Gerrent, zwingt sich jedoch zur Ruhe, als Vailia ihn darum bittet. Da er auch sonst ein folgsames Kind ist, passt das zusammen. Das würde sogar meine Schwester hinkriegen, und die ist weitaus impulsiver als Dayin.
LG Blütchen (Ich bin ein großer neuer Fan dieses Wink-Smileys. Wieso entdecke ich den erst jetzt? )
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"And the behaviour of the cat was somewhat peculiar. It was soon noticed that when there was work to be done, the cat could never be found. She would vanish for hours on end, and then reappear at meal-times, or in the evening after work was over, as if nothing had happened. But she always made such excellent excuses, and purred so affectionately, that it was impossible not to believe in her good intentions."
(Animal Farm von George Orwell)