Hier könnt ihr etwas zum 5. Abschnitt schreiben.
5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Susanne Gavenis- Legende
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5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Lindenblüte- Schreiberling
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- Beitrag #2
Re: 5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Und da bin ich wieder.
Dieser Teil ist ein wenig entspannter als der vorherige. So kann der Leser wieder ein wenig herunter kommen, nachdem ja im letzten Teil Dayin vergiftet (und geschlagen! ) wurde.
Lilell hat sich in den letzten fünf Jahren offenbar deutlich entwickelt, sodass auch die Unterschiede zu Dayin stärker heraustreten. Außerdem ist Gwaine sehr ausgewogen zu Lilell; es gefällt mit, dass Lilell sowohl im Kampfunterricht als auch bei Prophezeiungen schlechter ist als sie. So wirkt sie erstens nicht Sue-ig und hat zweitens immer noch Angst davor, Rohn zu enttäuschen.
Der gute Rohn selber taucht in diesem Abschnitt ja gar nicht auf, aber anhand der Stelle aus der Perspektive von Lilells Mutter sehen wir, dass er immer noch derselbe ist.
Ein Schönheitsfehler ist mir zu Beginn aufgefallen: wenn das Gras nass vom Tau ist, müssten die Steine dann nicht auch eine gewisse Grundnässe aufweisen?
Die Naturbeschreibungen haben mir sehr gut gefallen, sowohl zu Beginn als auch später auf der Reise. Das im letzten Kapitel dargestellte Verhalten gegenüber den Seherinnen ist konsistent zum Prolog und wird ja auch durch die Erklärung des ganzen Systems gestützt.
Was mir aber am besten gefallen hat, ist das System der Prophezeiungen. Erst einmal, wie dieses vermittelt wird, es wirkt nämlich überhaupt nicht wie ein Info-Dump. Und dann das System an sich: es ist so simpel, dass man es auf drei Sätze zusammenfassen kann, hat aber eigentlich auf jede vorstellbare Frage eine Antwort und gibt auch klar vor, was innerhalb dieses Systems möglich ist und was nicht.
Was das Gespräch, das Gwaine und Lilell am Ende führen, wohl für Dayin bedeuten könnte?
LG Blütchen
Eine Frage hätte ich aber noch: heißt dieser Abschnitt jetzt Lilells Reise oder Die Reise der Seherin?
Dieser Teil ist ein wenig entspannter als der vorherige. So kann der Leser wieder ein wenig herunter kommen, nachdem ja im letzten Teil Dayin vergiftet (und geschlagen! ) wurde.
Lilell hat sich in den letzten fünf Jahren offenbar deutlich entwickelt, sodass auch die Unterschiede zu Dayin stärker heraustreten. Außerdem ist Gwaine sehr ausgewogen zu Lilell; es gefällt mit, dass Lilell sowohl im Kampfunterricht als auch bei Prophezeiungen schlechter ist als sie. So wirkt sie erstens nicht Sue-ig und hat zweitens immer noch Angst davor, Rohn zu enttäuschen.
Der gute Rohn selber taucht in diesem Abschnitt ja gar nicht auf, aber anhand der Stelle aus der Perspektive von Lilells Mutter sehen wir, dass er immer noch derselbe ist.
Ein Schönheitsfehler ist mir zu Beginn aufgefallen: wenn das Gras nass vom Tau ist, müssten die Steine dann nicht auch eine gewisse Grundnässe aufweisen?
Die Naturbeschreibungen haben mir sehr gut gefallen, sowohl zu Beginn als auch später auf der Reise. Das im letzten Kapitel dargestellte Verhalten gegenüber den Seherinnen ist konsistent zum Prolog und wird ja auch durch die Erklärung des ganzen Systems gestützt.
Was mir aber am besten gefallen hat, ist das System der Prophezeiungen. Erst einmal, wie dieses vermittelt wird, es wirkt nämlich überhaupt nicht wie ein Info-Dump. Und dann das System an sich: es ist so simpel, dass man es auf drei Sätze zusammenfassen kann, hat aber eigentlich auf jede vorstellbare Frage eine Antwort und gibt auch klar vor, was innerhalb dieses Systems möglich ist und was nicht.
Was das Gespräch, das Gwaine und Lilell am Ende führen, wohl für Dayin bedeuten könnte?
LG Blütchen
Eine Frage hätte ich aber noch: heißt dieser Abschnitt jetzt Lilells Reise oder Die Reise der Seherin?
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"And the behaviour of the cat was somewhat peculiar. It was soon noticed that when there was work to be done, the cat could never be found. She would vanish for hours on end, and then reappear at meal-times, or in the evening after work was over, as if nothing had happened. But she always made such excellent excuses, and purred so affectionately, that it was impossible not to believe in her good intentions."
(Animal Farm von George Orwell)
Susanne Gavenis- Legende
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- Beitrag #3
Re: 5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Mein Gott, du hast ja wahrlich den Turbo-Modus eingeschaltet! Irgendwie bringe ich es nicht über mich, dich zu stoppen, um Drachenprinzessin und Elandor aufholen zu lassen, da ich es toll finde, wie motiviert du bei der Sache bist. Schön wäre nur, dass du auch noch mit dabei bist, wenn die beiden ihre Kommentare zu den Abschnitten schreiben, die für dich schon längst kalter Kaffee sind.
Ups, der Abschnitt heißt jetzt wohl tatsächlich "Die Reise der Seherin" statt "Lilells Reise". Für die Einteilung der Leserunden-Abschnitte hatte ich den Ordner mit meinem Original-Manuskript genommen, weil ich in dem besser blättern kann als in einem E-Book. Für die Veröffentlichung hatte ich damals einiges anders betitelt, und dieser Abschnitt gehört offenbar dazu.
Es freut mich, dass dir dieser Abschnitt ebenfalls gefällt, da Lilells Reise im Grunde eine fast vollständige Info-Sequenz darstellt, mit der ich den Lesern das Prinzip der Wahrscheinlichkeiten und wahrscheinlichen Realitäten nahebringen wollte bzw. musste. Ich habe hier versucht, einige Konzepte aus der Quantenphysik auf eine Fantasy-Geschichte zu übertragen, z.B. die Vorstellung des Multiversums mit all seinen wahrscheinlichen Realitäten und Identitäten, in dem jede Entscheidung und Handlung eines Menschen letztlich ein eigenes Universum erschafft. Für mich war es schwierig, diesen Abschnitt so zu schreiben, dass er eben nicht wie ein reines Info-Dump-Kapitel wirkt, sondern eingebunden ist in Handlung und trotz aller Infos die Hauptfigur weiter im Zentrum steht. Auch wenn Lilell auf ihrer Reise viel erfährt, was ich vor allem für den zweiten Band brauchte, und in diesem Abschnitt sehr stark seine Funktion für die weitere Geschichte im Vordergrund stand, sind die Ereignisse ja auch für sie und ihre persönliche Entwicklung bedeutsam.
Es freut mich sehr, dass du das System der Lebenspfade als so schlüssig empfindest, da es mir bei all meinen Geschichten enorm wichtig ist, beispielsweise bei den magischen Kräften meiner Figuren klar festzulegen, was möglich und was unmöglich ist, damit diese besonderen Fähigkeiten keine Wundertüte sind, mit der der Autor seine Helden mit einer lässigen deus-ex-machina-Lösung aus jeder Gefahrensituation befreien kann und Spannung und Plausibilität auf der Strecke bleiben. Der Leser muss m.E. stets wissen, wo die Möglichkeiten und Grenzen von bestimmten Fähigkeiten liegen, damit er Situationen und Probleme für die Figuren realistisch einschätzen kann. Ein Prototyp für eine solche Wundertüten-Magie ist für mich z.B.Gandalf, bei dem man letztlich nie wusste, was er bei einer bestimmten Gefahr für einen spektakulären Effekt aus dem Hut zaubert, um sich und seine Gefährten zu retten (oder - wenn er es nicht tut - man sich fragt, wieso nicht, obwohl er doch in anderen Bedrohungslagen magietechnisch ordentlich auf den Putz gehauen hat).
Gerade für den zweiten Band war der Abschnitt mit Lilells Reise außerordentlich wichtig (am wichtigsten für das Finale!). Wenn es soweit ist, werde ich dazu auf jeden Fall noch einiges schreiben (in den Fingern juckt es mich jetzt schon!).
Ups, der Abschnitt heißt jetzt wohl tatsächlich "Die Reise der Seherin" statt "Lilells Reise". Für die Einteilung der Leserunden-Abschnitte hatte ich den Ordner mit meinem Original-Manuskript genommen, weil ich in dem besser blättern kann als in einem E-Book. Für die Veröffentlichung hatte ich damals einiges anders betitelt, und dieser Abschnitt gehört offenbar dazu.
Es freut mich, dass dir dieser Abschnitt ebenfalls gefällt, da Lilells Reise im Grunde eine fast vollständige Info-Sequenz darstellt, mit der ich den Lesern das Prinzip der Wahrscheinlichkeiten und wahrscheinlichen Realitäten nahebringen wollte bzw. musste. Ich habe hier versucht, einige Konzepte aus der Quantenphysik auf eine Fantasy-Geschichte zu übertragen, z.B. die Vorstellung des Multiversums mit all seinen wahrscheinlichen Realitäten und Identitäten, in dem jede Entscheidung und Handlung eines Menschen letztlich ein eigenes Universum erschafft. Für mich war es schwierig, diesen Abschnitt so zu schreiben, dass er eben nicht wie ein reines Info-Dump-Kapitel wirkt, sondern eingebunden ist in Handlung und trotz aller Infos die Hauptfigur weiter im Zentrum steht. Auch wenn Lilell auf ihrer Reise viel erfährt, was ich vor allem für den zweiten Band brauchte, und in diesem Abschnitt sehr stark seine Funktion für die weitere Geschichte im Vordergrund stand, sind die Ereignisse ja auch für sie und ihre persönliche Entwicklung bedeutsam.
Es freut mich sehr, dass du das System der Lebenspfade als so schlüssig empfindest, da es mir bei all meinen Geschichten enorm wichtig ist, beispielsweise bei den magischen Kräften meiner Figuren klar festzulegen, was möglich und was unmöglich ist, damit diese besonderen Fähigkeiten keine Wundertüte sind, mit der der Autor seine Helden mit einer lässigen deus-ex-machina-Lösung aus jeder Gefahrensituation befreien kann und Spannung und Plausibilität auf der Strecke bleiben. Der Leser muss m.E. stets wissen, wo die Möglichkeiten und Grenzen von bestimmten Fähigkeiten liegen, damit er Situationen und Probleme für die Figuren realistisch einschätzen kann. Ein Prototyp für eine solche Wundertüten-Magie ist für mich z.B.Gandalf, bei dem man letztlich nie wusste, was er bei einer bestimmten Gefahr für einen spektakulären Effekt aus dem Hut zaubert, um sich und seine Gefährten zu retten (oder - wenn er es nicht tut - man sich fragt, wieso nicht, obwohl er doch in anderen Bedrohungslagen magietechnisch ordentlich auf den Putz gehauen hat).
Gerade für den zweiten Band war der Abschnitt mit Lilells Reise außerordentlich wichtig (am wichtigsten für das Finale!). Wenn es soweit ist, werde ich dazu auf jeden Fall noch einiges schreiben (in den Fingern juckt es mich jetzt schon!).
Drachenprinzessin- Wortmagier
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- Beitrag #4
Re: 5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Hallo Susanne,
ich habe es mittlerweile auch schon geschafft, in diesen Leseabschnitt einzutauchen.
Natürlich besucht Fiéla Lilell allein, alles andere hätte mich auch überrascht. Es hätte wohl schon einiges passieren müssen, damit sich Rohn in den letzten sechs Jahren dahingehend verändert hätte, obwohl ich ja daran zweifle, dass es überhaupt möglich ist. Wie erwartend ist Lilell traurig darüber und grämt sich für ihr schlechtes Vorankommen sowohl beim Waffentraining als auch als Seherin. Allerdings nervt es mich ein bischen, dass Gwaina ihren Zopf gefühlsmäßig alle paar Momente in der Wald-Vogelszene hin und her wirft.
Das reine Info-Dumping hast Du gekonnt mit Naturbeschreibungen und Fragen/Antworten seitens Lilell, Gwaina und Eni Chasma umgangen und ich hatte ein ums andere Mal das Gefühl, dass Du an fernöstlichen Weisheiten kratzt.
Als Lilell realisiert, wie stark Prophezeiungen das Leben von Menschen beeinflussen und sogar verändern können, musste ich sofort an Dayin denken. Das war doch bestimmt ein Seitenhieb, der für (ein) spätere(s) Kapitel sicherlich irgendwie wichtig ist, oder?
Ich bin ja mal gespannt, wie's weiter geht
ich habe es mittlerweile auch schon geschafft, in diesen Leseabschnitt einzutauchen.
Natürlich besucht Fiéla Lilell allein, alles andere hätte mich auch überrascht. Es hätte wohl schon einiges passieren müssen, damit sich Rohn in den letzten sechs Jahren dahingehend verändert hätte, obwohl ich ja daran zweifle, dass es überhaupt möglich ist. Wie erwartend ist Lilell traurig darüber und grämt sich für ihr schlechtes Vorankommen sowohl beim Waffentraining als auch als Seherin. Allerdings nervt es mich ein bischen, dass Gwaina ihren Zopf gefühlsmäßig alle paar Momente in der Wald-Vogelszene hin und her wirft.
Das reine Info-Dumping hast Du gekonnt mit Naturbeschreibungen und Fragen/Antworten seitens Lilell, Gwaina und Eni Chasma umgangen und ich hatte ein ums andere Mal das Gefühl, dass Du an fernöstlichen Weisheiten kratzt.
Als Lilell realisiert, wie stark Prophezeiungen das Leben von Menschen beeinflussen und sogar verändern können, musste ich sofort an Dayin denken. Das war doch bestimmt ein Seitenhieb, der für (ein) spätere(s) Kapitel sicherlich irgendwie wichtig ist, oder?
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Susanne Gavenis- Legende
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- Beitrag #5
Re: 5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Keine Frage, dieser doch ziemlich dialoglastige Abschnitt ist für den ganzen weiteren Roman sehr wichtig. Irgendwie musste ich die ganzen Infos über die Lebenspfade an den Leser bringen, und so eine kleine Plauder-Reise schien mir eine ganz elegante Idee dafür zu sein. Allerdings muss ich dich enttäuschen: Bei den fernöstlichen Weisheiten kenne ich mich nur mit dem Zen-Buddhismus etwas aus, aber bei der Gwailor-Chronik geht es ja weniger um das Loslassen irgendwelcher geistiger und emotionaler Anhaftungen im gegenwärtigen Augenblick, sondern mehr um das Wahrscheinlichkeits-Konzept. Wie gesagt habe ich mich beim Schreiben der Geschichte weniger von metaphysischer Philosophie und mehr von der Physik mit ihrer Viele-Welten-Theorie inspirieren lassen. Philosophisch ist die aber mit Sicherheit ebenfalls.
Drachenprinzessin- Wortmagier
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- Beitrag #6
Re: 5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Vielleicht gehe ich damit etwas zu weit, aber für mich ist philosophische Quantenphysik nicht so ganz weit entfernt von fernöstlichen Philosophien, jedenfalls basiert auf dem, was ich darüber weiß
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Susanne Gavenis- Legende
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- Beitrag #7
Re: 5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Keine Frage, die Quantenphysik ist ganz gewiss hochphilosophisch. Die ganze Sache mit dem Welle-Teilchen-Dualismus, dem Doppelspalt-Experiment und all den geheimnisvollen Wechselwirkungen der Teilchen auf der Quantenebene hat schon beinahe etwas Magisches. Im Grunde unterscheiden sich die Konzepte vieler Fantasy-Romane bezüglich Magie nicht wirklich von denen der Quantenphysik, nur dass die halt mathematisch-experimentell hergeleitet werden, statt kreativ aus den Köpfen der Autoren zu hüpfen. Aber ansonsten ...
Élandor- Wortmagier
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- Beitrag #8
Re: 5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Verspätet wie immer bin ich dann auch mal hier angekommen.
Ich kann mich dden anderen beiden komplett anschließen. In diesem Abschnitt kommt das ganze Seherinnen-, Prophezeiungen- und Lebenspfadegewirr endlich so richtig zum Ausdruck. Die Idee, dass die jungen Seherinnen ab einem bestimmten Zeitunkt zu ihrer Reise aufbrechen und der Weg komplett ihnen überlassen wird, gefällt mir sehr gut. So wirkt es nicht so "menschlich" finde ich. Hätte man die Mädchen mit sechs in eine ortsinterne Schule gesteckt, hätte es mich wohl nicht gestört, aber so gefällts mir deutlich besser.
Was mir hier ein wenig gefehlt hat, war der Einblick in den Alltag einer jungen Seherin. Ich war wirklich gespannt zu erfahren, wie das Leben im Dorf so abläuft und viel lese ich davon nicht...
Die Gestaltung der Reise hat mir dann wieder sehr gut gefallen. Lilells sucht sich ihren Weg, stellt die Fragen ganz nach ihrem Interesse und bekommt nichts zu hören, was sie noch gar nicht wissen möchte. So sieht man, dass sie sehr schnell ein besseres Verdtändnis für das Ganze bekommt und gerade am Ende schon ein wenigbdie Zweifel aufkommen: Wie viel will sie wirklich wissen, was ist gut zu wissen? Das war sehr wichtig, dass sie diese Entwicköung macht, weil sie sonst keine Zurückhaltung bei ihren Fragen kennt.
Nun hatte ich aber die ganze Zeit ein riesiges Problem: Gwaina durfte Lilell ja nur begleiten, da ihre nächste Reise sowieso bald anstehen würde. Dass sie aber irgendeine Art von Unterricht selber erfährr meine ich nicht mitbekommen zu haben. So macht ihre Figur hier für mich keine Fortschritte, was ja der Sinn dieser Reisen sein soll. Am Ende zeigt Gwaina dann, dass sie eine etwas andere Ansicht der neuen Entdeckung über die Lebenspfade hat als Lilell. Aber wenn es Gwainas dritte (?) Reise ist, hätte ich eigentlich erwartet, dass sie schon so weit war, zu wissen, was man mit Prophezeiungen alles anrichten und bewirken kann. Hier scheint es aber auch für sie was Neues zu sein.
Liebe Grüße
Él
Ich kann mich dden anderen beiden komplett anschließen. In diesem Abschnitt kommt das ganze Seherinnen-, Prophezeiungen- und Lebenspfadegewirr endlich so richtig zum Ausdruck. Die Idee, dass die jungen Seherinnen ab einem bestimmten Zeitunkt zu ihrer Reise aufbrechen und der Weg komplett ihnen überlassen wird, gefällt mir sehr gut. So wirkt es nicht so "menschlich" finde ich. Hätte man die Mädchen mit sechs in eine ortsinterne Schule gesteckt, hätte es mich wohl nicht gestört, aber so gefällts mir deutlich besser.
Was mir hier ein wenig gefehlt hat, war der Einblick in den Alltag einer jungen Seherin. Ich war wirklich gespannt zu erfahren, wie das Leben im Dorf so abläuft und viel lese ich davon nicht...
Die Gestaltung der Reise hat mir dann wieder sehr gut gefallen. Lilells sucht sich ihren Weg, stellt die Fragen ganz nach ihrem Interesse und bekommt nichts zu hören, was sie noch gar nicht wissen möchte. So sieht man, dass sie sehr schnell ein besseres Verdtändnis für das Ganze bekommt und gerade am Ende schon ein wenigbdie Zweifel aufkommen: Wie viel will sie wirklich wissen, was ist gut zu wissen? Das war sehr wichtig, dass sie diese Entwicköung macht, weil sie sonst keine Zurückhaltung bei ihren Fragen kennt.
Nun hatte ich aber die ganze Zeit ein riesiges Problem: Gwaina durfte Lilell ja nur begleiten, da ihre nächste Reise sowieso bald anstehen würde. Dass sie aber irgendeine Art von Unterricht selber erfährr meine ich nicht mitbekommen zu haben. So macht ihre Figur hier für mich keine Fortschritte, was ja der Sinn dieser Reisen sein soll. Am Ende zeigt Gwaina dann, dass sie eine etwas andere Ansicht der neuen Entdeckung über die Lebenspfade hat als Lilell. Aber wenn es Gwainas dritte (?) Reise ist, hätte ich eigentlich erwartet, dass sie schon so weit war, zu wissen, was man mit Prophezeiungen alles anrichten und bewirken kann. Hier scheint es aber auch für sie was Neues zu sein.
Liebe Grüße
Él
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Unsere Leben gehören nicht uns. Sie sind miteinander verbunden; in Vergangenheit und Gegenwart. Und mit jedem Akt der Güte und jedem Verbrechen, bauen wir uns unsere Zukunft!
(frei aus der Offenbarung der Sonmi)
Atra Esterní ono theldouin!
(Christopher Paolini, Eragon-Saga)
Susanne Gavenis- Legende
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- Beitrag #9
Re: 5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Du hast zweifellos recht - der Alltag im Dorf der Seherinnen wird in der Tat sehr stiefmütterlich behandelt. Das liegt schlicht daran, dass ich das Gefühl hatte, dass hierbei nichts Wesentliches zur Geschichte hinzugefügt worden wäre. Das Leben im Dorf ist einfach strukturiert und eher gleichförmig. Was hingegen wichtig war, waren die Infos zu den Lebenspfaden und den Visionen allgemein, und das natürlich mit dem Fokus auf Lilell.
Bei Gwaina ist es so, dass Eni Chasma ja zunächst gar nicht einverstanden war, dass sie Lilell auf ihrer Reise begleitet, und erst von Lilell mit dem etwas windigen Argument des Waffentrainings, das nicht unterbrochen werden darf, dazu überredet wird. Der Fokus in diesem Abschnitt lag aber ganz klar auf Lilell. Sie stellt die Fragen, auf die Eni Chasma antwortet, und gibt dadurch den Inhalt dessen vor, worüber auf der Reise geredet wird, während Gwaina im Grunde lediglich schweigende Zuhörerin ist bzw. ich die Szenen, in denen Eni Chasma auf Gwaina und IHRE speziellen Bedürfnisse eingeht, gar nicht geschrieben habe, weil sie für die Handlung nicht wirklich relevant waren.
Darüber hinaus kommt hier auch Lilells und Gwainas unterschiedliches Naturell zum Tragen. Während sich Lilell mehr für die mystischen Hintergründe der Visionensuche und der Lebenspfade interessiert, ist Gwaina wesentlich praktischer veranlagt. Ihr ist es am wichtigsten, zu wissen, DASS etwas funktioniert, weniger, WARUM das so ist. Außerdem ist sie viel neugieriger als Lilell auf das konkrete Leben der Menschen, denen sie begegnet (was im zweiten Band noch deutlicher wird). Von daher sind ihr tatsächlich einige der Dinge, über die Lilell mit Eni Chasma spricht, noch nicht so vertraut, wie man das vielleicht annehmen könnte.
Bei Gwaina ist es so, dass Eni Chasma ja zunächst gar nicht einverstanden war, dass sie Lilell auf ihrer Reise begleitet, und erst von Lilell mit dem etwas windigen Argument des Waffentrainings, das nicht unterbrochen werden darf, dazu überredet wird. Der Fokus in diesem Abschnitt lag aber ganz klar auf Lilell. Sie stellt die Fragen, auf die Eni Chasma antwortet, und gibt dadurch den Inhalt dessen vor, worüber auf der Reise geredet wird, während Gwaina im Grunde lediglich schweigende Zuhörerin ist bzw. ich die Szenen, in denen Eni Chasma auf Gwaina und IHRE speziellen Bedürfnisse eingeht, gar nicht geschrieben habe, weil sie für die Handlung nicht wirklich relevant waren.
Darüber hinaus kommt hier auch Lilells und Gwainas unterschiedliches Naturell zum Tragen. Während sich Lilell mehr für die mystischen Hintergründe der Visionensuche und der Lebenspfade interessiert, ist Gwaina wesentlich praktischer veranlagt. Ihr ist es am wichtigsten, zu wissen, DASS etwas funktioniert, weniger, WARUM das so ist. Außerdem ist sie viel neugieriger als Lilell auf das konkrete Leben der Menschen, denen sie begegnet (was im zweiten Band noch deutlicher wird). Von daher sind ihr tatsächlich einige der Dinge, über die Lilell mit Eni Chasma spricht, noch nicht so vertraut, wie man das vielleicht annehmen könnte.
Élandor- Wortmagier
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- Beitrag #10
Re: 5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Das mit dem Schwerpunkt ist mir klar. Aber ich persönlich bin ein Freund davon, wenn man sich auch die Zeir nimmt, auf das alltägliche einzugehen. Auch wenn es nicht zum Fortschritt der Handlung beiträgt finde ich das Eintauchen in das Leben der Protagonisten auf diese Weise sehr interessant, solange man nicht stehen bleibt und trotzdem vorran kommt.
Zum Unterschied zwischen Gwaina und Lilell muss ich sagen, dass mir dieser Gegensatz der Praxis und des Warums noch gar nicht so aufgefallen ist. Bisher war Gwaina für mich immer die, die es besser kann, mher Visionen empfängt und Lilell das ein wenig enttäuscht. Dadurch hinterfragt Gwaina das Ganze auch weniger, DA es nunmal funktioniert. Lilell sucht nach einer Antwort für die schwächere Ausprägung der Begabung bei ihr und ist quasi misstrauischer. Wirklich im Text so aufgedaucht ist es eher verdeckt.
Ich glaube ich habe ein wenig den Faden verloren, kann das sein?
Naja, ich stecke gerade in Abschnitt sechs, sollte aber bald soweit sein.
LG Él
Zum Unterschied zwischen Gwaina und Lilell muss ich sagen, dass mir dieser Gegensatz der Praxis und des Warums noch gar nicht so aufgefallen ist. Bisher war Gwaina für mich immer die, die es besser kann, mher Visionen empfängt und Lilell das ein wenig enttäuscht. Dadurch hinterfragt Gwaina das Ganze auch weniger, DA es nunmal funktioniert. Lilell sucht nach einer Antwort für die schwächere Ausprägung der Begabung bei ihr und ist quasi misstrauischer. Wirklich im Text so aufgedaucht ist es eher verdeckt.
Ich glaube ich habe ein wenig den Faden verloren, kann das sein?
Naja, ich stecke gerade in Abschnitt sechs, sollte aber bald soweit sein.
LG Él
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- Beitrag #11
Re: 5. Abschnitt: Lumaar - Lilells Reise
Klar, du hast sicherlich recht, dass die Unterschiede zwischen Lilell und Gwaina jetzt nicht SO offen in der Geschichte thematisiert werden. Lilell ist im Vergleich zu Gwaina eher die Nachdenkliche und Besonnene, während Gwaina deutlich lebenslustiger und in ihrem Bezug auf das alltägliche Leben praxisorientierter und weniger reflektiert ist. Aber ich gebe zu, dass Gwaina mit ihrer Persönlichkeit in der Geschichte bei Weitem nicht den Raum einnimmt, wie es Lilell tut. Vieles, was ich mir zu ihrem Charakter und ihren Sichtweisen auf die Dinge überlegt hatte, bleibt mehr im Hintergrund, weil der Fokus zu stark auf Lilell und Dayin liegt. Im zweiten Teil kommt der Unterschied zwischen Lilell und Gwaina wie gesagt noch etwas deutlicher zur Geltung, obwohl du dir da nicht zu viel erwarten solltest. In ihrem Verhalten zeigen die beiden ja durchgängig recht große Unterschiede, und das ist das Wichtigste.
Die wichtigste Funktion von Gwaina ist es, für Lilell eine "gute Figur" zu sein, d.h. jemand, der - im Gegensatz zu allen anderen - keinerlei Erwartungen an sie stellt und Lilell so akzeptiert, wie sie ist. Rohn will sie lieber als schwertschwingenden Kerl, die Seherinnen sind in erster Linie Lehrerinnen, die Lilells Fähigkeiten schulen wollen, Verdell Abeffna ist - obwohl nett und verständnisvoll - doch kein Freund, sondern ihr zugeteilt worden, und ihre Mutter ist ihre Mutter, was einfach etwas anderes als ein selbst gewählter Vertrauter ist.
Dieses Gefühl, als Mensch ohne Erwartungen akzeptiert zu werden, ist für Lilells Entwicklung sehr wichtig gewesen, da das Erleben von Gwainas Freundschaft für sie ein bedeutsamer Motor war, um selbst stärker und selbstbewusster zu werden. Diese Selbstsicherheit braucht sie, um überhaupt den Mut aufzubringen, sich gegen ihren Vater zu stellen und eigene Ziele für sich formulieren zu können. Ohne Gwaina wäre es für Lilell (und für mich als Autor) schwierig gewesen, tragfähige Kristallisationskeime für Lilells Entwicklung zu finden, da das Gefühl des eigenen Ungenügens und der Mangelhaftigkeit zu übermächtig gewesen wäre. Allein Gwainas Existenz und Anwesenheit bedeutet für Lilell schon eine enorme Veränderung, die ihr hilft, Entscheidungen zu treffen, die ansonsten noch außerhalb ihrer psychologischen Reichweite gewesen wären.
Das ist ja ein probates Mittel in vielen Geschichten. Zuerst werden die Protagonisten durch die sich verschärfenden Konflikte psychisch destabilisiert und der Druck auf sie wird erhöht. Wie im echten Leben wäre es allerdings unrealistisch, anzunehmen, ein Mensch - der ja zuvor schon innere Konflikte und Probleme mit sich herumgeschleppt hat - könnte bei diesem zunehmenden Konfliktdruck plötzlich auf magische Weise und gänzlich voraussetzungslos aus sich selbst heraus die Kraft finden, den Konflikten zu trotzen. Gerade bei Figuren mit starken Selbstzweifeln und Ängsten, die sich selbst als klein und mangelhaft empfinden, bieten Figuren wie Gwaina, wenn sie in die Handlung eingeführt werden, die Möglichkeit, durch ihre Interaktion mit der betreffenden Hauptfigur diese Anknüpfungspunkte zu liefern, damit der Protagonist anfangen kann, sich selbst auf eine andere Weise als bisher wahrnehmen zu können.
Wichtig ist hierbei nur, die Balance zu wahren, damit man den Protagonisten die Last ihrer Konflikte nicht von den Schultern nimmt und stattdessen der unterstützenden Nebenfigur aufbürdet. Die Haupfigur soll durch die Nebenfigur neue Möglichkeiten des Handelns und Entscheidens entwickeln, aber die Verantwortung für dieses Handeln und die Notwendigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, muss dennoch weiterhin bei der Hauptfigur bleiben. Ansonsten würde die Konfliktspannung für den Protagonisten abgeschwächt werden, und die Leser würden anfangen, sich zu langweilen.
Das ist übrigens - wer den Film kennt - bei "Staatsfeind Nr.1" in meinen Augen das Hauptproblem. Der ahnungslose und unbedarfte Held wird von einer gnadenlosen Organisation gejagt, der Konfliktdruck auf ihn nimmt immer weiter zu - und dann wird (relativ spät im Film) ein Ex-NSA-Agent mit seinem High-Tech-Brimbamborium eingeführt, der im Grunde ab diesem Moment die Handlung trägt und gewissermaßen die Rolle des Protagonisten - was die Auseinandersetzung mit den ihm begegnenden Konflikten angeht - übernimmt. Der Held entwickelt durch diese eingeführte Figur nicht mehr und mehr seine EIGENEN Kräfte, sondern überantwortet die Lösung der Probleme nahezu zur Gänze dem Ex-NSA-Agenten. Das ist in meinen Augen ein dramaturgischer Fehlgriff, der die ganze Geschichte beeinträchtigt.
Bei der Beschreibung des Lebens im Seherinnen-Dorf sehe ich die Dinge anders als du. Eine Beschreibung des Alltagslebens wäre in meinen Augen immer eine überflüssige Verlangsamung der Geschichte. Der Leser hat doch genug eigene Erfahrungen in seinem Leben gemacht, um so ein Alltags-Dasein (auch wenn es das Dorf der Seherinnen ist) mit eigenen Phantasien zu füllen. Aber das ist vermutlich auch ein Stück weit geschmacksabhängig. Wie ich ja schon an anderen Stellen meinte, bin ich selbst ein Autor, der sehr figurenfokussiert schreibt und an weiterführenden Beschreibungen nur das liefert, was in meinen Augen für die Figuren und die Handlungsentwicklung relevant ist. Das, was für Lilell wichtig ist, beschreibe ich in den Szenen, aber das ganze übrige Drumherum ist für mich eher zweitrangig. Manchen mag das vielleicht ein wenig "karg" erscheinen, ich bin aber der Meinung, dass einer Geschichte eine solche Sichtweise zugute kommt. Dick genug wird ein Roman schnell genug, und für mich persönlich ist es am wichtigsten, nah bei meinen Figuren zu bleiben, auch wenn dabei manches an Beschreibung auf der Strecke bleiben mag. Ich glaube nicht, dass darunter zwangsläufig die Atmosphäre einer Geschichte leidet. Aber wie gesagt, das ist wohl sehr stark eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Die wichtigste Funktion von Gwaina ist es, für Lilell eine "gute Figur" zu sein, d.h. jemand, der - im Gegensatz zu allen anderen - keinerlei Erwartungen an sie stellt und Lilell so akzeptiert, wie sie ist. Rohn will sie lieber als schwertschwingenden Kerl, die Seherinnen sind in erster Linie Lehrerinnen, die Lilells Fähigkeiten schulen wollen, Verdell Abeffna ist - obwohl nett und verständnisvoll - doch kein Freund, sondern ihr zugeteilt worden, und ihre Mutter ist ihre Mutter, was einfach etwas anderes als ein selbst gewählter Vertrauter ist.
Dieses Gefühl, als Mensch ohne Erwartungen akzeptiert zu werden, ist für Lilells Entwicklung sehr wichtig gewesen, da das Erleben von Gwainas Freundschaft für sie ein bedeutsamer Motor war, um selbst stärker und selbstbewusster zu werden. Diese Selbstsicherheit braucht sie, um überhaupt den Mut aufzubringen, sich gegen ihren Vater zu stellen und eigene Ziele für sich formulieren zu können. Ohne Gwaina wäre es für Lilell (und für mich als Autor) schwierig gewesen, tragfähige Kristallisationskeime für Lilells Entwicklung zu finden, da das Gefühl des eigenen Ungenügens und der Mangelhaftigkeit zu übermächtig gewesen wäre. Allein Gwainas Existenz und Anwesenheit bedeutet für Lilell schon eine enorme Veränderung, die ihr hilft, Entscheidungen zu treffen, die ansonsten noch außerhalb ihrer psychologischen Reichweite gewesen wären.
Das ist ja ein probates Mittel in vielen Geschichten. Zuerst werden die Protagonisten durch die sich verschärfenden Konflikte psychisch destabilisiert und der Druck auf sie wird erhöht. Wie im echten Leben wäre es allerdings unrealistisch, anzunehmen, ein Mensch - der ja zuvor schon innere Konflikte und Probleme mit sich herumgeschleppt hat - könnte bei diesem zunehmenden Konfliktdruck plötzlich auf magische Weise und gänzlich voraussetzungslos aus sich selbst heraus die Kraft finden, den Konflikten zu trotzen. Gerade bei Figuren mit starken Selbstzweifeln und Ängsten, die sich selbst als klein und mangelhaft empfinden, bieten Figuren wie Gwaina, wenn sie in die Handlung eingeführt werden, die Möglichkeit, durch ihre Interaktion mit der betreffenden Hauptfigur diese Anknüpfungspunkte zu liefern, damit der Protagonist anfangen kann, sich selbst auf eine andere Weise als bisher wahrnehmen zu können.
Wichtig ist hierbei nur, die Balance zu wahren, damit man den Protagonisten die Last ihrer Konflikte nicht von den Schultern nimmt und stattdessen der unterstützenden Nebenfigur aufbürdet. Die Haupfigur soll durch die Nebenfigur neue Möglichkeiten des Handelns und Entscheidens entwickeln, aber die Verantwortung für dieses Handeln und die Notwendigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, muss dennoch weiterhin bei der Hauptfigur bleiben. Ansonsten würde die Konfliktspannung für den Protagonisten abgeschwächt werden, und die Leser würden anfangen, sich zu langweilen.
Das ist übrigens - wer den Film kennt - bei "Staatsfeind Nr.1" in meinen Augen das Hauptproblem. Der ahnungslose und unbedarfte Held wird von einer gnadenlosen Organisation gejagt, der Konfliktdruck auf ihn nimmt immer weiter zu - und dann wird (relativ spät im Film) ein Ex-NSA-Agent mit seinem High-Tech-Brimbamborium eingeführt, der im Grunde ab diesem Moment die Handlung trägt und gewissermaßen die Rolle des Protagonisten - was die Auseinandersetzung mit den ihm begegnenden Konflikten angeht - übernimmt. Der Held entwickelt durch diese eingeführte Figur nicht mehr und mehr seine EIGENEN Kräfte, sondern überantwortet die Lösung der Probleme nahezu zur Gänze dem Ex-NSA-Agenten. Das ist in meinen Augen ein dramaturgischer Fehlgriff, der die ganze Geschichte beeinträchtigt.
Bei der Beschreibung des Lebens im Seherinnen-Dorf sehe ich die Dinge anders als du. Eine Beschreibung des Alltagslebens wäre in meinen Augen immer eine überflüssige Verlangsamung der Geschichte. Der Leser hat doch genug eigene Erfahrungen in seinem Leben gemacht, um so ein Alltags-Dasein (auch wenn es das Dorf der Seherinnen ist) mit eigenen Phantasien zu füllen. Aber das ist vermutlich auch ein Stück weit geschmacksabhängig. Wie ich ja schon an anderen Stellen meinte, bin ich selbst ein Autor, der sehr figurenfokussiert schreibt und an weiterführenden Beschreibungen nur das liefert, was in meinen Augen für die Figuren und die Handlungsentwicklung relevant ist. Das, was für Lilell wichtig ist, beschreibe ich in den Szenen, aber das ganze übrige Drumherum ist für mich eher zweitrangig. Manchen mag das vielleicht ein wenig "karg" erscheinen, ich bin aber der Meinung, dass einer Geschichte eine solche Sichtweise zugute kommt. Dick genug wird ein Roman schnell genug, und für mich persönlich ist es am wichtigsten, nah bei meinen Figuren zu bleiben, auch wenn dabei manches an Beschreibung auf der Strecke bleiben mag. Ich glaube nicht, dass darunter zwangsläufig die Atmosphäre einer Geschichte leidet. Aber wie gesagt, das ist wohl sehr stark eine Frage des persönlichen Geschmacks.