Aaliyah und Zarai

Eine Welle aus Angst schwabte zu Zarai hinüber. Eine Fähigkeit, die zwar unheimlich praktisch, aber ebenso nervig war. Aaliyah schien ihr nicht sonderlich zu trauen.

Sie zog ihren Stiefel hoch und sah Aaliyah durchdringend an.
"Du scheinst nicht viel von Menschen wie mir zu halten.", stellte Zarai fest und wandte sich während sie ihre wenigen Habseligkeiten aufhob. "Bist du der Ansicht, dass wir alle die Kontrolle verlieren, wenn wir einem Normalo über den Weg laufen und bei Vollmond durchdrehen?"

"Bei uns lernt man, keinem Mensch zu trauen.", antwortete Aaliyah, etwas verwundert über Zarais bissige Antwort. Solcher Humor war ihr fremd.
"Ich habe gesehen, dass du fast die Beherrschung verloren hast. Und ich weiß zwar nicht, was "normalo" bedeutet, aber ich denke, wir sollten aufbrechen." Sie war nicht in der Stimmung, zu streiten, vor allem, da sich ihre Verletzung langsam bemerkbar machte. Wenn die Wandlerin mit dem Dorf recht hatte, wäre es vielleicht keine schlechte Idee, sich dorthin zu begeben, ein wenig Rast könnte ja nicht schaden.

Zarai lachte kurz auf als sie sich zum gehen wandte.
"Wenn du die Wandlung meinst, dann liegst du falsch. Wäre dem so gewesen hätte ich jetzt oder etwas später von ihnen einen Rüffel bekommen." Während sie sprach, strich sie sich einige der lockigen Strähnen aus dem Gesicht. "Außerdem hast du in dem Fall noch keinen Bärenwandler gesehen, der sein Terrtorium beschützt. Da braucht er noch nicht mal seine Bärengestalt annehmen. Ich kenne da jemanden, der erst mal eine Backpfeife verteilt und dann fragt, aber im Grunde ist er mit der angenehmste Mensch, der mir in meinem Leben begegnet ist."

"Das ist eine merkwürdige Art der Nettigkeit, die du vorziehst", meinte Aaliyah trocken und folgte der Wandlerin.
Oder war es vielleicht ironisch gemeint? Bei Menschen wusste man nie. Sie schafften es einfach immer wieder, in kürzester Zeit die Laune zu wechseln. Allerdings würde sie wirklich nicht gerne auf einen Bärenwandler treffen, da musste sie Zarai recht geben.
"Wie weit ist es bis zum Dorf?", fragte sie.

Zarai schob die Unterlippe ein wenig nach vorne und legte die Stirn in Falten.
"Es ist ca. einen halben Tag von hier entfernt.", antwortete sie und sah zu Aaliyah hinüber. "Meinst du, du schaffst das?"

War es geheucheltes Mitgefühl, das in Zarais Stimme mitschwang, eine weitere Laune der Menschen?
Aaliyah konnte es nicht sagen, diese Mehrdeutigkeit begann, sie zu irritieren.
Sie zog ihren improvisierten Verband zusammen und verzog das Gesicht.
"Gib das Tempo vor, ich komme schon mit", meinte sie.

Zarai wurde aus dieser Frau einfach nicht schlau. Der Geruch des Misstrauens schwappte in regelmäßigen Abständen zu ihr hinüber wovon ihr schlecht wurde. Zwar wusste die junge Wandlerin nicht viel oder besser gesagt nichts von Aaliyahs Volk, aber man hatte ihr zumindest beigebracht nicht in die helfende Hand zu beißen.
Kurz zuckte sie mit den Schultern und wandte sich zum gehen. Wenn Aaliyah meinte mit ihr mithalten zu können, dann sollte sie es auch tun.

Ich hoffe es ist erlaubt zwischenworte einzuwerfen.
Ich habe mir jetzt die erste seite und das vorläufige Ende angeschaut und muss euch loben, ihr agiert sehr gut mit der Situation, die der andere euch vorgibt

Lg Elessar

Hehe, du kannst ja deine Figur mit einwerfen, einfach Beschreibung in den Besprechungsthread reinwerfen. Natürlich nur, wenn Neskaya auch einverstanden ist.

Back to text:

Aaliyah sah der Wandlerin einen Moment hinterher, dann setzte sie sich in Bewegung und hielt etwa zwei Schritte Abstand. Auch wenn sich die Wunde zunehmend bemerkbar machte, empfand sie den Schmerz eher als störend, denn als eine ernste Bedrohung.
Während sie schweigend durch den Wald gingen, dachte sie darüber nach, ob Zarai sie vielleicht in die Irre führte. Oder noch schlimmer, sie vielleicht zu den Menschen locken würde. Aber war sie nicht freundlich zu dir?
Das wäre jedoch das erste Mal, dass jemand freundlich war und nichts im Gegenzug verlangte. Jeder wollte etwas...nur was hatte Zarai davon? Immerhin hatte sie sich auch in den Kampf geworfen, was ein nicht zu unterschätzendes Risiko bedeutete. War sie selbstlos oder erhoffte sie sich vielleicht Aaliyahs Hilfe?

OT: Klar kannst du mitmachen. Kurze Beschreibung in den Besprechungsthread und dann kann es los gehen

Back to the route:

Die Schritte hinter Zarai waren eher schleppend und in ihren Ohren auch recht laut. Gerne hätte sie Aaliyah gesagt, dass sie doch etwas leiser laufen sollte, ließ es jedoch bleiben, da sie sich vor Augen führte, dass die andere Frau verletzt war.
Als sich das Unterholz lichtete, drehte sie sich halb um und sah nach Aaliyah.
"Es dauert nicht mehr lang, dann sind wir im Dorf. Dort kann man sich dann um deine Wunde kümmern. Ich kenne da jemanden, der dir da helfen kann."

Zarais Blick verunsicherte sie. War es strafend, weil sie so laut war?
Aaliyah musste zugeben, dass sie sich verglichen mit einer gesunden Dryade nicht gerade graziös bewegte.
Schon wieder jemand, der helfen konnte?
Nun, sicherlich gab es auf der Welt viele, die eine Schramme versorgen konnten. Nur wer würde auch helfen wollen? Trotzdem gab ihr die Aussicht, bald am Ziel zu sein, neue Kraft.

Zarai konnte nur schwer ein Stöhnen  unterdrücken. Der Geruch den Aaliyah verströmte schlug ihr langsam aber sicher auf den Magen.
Auch wenn die junge Frau bei  ihrem Partner den Widerstand des Misstrauens gebrochen hatte, vermutete sie, dass sie es in diesem Fall keinen guten Stand haben würde.
Bald schon würde sie mit ihrer Begleitung im Dorf ankommen und hoffte, dass man ihr unter die Arme greifen würde.

Gilsin trank genussvoll sein Schwarzbier und ärgerte sich darüber, dass schon lange nichts spannendes mehr passierte. Früher war alles besser, dachte er sich. Er kratzte sich seinen braunen, zu einem Zopf geflochtenen Bart und strich sich anschließend über sein Haupthaar.
Es ist zu lange nichts mehr passiert. Der massive Eichentisch gab einen knallenden Laut von sich, als Gilsins Hand ihn traf.
Ich werde noch wahnsinnig.
Der Zwerg stand auf und entleerte hastig den letzten Schluck seines Gebräus. Anschließend ging er zur Tür und öffnete diese, blickte hinaus.
Mir war, als hätte ich Schatten gesehen, weit hinter den Hügeln, brummte er.
Gilsin entschied, dass es lediglich eine Einbildung gewesen war, die auf seine Getränkeauswahl zurückzuführen ist.



So, war gar nicht so leicht sich erstmal in eine laufende Geschichte reinzufuchsen. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass ihr weiterschreibt und ich dann irgendwann, wenn ihr in dem Dorf seid, hinzustoße. Nun ist es anders gelaufen, aber das macht die Sache in meinen Augen noch spannender.

Liebe Grüße Elessar

Hehe, es kommt oft nicht so, wie man es sich vorstellt, deswegen solltest du aus dem Bauch heraus schreiben und dir nicht allzu viele Gedanken darüber machen

Back to topic:
Das Dorf war bereits in Sichtweite. In Aaliyahs Augen eine durcheinandergeratene Ansammlung von Holzhütten, die die Illusion von Schutz boten. Aber was sind diese Buden denn gegen einen Wald? Tand ist das Gebilde von Menschenhand.
Schon von weitem konnte man den Lärm der Krämer und den Gestank der angepriesenen Ware, aber auch der Menschen, wahrnehmen. Überall misstrauische Blicke von gekrümmten Bettlern und Aussätzigen. Die Siedlung war gerade so groß, dass man einen Pfeil von einem Ende zum anderen schießen konnte, doch die Aura der Fremdheit war so dicht wie in einer Großstadt. Hier und da waren Wanderer zu sehen, sie unterschieden sich vor allem durch ihre bunte Kleidung und daran, dass sie nicht durch den Dreck krochen, wie die meisten Bewohner. Für Aaliyah waren sie jedoch alle armselige Figuren, die jämmerliche Versuche unternahmen, ihre unbedeutenden alltäglichen Sorgen im Alkohol zu ertränken, oder durch eine Schlägerei in den Hintergrund treten zu lassen.
Zum Glück hielt ihre improvisierte Schiene, sodass sie sich auf ihr verletztes Bein stützen konnte. Sie wickelte sich so gut es ging in den Mantel, der ihr zu klein war und schaffte es sich, die Kapuze über ihre Frisur zu ziehen. Vielleicht würde alles gut gehen und niemand würde sie behelligen.
"Wo geht es jetzt hin?", fragte sie Zarai

Zarai begutachtete sich für einen kurzen Augenblick die bunt zusammengewürfelten Hütten sowie die Menschen, die sich zwischen ihnen tummelten. Zwar waren unter ihnen auch einige Wandler allerdings hielten sich diese in Grenzen.
Der Geruch von Alkohol stieß ihr auf. Sie konnte diesen Geruch noch immer nicht leiden, hatte aber in der Zwischenzeit gelernt diesen mehr oder weniger erfolgreich zu ignorieren.
Aaliyahs Frage holte Zarai in die Gegenwart zurück.
"Wir gehen erstmal zu einer Heilkundigen. Ich kenne sie durch meinen Mentoren. Sie ist harmlos.", erwiderte sie und setzte sich in Bewegung.

Die Dämmerung brach herein, lange Schatten zogen sich am Boden entlang, die ein verzerrtes Abbild des Dorfes und der Bäume wiederspiegelten. Hier und da sah man Schatten von Raubvögeln, die auf der Jagd waren.
Es verging einige Zeit, seit dem Gilsin seine behagliche Kate verließ. Noch immer belebte der Alkohol seinen Körper und er Schlug erneut zu.
Das muss reichen. Mehr Scheite kann ich nicht tragen, doch es sind sowieso genug für die nächsten Tage. Der Zwerg stimmte ein Zwergenlied an und lief aus dem Wald zurück in die Richtung des Dorfes.
Plötzlich hörte er Lärm, eine Traube von Menschen, Wandlern und anderen Wesen, umstellten zwei Personen.
Wer die wohl sind? Er gab einen Laut der Freude von sich und rief aus :"Es passiert etwas!". Schnell machte er sich auf den Weg, um nachzuschauen, was mysteriöses vor sich ging

Die Hoffnungen Aaliyahs, sie würden ungehindert durch das Dorf kommen, zerbarsten in Stücke, als ein zerlumpter Mann auf sie zeigte. Wie aus dem Nichts krochen etliche Schaulustige aus ihren Löchern hervor und begafften die Beiden. Die Neugier, die sie herantrieb, verwandelte sich jedoch rasch in Misstrauen und Abneigung, als sie Zarais Kleidung und Aaliyahs Bogen erblickten. Die Menge, der sich nun immer mehr Menschen anschlossen, bildete einen dichten Reigen, sodass sie stehenbleiben mussten.
Ein Gefühl stieg in ihr hoch, das die Dryade nur allzu gut kannte: Angst. Ihre linke Hand umklammerte den Griff ihres Kurzschwertes.

Gilsin beendete seinen Spurt und erreichte die Traube von Menschen.
In der Mitte standen zwei Personen, die eine schaute ängstlich drein und hielt ihre Hand am Kurzschwert. Das wird ihr gegen diese Übermacht nicht nützen.
Es wurden immer mehr Wesen, die die beiden umstellten, auch die Wandlerin wurde nervös.
Gilsin drängelte sich durch die Masse von Körpern, die wild mit ihren Armen fuchtelten, bis er die beiden erreichte.
"Endlich seid ihr angekommen, lasst euch  nicht abschrecken, hier passiert selten etwas und fast niemand verirrt sich hier her.
"Spielt mit, wenn euch euer Leben lieb ist", raunte der Zwerg ihnen zu.
Wer sind sie nur?

Zarai merkte wie der Groll in ihr aufstieg. Das Kribbeln auf ihrer Haut ignorierte sie auch wenn es unangenehmer wurde desto mehr Menschen sich um sie und Aaliyah scharrten und so ihr Fortkommen erheblich erschwerten.
Als sie mit ihrer Begleiterin allerdings stehen bleiben musste, reichte es ihr.
Ein tiefes Knurren bahnte sich ihren Weg zu ihrer Kehle, das in einem Schrei aufging.

Die Menschen um sie wichen einige Schritt von ihr und sahen sie mit großen Augen an.

"Habt ihr keine Kinderstube genossen. Ihr solltet euch vor den Göttern schämen Begleiter der Schiedsleute so zu begaffen. Macht das ihr hier wieder nach Hause kommt.", Zarais Stimme klang lauter als sie es gewollt hatte, aber ihre Worte zeigten bei den meisten Bewohnern ihre Wirkung. Nur ein kleiner Teil folgte in größerem Abstand als sich Zarai in Bewegung setzte und die verängstigte Aaliyah mit sich zog.

"Die nächste Straße rechts rein und dann sind wir da."

Was hat der Zwerg hier zu suchen? war Aaliyahs erster Gedanke. Und wieso sollten sie mitspielen? Spielen implizierte doch einen Spaß, beziehungsweise eine nicht ernste Situation... diese Sprache war wirklich eigenartig.
Noch dazu ein Zwerg, der ihnen helfen wollte... das wurde ja immer wunderlicher.
Kurz darauf versetzte nun Zarai sie in Staunen, als die die Menge zumindest größtenteils vertrieb, und das ohne größere Anstrengung. War sie mit dem Zwerg im Bunde oder allein unterwegs? Oder war sie in diesem Dorf so bekannt, dass die Menschen sie respektierten oder gar fürchteten?
Etwas überrumpelt folgte sie Zarai, die ihr deutlich machte, dass sie weitergehen wollte, indem sie Aaliyah mit kleinkindlicher Manier am Handgelenk zog.
Sie bogen in eine schmale Gasse ein und Aaliyah musste zugeben, dass sie froh war, dass ihre Begleiterin sich hier auskannte. Hier sieht doch alles gleich aus, dachte sie.

Die drei betraten seine kleine Hütte.
"Hinsetzen." Ertönte es aus Gilsins Kehle.
Er blieb stehen, sah die beiden scharf an. Das linke Auge zuckte verhältnismäßig oft.
Der Zwerg drehte ihnen den Rücken zu, ging einen Raum weiter und kam ohne Holzscheite wieder. Dafür trug er nun eine Karaffe und Becher in seinen Händen.
Diesmal starrte er die beiden an, als er aprupt stehen blieb.
"Ich forderte euch auf euch hinzusetzen!"

Als Aaliyah sich nicht in Bewegung setzen wollte um sich hinzusetzen, schon Zarai sie auf eine Bahre, die auf der Höhe des Zwerges angepasst war.
Dann drehte sie sich zur Hälfte um, wobei ihr auffiel, dass in der Nähe eines raumhohen Regales ein kleiner Schemel stand. Kurz blickte sie zwischen Aaliyah und dem Zwerg hin und her. Ohne große Worte setzte sich auf die kleine Sitzmöglichkeit um dort abzuwarten.

Aaliyah warf Köcher und Bogen zur Seite und legte sich auf das Bett. Jetzt, da die Anspannung vorbei war, kamen die Empfindungen zurück, und mit ihnen der Schmerz. Vorsichtig winkelte sie ihr verletztes Bein an und begann, ihre Lederrüstung aufzuschnüren. Während ihre flinken Finger diese Arbeit jedoch allein erledigten, huschte ihr Blick wachsam zwischen den anderen Beiden hin und her. Was würde als nächstes kommen? Der Zwerg hatte wohl nicht gelernt, dass jemand, der einen guten Gastgeber abgeben will, die Gäste nicht anschreien sollte.
"Ist das dein Freund?", fragte sie Zarai.

Gerade als Zarai antworten wollte, fiel ihr der Zwerg ins Wort.
"Freunde? Nein."
"Ist die Wunde entzündet? Ich kann helfen, falls du die zwergische Heilkunst schätzt, oder schätzen lernen möchtest."
Gilsin tippte mit seinem Zeigefinger auf den Tisch.

OT: Hoffentlich verzeiht ihr mir, wenn ich mal die Reihenfolge unterbreche, aber unter der Woche hab ich weniger Zeit. Die Reihenfolge einzuhalten wird eh schwer, wenn die Charas sprechen.

@Text:
Erschrocken fuhr Aaliyah hoch und versuchte mit ihren Händen ihre Blöße zu bedecken, als der Kürass zu Boden fiel. Was bildete sich dieser Zwerg ein, seine dreckigen Finger nach ihr zu strecken? Lieber würde sie sich das Bein abhacken lassen. Sie sah ihn eine Zeit lang wortlos an, dann fiel ihr jedoch auf, dass der Zwerg vielleicht tatsächlich helfen wollte, auch wenn er noch nichts von Höflichkeit verstand. Sie schluckte ihre Empörung herunter.
"Es sind nur Kratzer", sagte sie und zeigte die Schürfwunden und Prellungen, die sich über ihre ganze Seite zogen. "Damit komme ich schon allein klar. Aber ein Tuch und etwas Wasser wären hilfreich."