Liebe Death Note Freunde
Ihr habt mich auf die Reise geschickt, in ein mir unbekanntes Land. Mit viel Stolpern letztendlich erfolgreich gewesen. Seit heute Nacht wieder zurück mit einem kleinen Reisebericht für den der mag.
Ziel erreicht. Death Note 1 – 37 ist gesehen. Und ich könnte glatt wieder von Vorne anfangen. Den Vor- und Abspann hab ich mir gespart, da war ich sicher nicht die Einzige. Die zweite Ausführung war mir zudem wirklich zum Weglaufen. Die (für mich) furchtbare Musik und das ganze Ambiente lassen möglicherweise tief in eigentümliche japanische Seelenabgründe blicken. Dagegen die Musik im Geschichtsverlauf fand ich stimmig, hat für mich die Atmosphäre perfekt untermalt, sogar verstärkt, hat mir sehr gut gefallen.
@ Earl Grey gleich erst mal. Folge 23, Raserei, wie von Alastor oben schon erwähnt, Higuchi von der Company, für den Verlauf der Geschichte zwar nur eine Nebenfigur, kriegt Muffensausen. Schwitzend mit verzerrtem Gesicht rast er mit seinem Auto durch die Stadt. Egal was zu diesem Zeitpunkt sonst noch passiert, hier kann der Betrachter der seine Sinne einigermaßen beinander hat alles auf Higuchi projizieren was verabscheuungswürdig ist. Dieser hässliche alte, von kleingeistigen Motiven gelenkte verschlagene Miesling hat Schwierigkeiten. Ha, insgeheim freut einen das und es sei an dieser Stelle erlaubt. Eine wunderbare Figur.
Die Geschichte lebt durch ihre Figuren. Light, ich habe es so gerne gehört das japanische „Leidah“, hochintelligent, ein junger Mann aus geordneten Verhältnissen, dessen Lebensaussichten komplett auf Grün stehen. Und natürlich hat er sich bereits Gedanken über die Weltgeschehnisse gemacht. Er findet das Buch und begeht in jugendlicher Ignoranz und Größenwahn den Fehler seines Lebens. Er begreift schnell, trotz Superhirn kann er aber den Verlockungen der Selbstherrlichkeit nicht widerstehen, seinen grotesken Werdegang und seine Wandlung nicht verhindern. Eine tiefgründige Figur. Sie schreit förmlich, seht her, Macht ohne Weisheit kann großes Unglück bringen.
Die Welt der Shinigamis ist eine Sache für sich. Optisch einer gruseliger anzusehen als der andere, unterliegen sie ihren Gesetzen. Schnell merkt man, hey, die sind nicht böse, sie sind auf ihre Art berechenbar und verlässlich. Aus Langeweile das DN auf die Erde fallen zu lassen ist zwar grad nicht die feine englische Art, aber nun gut. Ryuk lässt sich ja auch bald blicken. Seine Unbestechlichkeit macht ihn sympathisch, das was er erlebt, ist für ihn wie ein interessantes Theaterstück, emotional unbeteiligt begleitet er die Geschehnisse. Sein unverwechselbares raues Lachen voller Hingabe an den Irrsinn, gerne an den für allgemeine menschliche Moralvorstellungen unmöglichen Stellen, macht ihn noch sympathischer. Es war mir eine Freude ihn kennenzulernen. Rem hingegen lässt sich dann doch zu emotionalen Regungen hinreißen. Auch Götter sind eben nicht vollkommen. Dennoch sind sie die einzigen die in dem ganzen Spiel nicht die Nerven verlieren. Sie sind der Bodensatz der Geschichte von dem heraus sich die variationsreichen Spannungsbögen schrauben.
Misa ist auch eine spezielle Marke. Hübsch und erfolgreich im Job, ganz dumm kann sie nicht sein, so wie sie sich mit ihrem Debüt ins Spiel gebracht gebracht hat. Dazu war schon ein gewisses Talent, technisches Wissen und eine zielgerade Spürnase nötig. Es wäre ein Kracher gewesen, wenn sie später nochmal zum Einsatz gekommen wäre. Der Fluch der Weiblichkeit, das Blendwerk starker Gefühle und sicher auch traumatische Erlebnisse machten sie schwach in ihrer Einfalt. Ja, so kann’s gehen.
Über L wurde sich schon geäußert im thread, er war für mich eine Überraschung als ich ihn das erste Mal sah, eine angenehme Überraschung was die exzentrische Art betrifft. Er ist eine tragende Figur die der Serie ein besonderes Gesicht gibt. Auf die messerscharfen Denkduelle und den Heck-Meck will ich nicht mehr eingehen. Darüber wurde schon ausführlich gesprochen. An N hätte ich noch etwas rumgefeilt, wenn’s meiner gewesen wär.
Dann ereilte auch mich der große Absturz nach Folge 25. Was ist das jetzt? Diese ganzen neuen Leute. Alles in mir hat sich zunächst gesperrt. Im Nachhinein denk ich, ich hatte jetzt 25 Folgen Zeit mich mit den Charakteren vertraut zu machen mit all ihren Eigenheiten, es entwickelte sich eine Art Beziehung zwischen mir und den Hauptdarstellern. Und plötzlich von Eins auf Hopp, ohne dass die Geschichte an Tempo verliert, bekomme ich neue Darsteller vor die Nase gesetzt. Moment, wer bist Du denn? Und das kann Widerstände hervorholen, die dann zu dem berühmten Abfall von Energie oder einer plötzlichen Interessenlosigkeit führen. Ein interessantes Phänomen was ich so auch noch nicht erlebt habe. Nach einer kurzen Krise ließ ich mich darauf ein und stellte fest, es ist kein Abfall, es ist etwas ganz Neues was jetzt passiert, wenn auch etwas abrupt. Das Genre hat sich geändert. Aus dem Fantasy-Abenteuer, was trotz dramatischer Vorkommnisse immer noch als aufregendes Spiel gefühlt und erlebt werden konnte, wurde bitterer Ernst. Es wurde zum Krimi. Es passierte das was immer passiert. Ereignisse lösen weitere Ereignisse aus und die Geschichte dehnt sich aus. Geschehnisse werden immer unkontrollierbarer, unbeteiligte Menschen werden durch Massenströmungen bewegt und gelenkt. Das Drama dieser im Wesen verunsicherten und ungebildeten Menschheit wurde angerissen. Unbekanntes und Verstörendes bringen dunkle Seiten ans Licht welche verborgen in jedem Menschen schlummern können und beim genaueren Hinsehen ist Alles überhaupt kein Spaß mehr.
Für den der Sehen kann, ist Death Note voller Wahrheiten über das Leben und die menschliche Seele. Ich werte es als das, wodurch DN, bewusst oder unbewusst seine große Anziehungskraft ausübt.
Das Einzige was mich irritiert hat, gewisse Mitspieler hatten plötzlich Jobs. Was? Die waren doch grad noch frisch an der Uni! Ich glaube erst in der letzten Folge kommt zur Sprache, dass sich die Story über ganze sechs Jahre hinzieht. Aha, na dann.