Mhm. Ich denke, dass ich mich mittlerweile tatsächlich als Profi bezeichnen würde, was das Schreiben von Romanen angeht. Das heißt nun nicht, dass das Schreiben monatlich wahnsinnig viel Kohle in meine Haushaltskasse spülen würde (eher das Gegenteil, wenn man die ganzen Werbekosten als Selfpublisher mitbedenkt, aber auch bei den Kleinverlagen, bei denen ich ganz am Anfang veröffentlicht habe, sah es diesbezüglich ja nicht besser aus).
Zwar habe ich inzwischen ein paar Bücher veröffentlicht, habe mich also sozusagen mit meinen Geschichten nach Jahren der vollkommenen Selbstgenügsamkeit aus meinem Autoren-Schneckenhäuschen ins grelle und unbarmherzige Licht der Öffentlichkeit hinausgewagt und dafür - wie es halt so ist - sowohl Lob als auch Schelte von der manchmal grimmigen, manchmal wohlwollenden Lesergemeinschaft bekommen. Obwohl ich schon finde, dass eine solche Auseinandersetzung mit der harten Veröffentlichungsrealität eine wichtige Erfahrung ist, an der man als Autor und auch als Mensch enorm wachsen kann, denke ich doch wiederum nicht, dass allein eine Veröffentlichung einen Autor erst zu einem "Profi" macht und ihn - in welcher Form auch immer - von einem "Hobbyautor" unterscheidet, der "lediglich" just for fun mehr oder weniger für sich selbst schreibt. Gerade im Bereich des Selfpublishing gibt es genügend Autoren, die ihre Romane im gefühlten Minutentakt raushauen und sich in handwerklicher Hinsicht - also in Bezug auf die Konzeption und das konkrete Schreiben von Geschichten - niemals auch nur um einen einzigen Deut in ihren schriftstellerischen Fähigkeiten verbessern, weil es sie einfach nicht interessiert.
Hier wäre für mich persönlich die Grenze, die einen Autoren-Profi von einem Autoren-Nicht-Profi unterscheiden würde. Für mich geht es dabei nicht primär um die Frage, ob ich von meinen Romanen leben kann (was ja wie gesagt ohnehin so gut wie keinem Autor in Deutschland gelingt) oder ob ich überhaupt schon mal ein Buch veröffentlicht habe (was seit dem Aufkommen des Selfpublishing als Kriterium für Professionalität in meinen Augen jegliche Relevanz verloren hat), sondern welchen Anspruch ich als Autor an meine eigene Arbeit habe. Interessiert es mich nicht die Bohne, ob meine Texte gut oder schlecht geschrieben sind, ob Leser emotional darin eintauchen und mit meinen Figuren mitfiebern können, und sehe ich das Schreiben von Geschichten in allererster Linie als eine persönliche Selbsterfahrung (was völlig okay ist) ohne den Wunsch, mich in meinen schriftstellerischen Fähigkeiten zu verbessern, dann kann ich mich m.E. auch nicht als "Profi" bezeichnen.
Wie das Wort ja bereits sagt, steckt im "Profi" ebenfalls das Wort "professionell", und professionell ist für mich jemand, der sich (in der Regel über einen längeren Zeitraum) intensiv mit einer bestimmten Sache beschäftigt, sich zunehmend Wissen darüber aneignet und (ebenfalls über einen langen Zeitraum) lernt, dieses Wissen praktisch umzusetzen und anzuwenden. Wenn ich diesen Wunsch habe und das tue, werde ich irgendwann ein Profi auf diesem Gebiet sein, ganz egal, ob ich mit meinen Büchern an die Öffentlichkeit gehe oder weiterhin als "Hobbyautor" im stillen Kämmerlein "nur" für mich selbst schreibe. In diesem Sinne ist der Anspruch an mich selbst, mich als Autorin in meinen handwerklichen Fähigkeiten zu verbessern und zu lernen, bessere Geschichten zu schreiben, das einzige Kriterium, das einen Profi von einem Nicht-Profi unterscheidet.
Ganz ohne irgendeine elitäre Künstler-Attitüde würde ich daher sagen, dass ich mich mittlerweile tatsächlich als einen Profi im Schreiben von Geschichten empfinden würde, einfach weil ich mich in den letzten Jahrzehnten sehr viel damit beschäftigt habe und es mein starker Wunsch war, mich in meinen diesbezüglichen Fähigkeiten zu verbessern. Das Veröffentlichen kann dieses Lernen weiter befeuern und ihm neue Aspekte hinzufügen, die helfen, die eigenen Fähigkeiten noch mehr zu vertiefen, ist aber in meinen Augen kein notwendiges Kriterium, um sich selbst als Profi bezeichnen zu dürfen (oder schlicht ein solcher zu sein, obwohl man sich - bescheiden wie man halt ist - selbst gar nicht so wahrnimmt, weil man nicht arrogant erscheinen möchte).
Aber obwohl man irgendwann naturgemäß sehr viel über eine bestimmte Sache (wie das Schreiben von Geschichten) weiß, weil man sich sehr lange sehr viel damit beschäftigt hat, sollte man auch als Profi niemals "satt" sein und aufhören, in Bezug auf diese Sache neugierig und lernwillig zu sein. Lernen kann man immer etwas, wenn man das Bedürfnis dazu hat, auch wenn man schon eine Menge weiß. Aber natürlich erreicht man irgendwann ein gewisses Plateau an Wissen und Erfahrung, wo man sich mit vielen Dingen, mit denen sich etwa ein Schreibanfänger herumschlägt, nicht mehr auf die gleiche Art beschäftigen muss, in der dieser es tut. In vielen Bereichen dieses speziellen Wissensgebietes hat man als Profi seine Antworten gefunden, weil man oft bereits seit vielen Jahren aktiv in seiner täglichen Arbeit damit umgeht. Das heißt nicht, dass die Fragen, die zu diesen Antworten geführt haben, unwichtig geworden wären, aber dass man als professioneller Autor nicht mehr ständig damit ringen muss. Und das ist ja auch etwas Gutes, zumal man sich diesen professionellen Stand durch seine eigene Disziplin und Lernbereitschaft selbst (und oft mühsam) erarbeitet hat. In diesem Sinne kann es m.E. durchaus ein Zeichen von - der eigenen psychischen Gesundheit förderlichem - Selbstbewusstsein sein, wenn man irgendwann zu sich selbst sagt: "Ich bin auf diesem bestimmten Gebiet ein Profi!", weil ein solcher Satz, wie ich finde, auf seine eigene Weise ebenso entlastend und befreiend sein kann, wie sich selbst als einen "Hobbyautor" zu bezeichnen.