Gestern war ich ja bei der Lesung
„Meister der Phantasik“, die dieses Mal im Kent-Club in Hamburg abgehalten wurde (mehrere Städte werden natürlich angesteuert).
Eins vorweg: Wir haben die Chance erhalten, dass wir als Forum ein Interview/Fragerunde mit Hennen (schriftlich) und Heitz (etwa 1 h per Videostream) halten dürfen. Da einige gerne zur Lesung gegangen wären, es aber finanziell oder ortstechnisch nicht geschafft haben, hab ich einfach mal gefragt. Das Hennen gerne den Austausch mit Lesern sucht (hat er mal in anderen Interviews betont) und sein Auftreten das für mich auch entsprechend vermittelt hat dachte ich mir: Versuch macht klug
Für Heitz bräuchte ich nur genug Interessierte, dann würden wir ein Call-Termin Anfang nächsten Jahres ansetzen (natürlich so, wie Heitz Kalender es zulässt!). Kai Meyer war sehr im Gespräch vertieft, daher wollte ich ihn nicht unterbrechen, aber falls da Interesse besteht … dann einfach schreiben. Hennen war für mich persönlich (joar ich oute mich mal als Elfen-Reihen Fan ^^) am wichtigsten.
Wie gewünscht, ist hier einmal eine Art Zusammenfassung/Bericht der Lesung.
Der Kent-Club, in dem dieses Mal in Hamburg gelesen wurde, ist nicht sonderlich groß, sodass man auch in der letzten Reihe noch einen guten Blick auf die Autoren hatte. Natürlich saß ich nicht ganz hinten, eher vorne, an der Seite, mit einem uneingeschränkten Blick auf die Autoren und die Moderatorin.
Überraschenderweise waren wir viel zu früh da, da die Bus-Bahn-Bahn Verbindung ohne Probleme funktioniert hat und wir es ausnahmsweise mal geschafft haben auch wirklich pünktlich das Haus zu verlassen. Im Laufen etwas Geschwindigkeitsreduziert, aufgrund von Hustenstillern, die ich das erste Mal ausgetestet habe, weil ich nicht alle 5 Minuten durch Husten hervorstechen wollte, kamen wir dann auch gerade an der Bushaltestelle an, als der Bus mal wieder viel zu früh eben jene erreichte. Punktlandung
Einlass war bereits um 19.00 Uhr, Start der Lesung war für 20:00 Uhr angesetzt.
Wie erwähnt: Wir waren viel zu früh da und dennoch war das genau richtig. Bereits um 19:20 Uhr, als wir in den Club traten, waren sicherlich 80% der Sitze belegt. Die Seitensitze waren wohl weniger beliebt, obwohl sie einen super Blick boten, direkt vor den Boxen (siehe Bilder). Sicht und Ton also top.
Die 3 Autoren, Kai Meyer, Bernhard Hennen und Markus Heitz, routiniert, aber mit einem ernstgemeinten Lächeln auf den Lippen, kamen pünktlich auf die Bühne.
Mein Eindruck zu den Autoren, die allesamt bodenständig, sehr nett und interessiert an den Lesern sind, ist nach Abschluss der Lesung durchweg positiv. Dies ist mein Eindruck zu den Autoren und ihrer Lesung.
Kai Meyer: vielfältig aufgestelltes Buchportfolio (ich glaub an die 70 Werke hat er verfasst). Die heimliche Liebe, den Horror, kann er nach Jahren der Verlagsablehnung (Horror von deutschen Autoren wurde von Verlagen nicht mal mit der Kneifzange angefasst) mit seiner gestiegenen Bekanntheit endlich ausleben. Routiniert, mit bildhafter Sprache, lässt man sich in den Bann dieses Ruhepols ziehen, während er erst das Ende einer Kurzgeschichte zum Besten gibt, die von aufgerissenen Leibern in den Schatten der Kümmerniskreuze der Eifel handelt, und im zweiten Durchgang einen Auszug aus seinem neuen „Horror“ Roman liest, dass 1913 und 1933 spielt – Hauptpersonen sind u.a. ein Autor und eine Lektorin.
- Spoiler:
Baltikum, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Tiefer Schnee und endlose Wälder schneiden ein Herrenhaus von der Welt ab. Hierher reist die junge Lektorin Paula Engel aus Leipzig, um das Manuskript des Schriftstellers Aschenbrand einzusehen. Paula und ihr Verlobter Jonathan begegnen einem faszinierenden Exzentriker, der ein dunkles Mysterium wahrt.
Leipzig, 1933. Im legendären Graphischen Viertel rettet der von den Nazis entlassene Kommissar Cornelius Frey einem Mädchen das Leben. Bei ihrem Abschied flüstert sie »Sie weinen alle im Keller ohne Treppe«. In der nächsten Nacht liegt sie ermordet neben einem toten Polizisten. Auf der Spur des Mörders kämpft Cornelius sich zurück in seinen alten Beruf und stößt auf ein Netz aus Okkultisten und Verschwörern, Freimaurern und Fanatikern. In welcher Verbindung standen sie zu Paula und Jonathan, die vor zwanzig Jahren spurlos im Baltikum verschwanden?
So zeigt er anhand einer Szene, wie man Horror vermittelt, ohne dass der Leser mit einem halben Herzinfarkt vom Sofa fällt, sondern wie das indirekte gruseln, der indirekte Horror funktioniert - was er persönlich bevorzugt. Auch liest er einen Ausschnitt, in dem der Autor-Protagonist Aschenberg, der Lektorin erklärt, warum man als Autor schreibt, bzw. wie der Schaffensprozess ist. Ein kleiner Ausflug in sein Inneres? Vielleicht
So kommt danach die Frage auf, ob Autoren sich als Eremiten sehen, wie der Autor Aschenbrand, was sie alle drei irgendwie bejahen, auch wenn Heitz gerne in der Bahn schreibt.
Ob das ein natürliches, normales Verhalten eines Menschen ist, sich in sein Eremitendasein zurückzuziehen und ganz allein in seine Welt abzutauchen? Wohl nicht, schließen sie.
Aber für jene die schreiben, ist das ein Normalzustand, auch wenn andere das vielleicht nicht als normales Verhalten einstufen würden. Vielleicht findet sich der ein oder andere im Forum, selbst darin wieder.
Die oben genannte Kurzgeschichte stammt aus der Horror-Anthologie „Das Böse vor deiner Tür“, eine Anthologie von 16 namenhaften Autoren, in denen Kai Meyer und Markus Heitz vertreten sind.
Bernhard Hennen: schätzt den direkten Austausch mit den Lesern (fragt auch bei der Signierstunde gerne was zurück), ist ruhig, tendenziell zurückhaltend, um dann mit trockenem, spitzfindigem Humor einen rauszuhauen. Auf seinem Gesicht sieht man das ein oder andere Schmunzeln, während die anderen vorlesen und vertieft sich dann ganz in seine Welt, als er dran ist. Er liest eine Szene aus Schattenelfen, wo einer der Elfen nach einer reinkarnierten Seele sucht; seine ehemalige Geliebte/Frau, dessen Tod er wohl selbst hervorgerufen hat.
Bernhard Hennen liest ruhig, eher bedächtig, vor allem im direkten Kontrast zu dem vorherigen Kai Meyer, wo es gerade noch um flüchten und zerfleischen ging. Aber je länger er liest, desto mehr lassen sich auch die Zuhöhrer in diese Szene ziehen, in der wenig passiert und die dennoch eine Welt vor den Augen erwachsen lässt.
Als er endet, bleibt der Applaus zunächst aus, die Zuhörer noch gefangen in der Szene, die mit einer rhetorischen Frage endet. Der Applaus der Moderatorin reißt die Zuhörer schließlich aus dem Bann.
Nach der Pause ist auch er mit einer zweiten Runde dran, liest diesmal eine Szene aus der Sicht des Kobolds Broja, der beratend für den uralten Drachen Morgenstern tätig ist. Zusammen versuchen sie - Broja ein wenig misstrauisch aufgrund der heiteren Stimmung seines Drachen-„Freundes“, und Morgenstern in Elfengestalt - die Vernichtung ihrer aufgebauten Stadt zu verhindern. Gewalt hat bisher nichts genützt, zerstörte der Drache doch bereits große Teile seiner Stadt/Region bei der Verteidigung. Der Dialog zwischen den beiden ist frech und leicht, untermalt mit der steten Sorge, dass der Drache in Elfengestalt die vorgefahrene Barkasse versenken könnte, und zwar nur deshalb weil er sie betritt. Denn wenn der Drache seine Gestalt wandelt, so reduziert er sie nur in seine kleinere Hülle – er ist nun halt seeehr dicht – was zwischen Hennen und Heitz zu einem Schmunzeln führt. Dort scheint ein Insider-Gag zu sitzen
Er kann seine Schwere durch einen Zauber verstecken…aber wehe, wenn er mal abgelenkt ist.
Markus Heitz: der lockere, witzige, um keinen sarkastischen Spruch verlegen, präsentiert zunächst einen Auszug aus der Fortsetzung der Albae.
Was machen die Albae gerne mit ihren Feinden? Klar, künstlerisch umstrukturieren, wie Heitz sagt.
Immerhin kann man ja mit Blut malen, mit Haaren Pinsel bauen und Körperteile anders ausrichten. Daher geht es auch in der vorgelesenen Szene um eine brennende Frage zwischen 3 Beteiligten: Wer bekommt welche Teile von dem gerade erst gehängten, namenhaften Dieb, der nun in Eiseskälte am Strick baumeln soll, bis sich der Kopf von selbst vom Leib trennt. Der Tote wird von semi motivierten Soldaten bewacht, derweil hocken die drei in einer alten Eiche über dem Aufgeknüpften und warten auf das passende Timing. Nicht nur das junge Albae-kind ist interessiert an ein paar Teilen (vor allem am verkümmerten Arm des Gehängten), nein auch zwei weitere (wohl nicht-Albae) streben nach ein paar „Glücksbringern“.
Das Albae-Kind ist, wie es bei dieser Fantasyrasse üblicherweise der Fall ist, hervorragend soziopathisch und mit schwarzem Humor gestaltet und auch als Zuhörer stimmt man irgendwann zu: Ja, das ist halt normal. Kinderspielzeug… nicht notwendig, wenn man sich doch künstlerisch ausleben kann.
Die amüsante, skurril anmutende Szene beendet er mit einem kleinen Cliffhänger und wendet sich einer Thematik zu, die er auch das letzte Jahr schon abgehandelt hat. Warum gibt es eigentlich nur für Filme und Serien Outtakes? Wieso nicht auch für Bücher?
So liest er also seine Outtakes vor, wie sie in einer filmischen Szene vorkommen könnten. Vom Ausrufer, der es nicht gebacken bekommt die Vollstreckung des Verurteilten richtig anzukündigen, bis hin zu der scheinbar doch etwas schwierigen Hinrichtung. Henker sein: ein Ausbildungsberuf… da kann man ohne Ausbildung halt viel falsch machen.
Seine zweite Lesung nach der Pause handelt dieses Mal nicht von einem Fantasyroman, sondern von einem Werk, dass in pinkem Cover erstrahlt, ein völliger Gegensatz zu seiner Persönlichkeit, wo er doch schließlich überzeugter Klamotten-Schwarz-Träger ist. Aber auf Pink hat er trotzdem bestanden! Das musste sein. Ebenso, dass sein Charakter Thomas Mann heißen muss…ein Name, den er noch an diversen Stellen mit fein dosiertem Humor und Spitzfindigkeit auf die Schippe nimmt.
„Schnitzel-Surprise“ heißt das Werk und hat zwar nichts mit Fantasy zu tun, war aber super lustig und steht nun auf meiner Leseliste. Für die Buchmesse wollte er sich diesmal nicht der Lesezeichen-Verteilung anschließen und entschied sich 1000 Schnitzel nähen zu lassen. Das Innere ließ er ungeklärt, Fleisch und Tofu sind wohl beides möglich, immerhin bietet Thom auch beides an. Das Kuschelschnitzel ist nun also bei allen Lesungen mit dabei und Heitz erzählt von ein paar Bildern, die er mit dem Schnitzel von Fans erhalten hat. Am Strand oder unter der Bank beim Griechen, vergraben unter Ouzo Gläschen… die Auswahl war vielfältig.
- Spoiler:
Thalia -Beschreibung
"Bares für Gares" - Bestseller-Autor Markus Heitz entfacht mit dieser Persiflage auf alle Koch- und Backshows im TV ein bitterbös-komisches Küchenfeuerwerk!
Thomas „Thom“ Mann ist Inhaber des "Manni’s Schnitzeleck“, in dem noch die 80er herrschen. Der Mittvierziger war einst der beste Koch-Azubi seines Jahrgangs, hatte ein eigenes Restaurant und den ersten Stern in Griffweite. Doch dann endete der steile Aufstieg im „Schnitzeleck“, wo die Gerichte „Schnitzeltod in Venedig“ und „Der Frittenberg“ heißen.
Thom droht das finanzielle Ende, als mit Max ein junger, findiger TV-Produzent auf ihn aufmerksam wird, der ihn in den Mittelpunkt von neuen Koch-Show-Formaten stellt. Was im Internet als Test am besten läuft, soll zur Primetime ins TV!
Schon ist der verschuldete Thom erzwungenermaßen mitten drin im Kochzirkus: Er soll bei „Restaurantretter am Limit“ eine möglichst schlechte Figur machen, eine Koch-Kuppel-Show moderieren, sich „um Topf und Kragen“ kochen, bei „Kitchen Machinista“ Küchengeräte testen. Und vieles Absurde mehr. Das volle Küchenchaos ist bereits vorprogrammiert, inklusive eines fiesen Lebensmittelkontrolleurs, der absichtlich Ärger im "Schnitzeleck" macht.
Dabei hat Thom nicht mit seinem sechzigjährigen Azubi gerechnet, der alle möglichen Lebensmittelallergien hat, oder mit der Systemgastronomie genau gegenüber, die ihm die Kunden abspenstig macht – und deren Filialleitung ausgerechnet Sabine ist, seine Ex.
Was kann da überhaupt noch helfen? Genau – ein Musical.
Rezension
"Heitz’ Ziel war es, diese bekannten und (berüchtigten?) Fernsehsendungen so richtig auf die Schippe zu nehmen. Das ist ihm ohne Zweifel gelungen." ("Die Rheinpfalz")
"Amüsant, skurril und überraschend, hebt sich "Schnitzel Surprise" aus dem üblichen Lesestoff hervor." ("Bellgatto-Audio.de")
"Diese Lektüre ist überraschend, originell und einfach nur ein Geniestreich." ("literaturmarkt.info")
"Eine herrlich schräge Parodie auf TV-Kochshows! Mit interessanten Charakteren, verrückten Ideen, besonderem Humor und ganz viel Wortwitz ist Autor Markus Heitz hier ein sehr unterhaltsames Buch gelungen." ("Nicoles Bücherwelt (Blog)")
"Das Ganze war so wunderbar abgedreht, voller Humor und hat einfach so unfassbar viel Spaß gemacht, dass ich beim Lesen die Zeit vergessen konnte." ("Vanessas Bücherecke (Blog)")
"Ein Lesespektakel der besonderen Art …" ("SUBWAY")
Auch einen kurzen Ausschnitt aus der KG von der Horror-Anthologie liest er vor und witzelt gleichzeitig ein wenig über den Titel der Selbigen.
„Das Böse vor deiner Tür“ – dann mach sie halt nicht auf^^. Zweiter Band „Das Böse dahinter“?
Am Ende kommt es zu einer kleinen Fragerunde. Unter anderem kam die Frage „wie schaffe ich es einen Roman abzuschließen und nicht immer abzubrechen“ – die Antwort Hennens: KGs schreiben, bis man diese gut abschließt, dann Novellen und dann irgendwann vom Kurzroman zu Roman. Viele hätten einen Epos im Kopf, der direkt von Beginn an aufs Papier soll, nur das klappt eben selten. Daher erstmal klein anfangen und sich dann steigern.
Auch die Frage zur Verfilmung von einer der Werke von Meyer, Hennen oder Heitz wird gestellt. Drehbücher liegen zwar vor, sagen aber nix aus, sagen sie. Drehbücher werden immer wieder mal vorgelegt, aber Fantasy, vor allem High-Fantasy ist das Teuerste zu produzierende Genre und die Streaminganbieter sind generell sehr picky geworden, in der Stoffauswahl ihrer Verfilmungen. Fantasy ist wohl momentan eh eher abgestraft, was die Beliebtheit angeht.
An die Pen&Paper Interessierten: Hennen wird im Frühjahr eine Art Pen&Paper rausbringen, die für jedermann einfach zu spielen sein wird (ohne erst tagelang Regeln zu wälzen), mit vorgefertigten Charakteren, die man nehmen, und ein paar Storylines, die man benutzen kann, sodass jeder das Abenteuer direkt beginnen kann!
Auch Heitz arbeitet an einer Pen&Paper Version für die Zwerge. Aufgrund der schieren Lese- und Sortierungsmasse (in Bezug auf generelle Struktur und Regeln) wird das aber noch etwas dauern, sagt er.