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    Beitrag von SeiraTempest Sa Sep 07, 2024 11:55 am

    Ich hoffe, so ein Thema ist hier okay. Embarassed (Falls nicht dann gerne einfach löschen)

    Ich habe vor ein paar Tagen einen sehr interessanten Artikel gelesen, in dem beschrieben wird, was ich beim beobachten der heutigen Kindererziehung schon hab kommen sehen:
    Kindern fehlt es immer mehr an altersentsprechender (Schul)Reife.

    Es wird vor allem erwähnt, dass es Kindern an Konzentration fehlt, sie vieles nicht mehr können, was sie in diesem Alter eigentlich können sollten und das auch Sprache und Sozialverhalten mangelhaft seien.
    Der Artikel ist leider speziell über Schleswig-Holstein. Ich muss aber sagen, dass ich auch hier in MV einiges höre und sehe, was mich leider nur noch mit dem Kopf schütteln lässt.

    Ich habe selber keine Kinder, aber ich habe Nichten und kenne auch andere Leute mit Kindern. Da konnte ich über die letzten Jahre häufig Dinge beobachten. z.B. dass Kindern kaum/keine Grenzen mehr gesetzt werden. Dass Eltern ihre Kinder nicht korrigieren, wenn sie etwas falsch sagen, und das auch noch selber ebenso falsch sagen, weil das ja "so niedlich" ist, wenn das Kind etwas falsch ausspricht. Babysprache bis die Kinder in die Schule kommen. Eltern, die ihren Kindern einfach nur das Smartphone oder Tablet in die Hand drücken, damit Ruhe ist und man sich nicht ums Kind kümmern muss.
    "Lazy Parenting" scheint heute der Trend zu sein, bei dem man einfach das Kind vor Bildschirme setzt und dann seine Ruhe hat. Anstatt sich mit dem Kind zu beschäftigen, hängt man selbst nur am Handy auf Facebook oder sonstwo rum, während das Kind entweder alleine in der Buddelkiste spielt oder ebenfalls an so nem Gerät hängt. Den Kindern wird nichts mehr beigebracht, weil was wäre man denn für eine Rabenmutter/-vater, wenn man vom Kind verlangt, den Tisch mit zu decken oder sowas in der Art.
    Durch diese Art der Erziehung hat man jetzt den Salat. Ich höre immer wieder "Generation Lebensunfähig". Und ich würde das so gern abstreiten können, sehe mir dann aber die Grundschüler oder auch Teenager und denke "ich kann das beim besten Willen leider nicht abstreiten". besonders wenn ich von 16-jährigen höre, die sich nicht mal/kaum alleine was zu essen machen können. Das ist hochgradig erschreckend.

    Ich hab darüber in einem Chat geschrieben und da stimmte mir jemand zu, dass wir uns in einem Kreislauf aus "Extremen" befinden. Früher, im letzten Jahrhundert war die Erziehung sehr streng, begleitet von physischer Gewalt. Die Kinder, die so aufwuchsen, möchten das nicht für ihre Kinder, verständlich. Aber jetzt haben wir das andere Extrem. Eine viel, viel, viel zu lasche und weiche Erziehung, bei der man... ja eigentlich gar nichts mehr macht. Kinder werden nicht mehr bestraft, könnte sie ja traumatisieren. Kinder hören kein nein mehr, könnte sie ja traumatisieren. Aber durch all das, durch die fehlende Disziplin (und nein, dafür muss man sein Kind nicht schlagen, es gibt durchaus kinderfreundliche Methoden), durch die fehlende Bildung durch das Elternhaus, durch das "Lazy Parenting" mit Tablet und co haben Kinder jetzt massiv Probleme in der Schule. Woher sollen sie die Schulreife aber auch haben? Wenn sie nicht mehr gefördert werden, wenn man ihnen nichts mehr beibringt, weil sie ja "einfach Kinder sein sollen". Und natürlich sollen sie das. Aber auch Kinder sollten gewisse Dinge lernen.

    Und ich finde es erschreckend, wenn ich hier mal rausgehe (wohne ganz in der Nähe einer Gesamtschule und hier rennen daher viele Kinder rum) und Grundschüler sehe, die beim gehen nur aufs Smartphone glotzen und gar nicht mehr aufpassen, wo sie hinlaufen. Da wundert mich dann auch die im Artikel erwähnte steigende Kurzsichtigkeit nicht mehr.  


    Was habt ihr dahingehend so beobachten können? Habt ihr selbst Kinder? Denkt ihr, dass wirklich nur die Eltern hier das Problem sind? Oder seht ihr die Probleme vielleicht auch woanders? Was denkt ihr allgemein über das Thema?

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    Beitrag von Zauberhörnchen Sa Sep 07, 2024 12:51 pm

    Ein superspannendes Thema! Da werde ich gerne was zu schreiben, brauche dazu aber Zeit, dauert dann leider etwas.

    Viele Grüße


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    Beitrag von alibikolibri Sa Sep 07, 2024 3:32 pm

    „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“
    Sokrates vor ca. 2500 Jahren

    Die Generation, die durch vielfältigen Mangel, verbunden mit der Weltwirtschaftskrise und dem folgenden Weltkrieg, geprägt wurde, ist am Aussterben. Deren Kindeskinder, heute als Boomer benannt, wurden so von den Groß- und Eltern geprägt, dass ein sozialer Aufstieg nur durch strenge Regeln, Disziplin, aber auch teilweise Selbstaufgabe möglich ist.
    Ab den 1990er Jahren wandelte sich der Gedanke an den Aufstieg, denn ein Großteil der Bevölkerung wuchs/wächst in einem bis heute in der (deutschen) Geschichte unfassbaren Wohlstand auf. Dazu kommt ein alles stützender Sozialstaat.
    Von daher stellt sich eher die Frage nach der Motivation, warum und wohin soll der (junge) Mensch streben?
    Ein Überfluss an materiellen Dingen, aber auch eine Flut an verfügbaren Informationen stellen für viele Menschen eine Herausforderung dar.
    Das "Die Kinder sollen es doch einmal besser haben" funktioniert heute überhaupt nicht mehr, denn alle haben Wohnraum, Autos, Internetzugang. Gleichzeitig ist verpasst worden, die nachfolgende Generation darauf hinzuweisen, dass ein Brot gebacken, ein Dach gedeckt oder ein T-Shirt genäht werden muss. Der Strom fließt nicht automatisch, nur weil eine Steckdose an der Wand ist.
    Die Zielsetzung der bis 1990 Geborenen war Familie, Auto, Haus. Nun, Ersteres ist schon lange kein Muss mehr, zweiteres kann man ohne Probleme gebraucht erwerben und letzteres ist nur noch für einen einstelligen Prozentsatz der Bevölkerung finanziell möglich.
    In gewissen Teilen kann ich die Orientierungs- und Antriebslosigkeit von Jugendlichen verstehen, denn auch für die Boomer sieht die Zukunft, wenn nicht wirklich rosig, so doch zumindest nebulös aus.
    Also, lenkt man sich mit dem Handy, auf dem Computer ab.
    Leider war/ist es eine Unart, Leistungsanforderungen immer nur nach unten zu korrigieren. Das hängt u.a. mit dem föderalistischen Bildungssystem in D zusammen. "Früher" wurde Abitur gemacht, um danach zu studieren, heute wird dieser Abschluss mit der Gießkanne über alle geschüttet. Was darin resultiert, dass es ca. 1/3 Studienabbrecher gibt. Von den kommenden Bundesjugendspielen ohne Platzierungen will ich gar nicht erst anfangen.
    Ich bin mir sicher, dass die meisten, zumindest unterschwellig, verstehen, dass wir uns in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen bewegen. Sei es die Überalterung der Gesellschaft, sei es die steigende Bedeutung von KI, sei es die Veränderung der politischen Landschaft.
    Dafür werden gleichzeitig Unmengen von Nebenkriegsschauplätzen aufgemacht, wie Gendern, alle möglichen und unmöglichen Geschlechter, der Kampf gegen den Klimawandel mit der Brechstange.
    Viele vergleichen die momentane Zeit mit der Dekadenz im Römischen Reich - und wir alle wissen, wie sie endete ...
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    Beitrag von SeiraTempest Sa Sep 07, 2024 6:51 pm

    alibikolibri schrieb: "Früher" wurde Abitur gemacht, um danach zu studieren, heute wird dieser Abschluss mit der Gießkanne über alle geschüttet.

    Schade, mir hat noch keiner das Abitur über den Kopf gegossen Laughing
    Ja gut, heutzutage gibts tatsächlich vieeele Möglichkeiten, es nachzuholen. Aber gerade wenn man arm ist und Mama und Papa ebenfalls arm sind ist es dann doch nicht mehr ganz so leicht. Spreche da leider aus Erfahrung..
    Fand jedenfalls keine Möglichkeit irgendwo 150€ im Monat für ein Abitur herzukriegen, dass ich von zu Hause machen kann (denn das wäre das einzige gewesen, was Gesundheitsbedingt funktioniert hätte).
    Aber gut, das würde zu OT werden.

    Ich sehe tatsächlich auch einen Grund des Problems darin, dass heutzutage alles für selbstverständlich genommen wird und man das unbewusst den Kindern so vorlebt. Ich musste mir noch jedes Mal anhören "wir scheißen doch hier kein Geld" und "das Geld wächst doch nicht auf Bäumen". Oder auch sowas wie "Sei froh, dass du was zu essen hast, die Kinder in Afrika verhungern" usw. usf. Jedes Mal wenn ich gejammert oder mich beschwert habe. Ich hab auch nicht immer alles bekommen. Dann hieß es noch klipp und klar "Nein, das gibts nicht", "Du hast sowas ähnliches schon", "Du hast gerade erst was anderes bekommen", "das ist zu teuer" usw. Ich musste noch lernen Dinge wertzuschätzen.

    Aber vor allem musste ich Selbstständigkeit lernen. Du willst was zu essen? Gut, dann mach dir was. Schmier dir selber ein Brot. Du willst dich umziehen? Du weißt ja, wo deine Klamotten sind. Du brauchst ein bestimmte Spielzeug? Dann hol es dir doch, du weißt ja, wo es ist. Und gerade das letztere.. was ich da so beobachtete. Kind: "Mama, ich brauch mein rotes Auto" Mama: "Ja warte ich hol es dir". Nein, warum? Lass doch das Kind das Spielzeug selbst holen, wenn es das unbedingt braucht. Du bist die Mutter, nicht die Bedienstete. Ist doch kein Wunder, dass die nix mehr alleine können. Sie müssen ja nur noch "Mama/Papa mach mal" schreien und Mama/Papa rennt los.
    Ich hab das leider auch bei meiner großen Nichte beobachtet. Ich fand das so furchtbar.

    Ich finde es auch erschreckend, wie viele Kinder nicht mehr richtig lesen und schreiben können. Weil die Eltern dem Kind alles falsch vorreden. Weil sie mit den Kindern nicht mehr üben. Weil die Kinder statt Bücher lesen lieber auf Youtube rumhängen, hören wie der Youtuber redet "Diggah wallah ich schwör" und in den Kommentaren selbiges lesen. Und dann wird das einfach schnell mit "LRS" entschuldigt und gemeint "mein Kind kann es halt nicht so gut". Einfach nur nein. Auch mit LRS kann man vernünftig lesen und schreiben lernen (Mein Bruder hat das, und man merkt es ihm nicht an. Ich kannte auch eine, die mit LRS ein Abitur gemacht hat).

    Ich sehe die Probleme in vielen Bereichen und wenn sich gerade Eltern einfach nicht mehr bemühen, mit ihren Kindern Dinge zu üben, ihren Kindern Dinge beizubringen etc. dann wird sich diese Entwicklung nicht bessern, sondern weiter verschlechtern.

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    Beitrag von PBard Sa Sep 07, 2024 8:06 pm

    Also, ich hab keine Kinder - aber ich war mal eins. Vor langer, langer, langer Zeit, im letzten Jahrtausend ... Schulreife 1f61d

    Und vieles von dem, was hier angesprochen wird, wurde uns/unseren Eltern damals auch vorgeworfen. Bei uns war es halt der Fernseher, vor den wir gesetzt wurden, um uns ruhig zu halten. Es war die "antiautoritäre Erziehung", wegen der wir vor nichts und niemandem Respekt hatten. Unsere Aufmerksamkeitsspanne war so niedrig, weil wir die kurzfristige Befriedigung der Trick-o-Tronic Spiele gewohnt waren.

    Viele Leute scheinen sich auch gar nicht bewußt zu sein, wie "neumodisch" das Konzept von Kindern/Jugendlichen ist, die freiwillig Bücher lesen. Ich bin in der Schule mit dem Kopf in die Klomuschel gehalten und "als Dreck runtergespült" worden, weil ich Bücher jenseits der vorgeschriebenen Bücherliste gelesen hab. Das wurde damals als absolut abartig angesehen, das haben nur die Streber und Geeks gemacht. Heute hingegen haben wir in Buchhandlungen eine komplette Kategorie für Jugendliche - und es ist im Moment noch eine der am Besten laufende Kategorie.

    Ich bin ein Nachzügler, mein Vater war bei meiner Geburt bereits 41, meine Eltern waren also tendenziell eine Generation über denen meiner Altersgenossen. Und meine Mutter hat sich schon zu meiner Kindergartenzeit darüber aufgeregt, daß "die heutigen Eltern" kein Interesse mehr zeigen, bei gemeinsamen Bastelarbeiten nicht teilnehmen, sich nicht für die Erziehung ihrer Kinder einsetzen und lieber alle Verantwortung von sich schieben.

    Apropos Kindergarten, ich hab jahrelang meiner Nachbarin (Kindergärtnerin) beim Schreiben ihrer Monatszusammenfassungen geholfen. Kindergärtnerin aus Leidenschaft, aber von Jahr zu Jahr ist diese Leidenschaft gesunken, weil nur noch überall mit Leistungsprofilen und Lernoptimierung gearbeitet wurde und Kinder eben NICHT einfach nur Kinder sein durften. Ständig ist die Rede davon, wie entwicklungsverzögert die neue Generation sei, dabei hat sich ihren Beobachtungen nach nicht die "Leistung" der Kinder verändert, sondern nur die Erwartungshaltung.

    Im Katalog für Lernschwäche ist tatsächlich als Warnzeichen verankert, wenn ein Kindergartenkind seinen Namen noch nicht schreiben kann und kein Interesse am Lesen-Lernen zeigt. Nach dieser Definition hätte meine gesamte Generation potenziell eine Lernschwäche.

    Was ihr hingegen Hoffnung gegeben hat: Wie viele Eltern inzwischen wieder Interesse an ihren Kindern zeigen, sich an gemeinsamen Aktionen beteiligen. Bei vielen Übungen zur Selbständigkeit helfen die älteren Kinder den jüngeren, weil sie die Übungen auch außerhalb des Kindergartens zuhause weitermachen. Die meisten Eltern haben am Ende aktiv mit ihr zusammengearbeitet, um mögliche Schwächen zu erkennen und die Kinder dort entsprechend zu fördern.

    (Anmerkung: Abweichungen im Bildungssystem gibt's natürlich regional bedingt, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ausgerechnet wir da die Ausreißer in der Statistik sein sollen.)

    Btw, von wegen wir hatten bisher immer ein Ziel vor Augen. Gen X war nicht umsonst die "No Future"-Generation. Zynismus war da als Coping Mechanismus gegen Ziel- und Aussichtslosigkeit gang und gebe.


    Damit will ich jetzt nicht die Probleme runterspielen, die durchaus gegeben sind - sondern nur ein wenig in Kontext setzen, was das oben gebrachte Sokrates-Zitat schon andeutet: Daß JEDE Generation an Jugendlichen ihre Problematiken hat, und daß sich diese Problematiken zyklisch wiederholen.

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    Beitrag von Incendium Sa Sep 07, 2024 8:36 pm

    Wer definiert diese Reife? Ist vielleicht das Schulsystem selbst nicht ausreichend auf die Bedürfnisse von Jüngeren angepasst? Ist in einer Welt, in der man fast jede Information audiovisuell erhalten - und auch selbst produzieren kann, die Lesekompetenz vielleicht nicht mehr ganz so entscheidend wie früher?

    Einige Eckpunkte, die meiner Meinung nach etwas mit den genannten Krisen und Problemen, zu tun haben könnten:
    - Tech-Konzerne haben unsere Aufmerksamkeit ökonomisiert und entwickeln süchtig machende Applikationen.
    - Diese Applikationen tragen offenbar zur negativen psychischen Entwicklungen, gerade von Jugendlichen bei. (Ich würde später nochmal nach Quellen schauen, um das besser einordnen zu können.)
    - Corona-Krise. Vermutlich hat die ganz konkret Auswirkungen auf die im Artikel beschriebenen Probleme gehabt.
    - Die Armutsrate in Deutschland steigt seit ca. eineinhalb Jahrzehnten kontinuierlich an. Gleichzeitig ist das Bildungssystem Deutschlands undurchlässig (vgl. Artikel Tagesspiegel, was besseres finde ich jetzt auf die Schnelle nicht)
    - Es herrscht offenbar Mangel an Lehr- und Kitakräften.

    Damit will ich auf folgendes hinaus: Solche Probleme sollten systemisch betrachtet werden. Aber es muss sich auch die Frage gestellt werden, was davon tatsächlich Probleme sind. Welche Kompetenzen braucht die Jugend? Was ist das Rüstzeug für die Arbeitskraft der Zukunft?

    @SeiraTempest
    So wie du es formulierst, hatte ich den Eindruck, du würdest verallgemeinernd unterstellen, Eltern würden ihre Kinder falsch erziehen. Bitte nicht. Ohne Quelle halte ich das für kontraproduktiv und ggf. auch verletzend.
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    Beitrag von SeiraTempest Sa Sep 07, 2024 8:57 pm

    Ich kenne das auch noch, dass eine 6 haben cooler war, als eine 1 haben
    "Wie du hast ne 1? Was bistn du fürn Streber?"
    Das hat sich aber in den letzten Jahren meiner Schulzeit dann langsam umgekrempelt und je näher der Abschluss kam, desto mehr lernte man auch.

    Was du beschreibst mit der "antiautoritären Erziehung" kenne ich von meiner Generation gar nicht. Da gabs noch welche auf den Popes, da gabs noch den Vortrag und Stubenarrest wenn man was angestellt hat (und Stubenarrest war zu der Zeit noch schlimm). In der Schule wurde immer darüber geredet, dass dieses oder jenes aber zu Hause richtig ärger geben wird (z.B. schlechte Note, Verweis bekommen etc). Es gab das Computerverbot, das Fernsehverbot. Den ganzen Tag fernsehen war eh nicht, kannte ich nicht und kannte auch keinen, der das durfte. Die meisten durften weniger fernsehen oder an den Computer als ich, besonders zur Grundschulzeit.
    Nach der Schule hat Muttern direkt das Hausaufgabenheft gecheckt und dann hieß es "jetzt werden die Hausaufgaben gemacht" und dann kam sie auch alle 10 Minuten kontrollieren, ob wir noch brav dabei sitzen. Und das war auch der Normalzustand, genauso bei meinen Altersgenossen gewesen.
    Und ich war Schulkind in den 2000ern (Abschluss genau 2010)
    Da war nichts mit "Antiautoritär", die Erziehung war sehr autoritär. Zumindest hier in meiner Region.

    Regionale Unterschiede gibt es da ja sowieso. Die sind auch immer mal interessant.
    Und Momentan ist in meiner Region der Trend eher "lass die Kinder einfach machen, was sie wollen"
    Ich hab da ohne Witz jemanden in der erweiterten Verwandtschaft (so über drölfzig Ecken verwandt halt), die gesagt hat, sie erzieht ihre Kinder nicht, sie findet das falsch, die Kinder müssen alles alleine lernen..  das Kinder aber gar kein Konsequenzdenken haben und sich nicht selbst reflektieren können, war ihr dabei entweder egal, nicht bewusst oder sie hielt es für Humbug. Und diese Kinder waren furchtbar. So "ich schäme mich, mit denen verwandt zu sein" furchtbar. Die waren im Restaurant laut, haben rumgetobt, andere Gäste gestört, sind auf Tische geklettert und konnte keine 5 Minuten einfach nur mal am Tisch sitzen und essen. Und dann war da ein so ca 10-jähriger, der nur auf Mamas Schoß sitzen wollte, Mamas Hand halten wollte etc. Ich fand das echt krass. Aber nicht die gute Art von krass. Was man den Kindern einfach damit antut. Aber da sind sich diese Eltern vermutlich gar nicht drüber im klaren.
    Ich musste noch Tischmanieren lernen und immer aufsagen "Ellenbogen, Ellenbogen, sei doch nicht so ungezogen..." und mir jedesmal anhören "Man wartet, bis alle am Tisch sitzen und etwas zu essen haben!" und "Es wird erst aufgestanden, wenn alle fertig sind!". Guck ich in die Familie vom LGF aus Berlin.. da wird sich einfach was genommen und drauf losgegessen, die Kindern stehen ständig mittendrin auf, sind laut, spielen beim essen usw. Da war ich, die noch diese ganzen Manieren eingehämmert bekam, erstmal schon etwas geschockt. Laughing Und ich geh da nach wie vor noch ungern zum essen hin, weil mich die fehlenden Tischmanieren weiterhin überfordern. Laughing

    Man muss eher das Mittelmaß zwischen den Extremen finden. Den Kindern Freiraum geben, aber auch Grenzen setzen. kriegen die meisten Eltern aber nicht hin, weil sie nur schwarz und weiß sehen. Wie gesagt, zumindest in meiner Region hier so. In anderen keine Ahnung. Da kenne ich niemanden. Laughing


    @Incendium

    Nein, so habe ich das nicht gemeint. Nicht alle Eltern machen alles falsch. Aber leider zu viele Eltern machen vieles falsch, zumindest eben die, die ich beobachtet habe. (und das waren jetzt nicht nur 2 oder 3)
    Aber wie du schon sagst sind sicher nicht NUR die Eltern schuld. Einige tragen sicher dazu bei. Aber Schulen sind auch mit Schuld am Problem. Das Schulsystem ist veraltet und wird einfach trotzdem nicht angepasst. Ich fand es zu meiner Zeit schon veraltet. Es gibt viele Wege, etwas zu lernen. Unterschiedliche Lerntypen. Aber wie du sagst, fehlt es einfach an Lehrern und Fachkräften. Also kann man keine verschiedenen Methoden anbieten.
    Und dann eben auch andere Punkte, die man mit bedenken sollte. Aktuell herrschende Probleme, Krisen etc.

    Du sprichst z.B. Armut an. Da kann ich aus Erfahrung sprechen, dass es damit selbst auf einer öffentlichen Schule nicht leicht ist. Man kann sich dann vielleicht die Umschläge für die Bücher nicht leisten und kriegt eins auf den Deckel. (Mir oft passiert und ich konnte dagegen doch aber gar nichts tun, wenn sich meine Eltern das nicht leisten konnten, weil wir so arm waren das wir oft nichtmal Strom zu Hause hatten und nur Brot zu essen). Oder man soll jetzt hier und dafür wieder Geld bezahlen (Taschenrechner fällt mir da ein, der nicht grad billig war, Bildungsfahrten, bestimmte Bücher etc.) und kann das aber nicht. Also kann das Kind gar nicht mitfahren auf diese Bildungsfahrt oder hat einen viel billigeren Taschenrechner, der weniger kann etc. pp.

    Das war ja eben auch meine Frage.. in dem Artikel schien sich eher auf Eltern eigneschossen worden zu sein (sofern ich das richtig verstanden habe). Und ich hab mich gefragt, obs noch andere Gründe gäbe. Und artikuliert, wo ich beim Elternhaus Problematiken sehe.


    (Sorry ich bin echt fertig und hoffe ich hab grad nichts seltsames geschrieben, Hirn funktioniert nicht richtig)


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    Beitrag von La Cipolla So Sep 08, 2024 8:30 am

    Puh. Ich häng mich mal als Lehrer für Deutsch, Englisch und Informatik rein, der da im Alltag noch etwas näher dran ist! Schulreife 1f600
    Als Startpunkt nehme ich ein (zusammengepicktes) Zitat, weil es imho sowohl den Kern der Situation einfängt als auch eine typische Schlussfolgerung umfasst, die ich schwierig finde.

    alibikolibri schrieb:Leider war/ist es eine Unart, Leistungsanforderungen immer nur nach unten zu korrigieren. Das hängt u.a. mit dem föderalistischen Bildungssystem in D zusammen. "Früher" wurde Abitur gemacht, um danach zu studieren, heute wird dieser Abschluss mit der Gießkanne über alle geschüttet. [...]
    Ich bin mir sicher, dass die meisten, zumindest unterschwellig, verstehen, dass wir uns in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen bewegen. [...]
    Viele vergleichen die momentane Zeit mit der Dekadenz im Römischen Reich - und wir alle wissen, wie sie endete ...

    Genau! ...ish.

    Beginnend bei den traditionellen Leistungsniveaus und Leistungsanforderungen.
    Die sinken tatsächlich nachweisbar, zumindest in der Tiefe! Und das spürt man sogar mit der (generell nicht gerade vertrauenswürdigen) Methode des guten, alten "War das bei mir in der Schulzeit nicht ganz anders ...?" ziemlich fucking deutlich. Die Gründe hierfür sind allerdings viel zu komplex, als dass dass man da schon einen klaren Gewinner bestimmen könnte – und ich persönlich befürchte, dass das auch erst im Nachhinein, in ein paardutzend oder paarhundert Jahren wirklich verlässlich funktionieren wird, wenn überhaupt. Der Förderalismus bspw. sorgt für eine MENGE Weirdness für Lernende und Lehrende, aber die stärksten untersuchten Änderungen im Schulsystem passen chronologisch nicht zur entsprechenden Entwicklung des Schulsystems. Die Wende spielt in diesem Kontext definitiv eine Rolle. (Nicht vergessen und daher fett gedruckt: Lehrkräfte müssen "nachwachsen" – oftmals kommen gesellschaftliche und selbst akademische Veränderungen also erst 30-40 Jahre später in den Schulen an!) Der demographische Wandel, diverse Einwanderungswellen, die zunehmende Verstädterung, die Digitalisierung, die zunehmende Öffnung der sozialen Schere ... etc etc etc. Alles Komplexe, die definitiv relevant, schwierig voneinander zu trennen und noch schwieriger einzuschätzen sind.
    Und DANN kommt Corona. Wer versucht, zu ignorieren, wie hart Corona in den Schulen eingeschlagen hat, hatte zu dieser Zeit offensichtlich nicht mit den Schulen zu tun. Schulreife 1f632 Klar, der Ukraine-Krieg ist eine Krise, und wir haben nach ein paar Jährchen Einführungsunterricht jetzt fast alle unsere 0-3 ukrainischen Kinder mit wenig bis okayem Deutsch in den Regelklassen, aber solche Krisen gibt es immer wieder, und selbst die sind kein Vergleich für den Schlag in die Magengrube, der Corona für die Kinder war ... was natürlich alle anderen Begründungsversuche und Statistiken über Jahre hinweg massiv erschweren wird.

    Was Außenstehende oftmals nicht wissen: Die Bildungspläne aller (!) Länder haben sich in den letzten Jahrzehnten thematisch massiv erweitert.
    Und nein, da geht es nicht vorrangig um Gendern – auch wenn man außerhalb Bayerns jetzt durchaus ernstzunehmende Sexualerziehung bekommt! –, sondern erstmal ...
    a) um gesellschaftliche Entwicklungen, die wirklich eingebunden werden müssen, also bspw. der Umgang mit dem Internet und präsenterer Alltagstechnologie (gerade dieses Jahr neu: ganz viel künstliche Intelligenz!), die stetig relevantere Weltpolitik (Wer von den Über-30-jährigen hat in der Schule irgendein ernstzunehmendes Verständnis von China oder Indien erlangt?) oder gesellschaftliche Phänomene, die man früher lieber mehr oder weniger bewusst hat unter den Tisch fallen lassen, also bspw. (Neo-)Kolonialismus, die gesellschaftlichen Auswirkungen von, äh, sämtlicher Wissenschaft oder, genau, Sexualerziehung. Und das alles ist wirklich nur ein Ausschnitt! Der noch viel größere Punkt allerdings kommt ...
    b) 100% aus der Wirtschaft! Unsere Schulen sind in den letzten Jahrzehnten deutlich "praxisorientierter" geworden – und das bedeutet leider nur, dass sie tendenziell weg von der Allgemeinbildung hin zum Arbeitsmarkt gesteuert werden. Es gibt fette Schulpraktika und Berufsorientierungen noch und nöcher, Hard Skills und Soft Skills überall, sogar ganze Berufsmessen inkls. Bundeswehrstand an der Schule. (Die anderen Didaktiker*innen hier lasse ich wahrscheinlich im Strahl kotzen, wenn ich einfach nur "Kompetenzorientierung" sage! Schulreife 1f61c)
    Und ja, all das muss ja irgendwie in die Unterrichtsfächer gestopft werden. Schulreife 1f610 Als Deutschlehrer kann man bspw. ein Lied davon singen: Lebenslauf und Bewerbungen schreiben! Computer benutzen und Word! (Informatik ist Programmieren, sagt die Wirtschaft!) Kritischer Umgang mit Internet und sozialen Medien! Kritischer Umgang mit Politik und Manipulation in Medien allgemein! Deutsche Sprachentwicklung! Film- und Ton-Produktion! Etc. NATÜRLICH werden dann ein paar Gedichte weniger gelernt, ein paar Bücher weniger gelesen. (Andere Fächer sind aber genauso betroffen.)

    Kleiner Exkurs: Die Wirtschaft und die implizite deutsche Klassenstruktur sind übrigens auch Hauptgründe, aus denen heraus heute gerne mal ~50% Abitur machen: Es wurde halt jahrelang gepredigt, dass die "niederen Abschlüsse" (und vor allem der klassische Realschulabschluss!!) überhaupt nichts zählen, und genau so wurden sie auch in der Wirtschaft gehandhabt. Natürlich laufen da die Mittelstandseltern Sturm und klagen ihre Kinder auf Gedeih und Verderb in die Oberstufen ein! Inzwischen dreht sich das glücklicherweise, aber man erinnere sich: Schule verändert sich nur seeehr langsam.

    Noch ein Exkurs, weil ich von "Gedichte lernen" geredet habe: Manche Sachen fallen auch einfach aus den didaktischen Trends. Man kann sich herrlich streiten, wie viele Gedichte ein deutsches Kind tatsächlich kennen sollte, wie wichtig das wirklich ist.

    Aber letztendlich sind das erstmal die Umstände. Die Bewertung ist etwas gänzlich Anderes!
    Ich finde es bspw. GUT, dass wir heute kritischer mit dem traditionellen "Lernstoff" der Schulen umgehen, und selbst die leicht anstrengende Jobmarkt-Fokussierung hat schon irgendwo ihre Daseinsberechtigung, in einer wirtschaftlich komplexeren Welt (zumindest bis zu einem gewissen Punkt). Der ganze neue Kram in den Lehrplänen? Wenig davon ist offensichtlich und indiskutabel schlecht, und vieles absolut notwendig. Und der alte Kram, von dem wir und unsere Eltern früher mehr gelernt haben? Vielleicht war da, zumindest von den Prioritäten her, auch nicht alles 100% essentiell – und ist es heute noch mal weniger.
    Denn wie der Alibikolibri richtig sagt: Die Welt verändert sich. Und vielleicht sind breite, praxisorientierte Fähigkeiten heute wichtiger als die traditionelle humanistische Bildung der neu entstehenden Mittelschicht vor ein paarhundert Jahren. Daran messen wir unsere Noten, unser Bildungsniveau nämlich häufig immer noch.
    Und hier stelle ich mich dann auch gegen das ad populum ("Viele vergleichen ...", "Es wird sagt, dass ...") des alibikolibris: Ja, die römische Dekadenz wird bei dem Thema gerne mal herangezogen, aber meistens eher aus der konservativen Ecke. Die Situation ist mindestens komplex, und da neigen wir verständlicherweise zu Skepsis und Defensivpositionen. Ich denke aber, die Situationen von Rom und unserer Gegenwart sind in vielen entscheidenden Punkten überhaupt nicht vergleichbar, allem voran den schon angesprochenen Änderungen. Ja, damals gab es auch einschneidende Änderungen, aber heute ...? Meine FRESSE! Seit der industriellen Revolution haben wir einen Level von Umwälzung, der historisch seinesgleichen sucht, und zwar auf allen grundlegenden Ebenen der Gesellschaft, und dann auch gleich mehrfach.
    Ich persönlich denke, ganz optimistisch: Einiges ist Dekadenz, keine Frage. Aber vieles ist auch ein konstruktiver Versuch, mit diesen Änderungen, mit dieser Unsicherheit umzugehen. Und das sieht oftmals aus wie ein Elefant im Porzellanladen! ... weil ein Elefant nun mal nicht weiß, wie dieser neue, angsteinflößende Porzellanladen funktioniert.

    Ich beende den Post mit einem Tweet, der sich tief in meinen Kopf gebrannt hat:
    Schulreife KHcIV6a

    Also ja, ich denke, die Veränderungen haben gerade erst begonnen, und die WIRKLICH großen Konsequenzen werden erst die Kindeskinder unserer Kinder spüren. Es werden wilde Jahre an den Schulen ... Schulreife 1f600 Schulreife 1f605


    Zuletzt von La Cipolla am So Sep 08, 2024 8:39 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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    Beitrag von La Cipolla So Sep 08, 2024 8:38 am

    Nur der Vollständigkeit halber: Ich denke, die Erziehung der Eltern ist in diesem Komplex allem voran ein Kontext, ein Symptom oder sogar so peripher, dass man sie eher als Ablenkung sehen sollte.

    Eltern erziehen aus guten Gründen, und diese guten Gründe muss man sich stattdessen angucken.

    Aber ich verstehe, warum sich Leute darauf einschießen: Erziehung ist nun mal (genau wie der Schulunterricht) sehr viel greifbarer als "Hey, unser wirtschaftliches und gesellschaftliches System wird zunehmend, WIEDER und WIEDER an all seine Limits gebracht!" Schulreife 1f605

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    Beitrag von SeiraTempest So Sep 08, 2024 9:57 am

    Interessant, da auch mal die Sicht einer Lehrkraft zu lesen.

    Wenn ich mir das so durchlese denke ich, dass meine Schulzeit dann wohl doch gar nicht so schlimm war Laughing
    Obwohl ich mir damals mehr Life-Skills gewünscht hätte. Ich weiß bis heute nicht, wie man eine Steuererklärung macht, aber hey, Hauptsache ich kann die fehlende Seite einer dreieckigen Fläche berechnen.. die man auch einfach.. ach keine Ahnung.. ausmessen könnte? Laughing Und gebraucht habe ich das nach der Schule auch nie wieder.

    Ich glaube Bewerbungsschreiben etc. hatten wir auch gar nicht? Zumindest kann ich mich nicht erinnern. Praktika ja, die hatten wir, eins in der 8. und eins in der 9. Wurde uns dabei überhaupt beigebracht, wie man sich so ein Praktikum sucht? Nö. Da hieß es nur "ja ruft halt in Betrieben an und geht da hin und fragt". Ich hab bei beiden damals meinen Paps gefragt und er hat mir dann eins gesucht..
    Wir hatten wirklich wenig übers Berufsleben in der Schule. Wenn überhaupt wurde es mal kurz angeschnitten oder wir haben eine Exkursion zum Arbeitsamt oder ÜAZ (Überregionales Ausbildungszentrum) gemacht, wo wir dann EINEN Tag etwas über Berufe lernen durften. EINEN Tag.


    Was ich halt immer schwer fand, war das lange dasitzen und zuhören.
    Ich bin ein kompletter Learning-by-doing Typ. Ich lerne fast nichts dabei, wenn ich nur zuhöre oder mir nur etwas durchlese. Ich muss es auch anwenden. Meine Hände brauchen was zu tun. Und wenn ich etwas mache, kapiere ich es schneller und leichter, als wenn ich es mir zehn mal durchlese oder mir das einer zehn mal erklärt. In der Schule gab es aber kaum praktisches Lernen, es war überwiegend immer nur Theorie. Vielleicht gab es das mal in Chemie, Physik oder Biologie. Aber eben auch nicht viel.
    z.B. im Musikunterricht.. es hat mir nichts gebracht, die Noten einfach nur immer und immer wieder zu schreiben. Ich kann die bis heute nicht. Hätte man mich stattdessen an ein Klavier gesetzt oder zumindest mir ein Keyboard in die Hand gedrückt, hätte ich besagte Noten vielleicht eher gelernt, weil ich sie einfach gleich hätte anwenden können.
    Und es geht ja vielen so. Und diese Lerntypen werden nicht besonders bzw fast gar nicht gefördert.

    Und dann auch dieses "anpassen nur auf schwächere Schüler". Die anderen langweilen sich dann und hören nicht mehr zu und schon hat man den Salat, dass die schnelleren Kinder dadurch auch Probleme kriegen. Ich hab dann immer angefangen zu tagträumen und dadurch nicht mitbekommen, wenn es dann doch endlich mal weiter ging. Was sicherlich nicht so gewesen wäre, hätte man nicht ein Thema zehn mal erklären müssen, weil EINER es nicht kapiert hat. Dann steckt diesen einen doch in die Nachhilfe, den Förderunterricht oder was weiß ich. Lasst doch nicht den Rest der Klasse darunter leiden.

    Ich hab schon zu meiner Schulzeit viele Probleme im Schulsystem gesehen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass viele davon auch nach wie vor bestehen. Oder vielleicht sogar neue Probleme dazugekommen sind.

    Und das Corona für wirklich viele Probleme gesorgt hat glaube ich sofort. Das war ja nicht nur im Schulbereich so.

    Ich meine auch mal gelesen zu haben (hab da leider keine Quellen), dass viele Eltern ihre Kinder unbedingt auf der Realschule oder auf dem Gymnasium wollen, obwohl das Kind eindeutig eher auf die Haupt- oder sogar Förderschule gehört. Kann mir also durchaus vorstellen, dass Eltern ihre Kinder in eine Grundschule einschulen, obwohl diese von vornherein schon Defizite aufweisen und eher auf eine Förderschule gehören würden. Und das ist dann weder ihrem Kind noch dem Rest der Klasse zuträglich. Aber soweit ich weiß können Eltern das ja frei entscheiden. Sofern das stimmt, sehe ich darin auch nochmal einen Grund, warum da in den Schulen jetzt Kinder sitzen, die noch gar nicht so weit sind.
    Vor allem hab ich auch gehört, das viele Kinder schon mit 5 eingeschult werden. Das ist doch auch viel zu früh. Ich wurde mit 7 eingeschult (hätte eigentlich mit 6 eingeschult werden sollen aber ich war zu klein für mein Alter und zu dünn, da hat der Kinderarzt davon abgeraten damit ich mir mit dem schweren Schulranzen nicht den Rücken kaputt mache)

    Es gibt halt überall Punkte, an denen man gesetzlich etwas ändern könnte, damit man zumindest ein paar Problemen entgegenwirkt. Damit eben nicht Kinder zur Schule geschickt werden, die noch gar nicht so weit sind oder Kinder auf Schulen landen, für die sie gar nicht geeignet sind.
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    Beitrag von theo So Sep 08, 2024 11:32 am

    Finde ich witzig, dass ich letzte Woche in Berlin einen Aufruf zu einer, wenn ich mich recht erinnere, Petition gesehen habe: "Abitur für alle."
    Jetzt bin ich ja schon ein Fossil und zudem aus Bayern. Aus der Generation, die das erste Mal mit Sexualkunde im Unterricht in Berührung gekommen ist. Daher habe ich generell eine andere Erfahrung was Schule betrifft als die meisten hier.
    Dennoch, wenn ich lese, das Schulsystem ist wenig durchlässig, habe ich sowohl von mir als auch von meiner Jüngsten andere Erfahrung.
    Selbst Realschule, Ausbildung, Fachabitur. Hab damals viele in der Klasse gehabt die von der Hauptschule kamen und vorher die mittlere Reife nachgeholt hatte.
    Meine Jüngste, Hauptschule, Mittelschule, Fachabitur, Übersetzerstudium mit Bachelor und jetzt Studium demnächst.

    Als ich damals vor der Wahl stand zu studieren war das allerletzte was einem geraten wurde: Lehrer.
    Arbeitslose Lehrer gaben eine Horde an Taxifahrerern ab.
    Was ich immer ein wenig nervig gefunden hatte, war das Bashing der Handwerksberufe obwohl bei den Jungs meiner Generation der Automechaniker jahrelang auf Platz 1 war.
    Mein Bruder, der damals in der 4 Klasse die Aufnahmeprüfung versemmelte wurde einer - heute hat er neben der Werkstatt 3 Häuser.
    Wenn man mal einen Klempner oder Elektriker braucht, braucht man neben viel Zeit auch meist einen Kredit.
    Was soll also die Forderung nach einem Abitur für alle?

    Zu den Eltern, die lieber ins Smartphone glotzen als mit den Kindern zu spielen, sich mit ihnen beschäftigen?
    Wieder erst eine Erinnerung: meine Mutter war Schneiderin. Wenn sie was nähte, war sie da, wenn wir sie brauchten (Pflaster aufs aufgeschlagene Knie machen), ansonsten hatten wir und sie unsere Ruhe. Das heißt, meine Eltern wussten von 90% meiner Zeit nichts. Oder das, was ich ihnen erzählt hab. (Wenn ich mal wieder gesträubte Haare sehen wollte)
    Das ist nicht verkehrt für die Reife, denn, das 'mit den Freunden um die Ecken zu ziehen' bildet mehr als die unbeholfenen Versuche von Eltern ihre Erziehungsideale umzusetzen.
    Manchmal ist es für die Entwicklung besser Vertrauen entgegen zu bringen. Wenn du immer das Gefühl vermittelt kriegst, du brauchst einen Aufpasser, wirst du immer einen brauchen.

    Als Eltern kannst du eh nur alles falsch machen. Also sollte man versuchen sein Bestes zu geben und davon aber nicht zu viel.

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    Beitrag von SeiraTempest Mo Sep 09, 2024 4:28 pm

    theo schrieb:
    Als ich damals vor der Wahl stand zu studieren war das allerletzte was einem geraten wurde: Lehrer.

    Mein jüngster Bruder hatte ein Studium in Lehramt begonnen. Er ist dann nach kurzer Zeit aber umgeschwenkt, ich glaube auf Amerikanistik und Alte Geschichte oder sowas in der Art. (mittlerweile hat er abgebrochen, wohl wegen finanzieller Gründe, weiß es nicht genau, hab ihn seit Jahren nicht gesehen und wenn man ihm schreibt bekommt man leider keine Antwort, die Jugend von heute halt :p)

    theo schrieb:
    Das ist nicht verkehrt für die Reife, denn, das 'mit den Freunden um die Ecken zu ziehen' bildet mehr als die unbeholfenen Versuche von Eltern ihre Erziehungsideale umzusetzen.
    Manchmal ist es für die Entwicklung besser Vertrauen entgegen zu bringen. Wenn du immer das Gefühl vermittelt kriegst, du brauchst einen Aufpasser, wirst du immer einen brauchen.

    Ab einem gewissen Alter, ja
    Aber gerade in dem Alter wo Kinder Sprache und Motorik entwickeln sollten sich Eltern einfach mit ihnen beschäftigen.
    Ich bin so ca ab 5-6 auch allein draußen auf dem Hof rumgelaufen mit meinem jüngeren Bruder. Oder wir haben unbeaufsichtigt im Kinderzimmer gespielt.

    Ich weiß aber z.B. noch, als ich auf einem Geburtstag war. Mein Halbbruder mit Freundin war auch da, inklusive meiner Nichten und dem Sohn von ihr. Seine Freundin hat die ganze Zeit NUR aufs Handy geguckt. Baby schreit, sie kümmert sich gar nicht drum, glotzt weiter aufs Handy. Die hat sowohl ihre Tochter als auch ihren Sohn die ganze Zeit nur ignoriert. Mein Bruder musste sich dann kümmern.
    Sowas meine ich halt. Und davon hab ich schon so viele gesehen.

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