Wenn ich darüber nachdenke, welche meiner Erfahrungen als Autorin am engsten mit diesem Forum verknüpft sind, fällt mir als Erstes mein Schreibratgeber ("Wirkungsorientiertes Schreiben") ein, der ohne das Fantasy-Schreibforum mit allergrößter Wahrscheinlichkeit niemals das Licht der Welt erblickt hätte. Das ist natürlich umso erfreulicher, weil ich tatsächlich sagen würde, dass das "Wirkungsorientierte Schreiben" seit seiner Veröffentlichung 2021 ein uneingeschränkter Erfolg gewesen ist. Für eine derart kleine Zielgruppe, wie sie die Käufer von Schreibratgebern darstellen, verkauft sich das Buch bisher sehr gut - und um jetzt mal konkrete Zahlen zu nennen: Jeden Monat verkaufe ich von dem Ratgeber auf Amazon zwischen 3 bis 6 Exemplaren, sowohl Taschenbücher als auch Ebooks, dazu kommen noch einmal etwa 200 bis 500 Seiten monatlich, die in der kindle unlimited-Ausleihe gelesen werden. Das mag sich vielleicht mickrig anhören, wenn man es mit den Verkäufen von irgendwelchen Bestseller-Romanautoren vergleicht, aber ich bin trotzdem außerordentlich zufrieden damit, vor allem, seit ich einmal in einem Interview mit Stephan Waldscheidt, einem der erfolgreichsten Autoren von Schreibratgebern in Deutschland, gelesen habe, dass dieser meinte, die Veröffentlichung eines Schreibratgebers würde sich für ihn nicht lohnen, solange sein Online-Ratgeber-Blog nicht mindestens 1000 Besucher täglich hätte. Das hatte mich damals echt ernüchtert, weil ich von solchen Besucherzahlen auf meiner Webseite nur träumen konnte.
Da ich aber durch das Kommentieren von eingestellten Texten hier im Forum über die Jahre gemerkt habe, dass ich wirklich Spaß daran habe, mich auch auf schreibtheoretische Weise (also nicht nur beim Schreiben meiner Romane) mit Texten auseinanderzusetzen und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen zu diskutieren, habe ich mich von Waldscheidts desillusionierenden Aussagen nicht abschrecken lassen, sondern trotzdem mein eigenes Schreibratgeber-Projekt in Angriff genommen. Gerade meine Erfahrungen im Forum waren dafür von entscheidender Bedeutung, denn als ich mich 2013 hier angemeldet hatte, war ich mir alles andere als sicher, ob ich überhaupt irgendwelche sinnvollen Beiträge würde leisten können. Ich hatte niemals zuvor die Texte von anderen kommentiert, und auch wenn ich zuvor schon ein paar Schreibratgeber gelesen hatte, hatte ich doch stets nur alleine an meinen eigenen Romanen vor mich hin gewerkelt. Und wie vermutlich die meisten hier im Forum habe ich mich am Anfang ständig gefragt, ob ich auch noch meinen Senf zu einem eingestellten Text dazugeben sollte, wenn bereits ein paar andere etwas dazu geschrieben hatten, zumal ich das Gefühl hatte, nur noch das wiederholen zu können, was diese vor mir bereits besser gesagt hatten. Diese psychologische Hemmschwelle zu überwinden und trotzdem meine eigenen Gedanken zu den Texten zu äußern, war gar nicht so einfach, aber ich habe dabei gemerkt, wie viel ich tatsächlich oft noch zu einem Text zu sagen hatte, nachdem ich einmal die Sorge beiseite geschoben hatte, NICHTS mehr dazu zu sagen zu haben.
Ohne diese Erfahrung wäre ich mit Sicherheit niemals auf die Idee gekommen, selbst einen Schreibratgeber zu schreiben. Doch durch das Kommentieren hier im Forum habe ich festgestellt, dass ich anderen tatsächlich mit meinen Gedanken zu ihren Texten helfen kann - und dass diese Gedanken individuell genug sind, um die Entscheidung zu rechtfertigen, schließlich noch einen weiteren Schreibratgeber auf den Markt zu bringen. Ich habe mich lange mit der Frage herumgeschlagen, ob die Welt gerade meinen Schreibratgeber noch braucht, wo doch so viele andere (und gute) Autoren im Grunde bereits alles, was es zum Schreiben und Konzipieren von Geschichten zu sagen gibt, bereits erschöpfend in ihren eigenen Ratgebern behandelt haben. Letztlich aber hat mir das Kommentieren hier im Forum die Sicherheit und das Vertrauen gegeben, dass meine Sicht auf Texte und meine Herangehensweise beim Diskutieren dieser Texte etwas ist, das es in dieser Form in anderen Schreibratgebern noch nicht gegeben hat, denn anders als in vielen anderen Schreibratgebern, die ich gelesen hatte, wollte ich bei meinem eigenen Ratgeber mit vielen anschaulichen Textbeispielen arbeiten, die ich besprechen wollte, und es nicht bei einigen pauschalen Sätzen nach dem Motto "Erzeugen Sie so viel Spannung wie möglich" belassen. Dass ich so etwas konnte, habe ich hier im Forum gelernt. Wenn es also etwas an meinen Erfolgen als Autorin gibt, das nur durch dieses Forum möglich geworden ist, dann ist es das "Wirkungsorientierte Schreiben".
So, das war Teil 1 meiner umfangreichen "Erfolge und Misserfolge"-Story. Mal schauen - vielleicht geht es im nächsten Teil um einen krachenden Misserfolg, um das Gleichgewicht zu wahren.