von PBard Fr Sep 06, 2024 7:02 pm
Die Wirkung von Beim-Schlachten-Zusehen und Selberschlachten hängt natürlich immer von der Person ab. Manche profilieren sich dann damit, manche flüchten sich in Tierhaltungssiegel, andere stellen ihre Ernährung dann radikal um.
Wobei ja sogar schon eine Minimalanpassung der Gedanken in Richtung "dann zumindest etwas, das ein wenig humaner geschlachtet wird" ein Schritt in die richtige Richtung ist. Wenn ganz viele Menschen diesen kleinen Schritt machen, wird schon einiges an Tierleid vermindert. Und manchmal ist es auch nur der erste Schritt, der ja bekanntlich der schwerste ist.
Ich hatte mal ein interessantes Gespräch mit einem bekennenden Fleischesser. Am Ende waren wir beide der Meinung, daß Aufklärung eben der beste Weg ist, bewußt eine Entscheidung (egal in welche Richtung) zu treffen. So hart es auch klingt, eigentlich wäre es wichtig, Kinder/Jugendliche im Schlachten und Ausnehmen von Tieren zu unterrichten, um ihnen die Verbundenheit mit fleischlicher Nahrung wieder zu geben und sie bewußt entscheiden zu lassen, wie sie damit umgehen (Bonuspunkte: ein wichtiger Überlebensskill). Sie unaufgeregt und sachlich über Alternativen zu informieren, und worauf man gesundheitlich, aber auch ethisch achten sollte. Und ihnen dann auch wirklich die Entscheidung überlassen, statt in die eine oder andere Richtung zu predigen.
(Generell ist uns in der modernen Zeit das Bewußtsein beim Thema Essen abhanden gekommen. Vegan oder nicht, es wird meist unreflektiert in sich hineingestopft, ohne gesundheitliche Überlegungen, und ohne über ethische Schwierigkeiten nachzudenken. Kochkurse, Lebensmittelkunde ... von den Eltern wird das heute oft nicht mehr gemacht, und in der Schule fehlt sowas einfach komplett.)
[Edit] Da ist mir in vielen Punkten Alastor mal wieder zuvorgekommen XD
Was meiner Meinung nach gar nicht geht, sind diese reißerischen Anti-Veganer-Aussagen, in denen kräftig ausgeteilt und gegen Veganer gespottet wird. Aber jede Gegenreaktion wird dann gleich als Angriff gewertet. Vielleicht mal vor der eigenen Tür kehren und nicht gleich eine ganze Gruppe über einen Kamm scheren, um dann bei einer gleichwertigen Antwort darauf das kleine, unschuldig verfolgte Schneeflöckchen zu spielen. Sowas ist echt erbärmlich.
Incendium hat es ja schon angesprochen, wer heute noch behauptet, vegane Ernährung sei ungesund, der hat eine Agenda. Entweder sich selbst zu belügen und zu rechtfertigen, warum man sich dreimal die Woche ein Steak auf den Teller klatschen muß - oder um seinen Feldzug gegen Veganer zu stützen. Den ich nebenher nicht verstehe. Auf der einen Seite verlangen, essen zu dürfen was man will, auf der anderen aber alle Veganer als Spinner abstempeln und versuchen, sie zum Fleischkonsum zu zwingen.
Warum nicht sich und anderen gegenüber ehrlich sein? Statt mit absolut falschen, seit Jahrzehnten überholten Pseudo-Argumenten zu kommen, kann man doch offen sagen: Ja, ich konsumiere Tierprodukte. Weil es mir schmeckt. Weil es mir ohne schlecht geht. Weil ich keinen Bock auf die Suche nach Alternativen hab. Weil mir vegan zu teuer ist. Weil mir Tierwohl scheißegal ist.
Wo das Beispiel mit der Kantine herkommt, weiß ich nicht - ich bin aufgrund meiner Beratertätigkeit und einiger Firmenwechsel jetzt schon in SEHR VIELEN Kantinen gewesen, und die meisten bieten 2-3 Gerichte zur Auswahl an. Davon ist dann meist eines vegan, oder zumindest vegetarisch. Damit hat der geneigte Fleischesser 2-3 Gerichte zur Auswahl (die dürfen ja auch vegan essen, wenn ihnen ein Gericht zusagt), während der Veganer zumindest ein Gericht hat, das über trockene Kartoffeln als Beilage hinausgeht. Alle glücklich. Wo ist das Problem?
Ich selbst bin übrigens kein Veganer. Ich tausche so viele tierische Produkte wie möglich gegen vegane Alternativen aus (und das wird von Jahr zu Jahr leichter), aber manches geht einfach nicht. Für manche Nährstoffe brauch ich Eier, Milch und Fisch, weil ich Soja nur in sehr geringen Mengen zu mir nehmen darf (aber auch das wird immer leichter, heute dominieren bei den Alternativen Pilze, Erbsen und Hafer). Für manches gibt es leider noch keine Alternative (Buttermilch und Acidophilus Milch). Und manchmal bin ich auch einfach nur schwach, wenn mich da im Supermarkt die Lachs-Bowl anlacht, für die es halt leider auch keine Alternative gibt.