Blake Saphyr
Ort: Am See
Playpartner: Gyrana
Abschlachten. Rohe Gewalt gegen... Wie viele dort mochten Magier sein? Das Dorf, in dem er aufgewachsen war, war überwiegend mit normalen Menschen bevölkert gewesen. Das hier war etwas anderes. Es waren Magier. Die erwachsenen waren wahrscheinlich sogar zum Großen Teil an der Abschlachtung seines Volkes beteiligt gewesen. Wie viele Kinder mochte es dort geben? Wenn er tötete, tat er dann irgendjemandem das gleiche an, was die Feuermagier ihm angetan hatten? Alleine aufwachsen ohne Liebe, ohne... Seine Hand zuckte.
"Ich habe euch keine Garantie gegeben. Ich weiß nur, was ich gesehen habe und die Männer, die ich gesehen habe, haben auch keinen Halt davor gemacht, meine Mutter mit wehrlosen Kindern zu bedrohen oder Menschen bei lebendigem Leib zu verbrennen. Ich werde keine Massaker hinterlassen, wenn sie nicht notwendig sind." Der einzige, bei dem er wusste, dass er ausrasten würde, war ihr Anführer. Jenen Mann, den er nicht in Tausend Jahren würde vergessen können. Er spürte ihren Blick auf sich. Musternd und irgendwo nachdenklich. Ein Teil von ihm wollte töten. Ein Teil von ihm... Ein Teil von ihm... Er starrte nach vorne. Was hatte sein Vater getan, das es rechtfertigen konnte, was sie mit ihm getan hatten? Und noch mehr: Was sollte seine Mutter getan haben, außer den falschen Mann geheiratet zu haben?
Er wandte den Kopf wieder zu. Hass. Er sah nach vorne. Er kannte Hass, er kannte Zorn, unbändigen, tiefen Zorn und die ständige Frage nach dem Warum, die ihn selbst heute noch verfolgte. "Warum tötet ihr Leute, die nichts mit denen zu tun haben, die euch verraten haben?" Es war wahr, auch ihn erinnerte jedes Feuer, jeder Feuermagier, an jene Nacht und er hasste sie dafür, dass sie ihn daran erinnerten, aber sie waren nicht Schuld daran. Das war etwas, das er schnell zu unterscheiden gelernt hatte. Er starrte nach vorne. Rache...
"Euer Leben ist nicht nutzlos." Die Worte kamen leise über seine Lippen. "Kein Leben ist nutzlos. Ihr tut Dinge... ihr habt einen Nutzen. Jeder hat einen. Ob er nun positiv oder negativ ist, sei dahin gestellt." Wem half es, zu töten? Er hatte Menschen laufen lassen, die der Rat als Tötungswürdig erachtete, weil er selbst etwas gutes in ihnen gesehen hatte. Er hatte getötet. Viele Menschen. Zu viele. Und zu wenige glücklich gemacht. Er stützte sich auf und als er die Wunde sah, kam er zu ihr herüber. Sie sah zu ihm auf und dann zum Verband und dann schüttelte sie den Kopf. Er hob eine Augenbraue. Viel geblutet hatte sie ohne Zweifel.
Er seufzte leise, dann musste er lachen. Er schüttelte leicht den Kopf. "Ihr seid störrisch wie ein alter Esel, wisst ihr das eigentlich, Gyrana?" Irgendwo sah sie ja süß aus, wie sie so zusammengekauert da saß. Warum ließ sie den Schmerz zu? Er konnte es nicht heilen, aber er konnte die Schmerzen wenigstens ein bisschen lindern. "Ihr verliert immer noch viel Blut. Wenn ihr nicht wollt, dass ich mich darum kümmere, verbindet es wenigstens selbst. Bitte." Für ein paar Momente stand ehrliche Sorge in seinen Augen. Er mochte sie. Er wusste nicht warum, aber er mochte die kleine Elfe.
Er richtete sich auf und strich sich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht. Er sah zu ihr herunter und versuchte zu verstehen, warum sie war, wie sie war, aber er verstand sie nicht. Nicht wirklich. Bevor er sich abwenden konnte, stellte sie noch eine Frage. Eine, die irgendwo tief in ihm immer da gewesen war. Er wusste nicht, wovor er mehr Angst hatte: Dass sie genau so waren, wie er es sich vorgestellt hatte, oder dass genau das eintrat, was die Elfe prognostizierte. Ihn mitzunehmen, wenn er nicht wollte, hieß, genauso grausam zu sein, wie sie es waren. Cyan. Ihn dort zu lassen, hieß, sich einzugestehen, dass die letzten 16 Jahre seines Lebens sinnlos gewesen waren. Und es hieß auch das letzte Stück Familie zu verlieren. Schlimmer noch: Es sich selbst weg zu nehmen.
"Ich..." Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er hatte sich geschworen, niemals einem Kind den Vater zu nehmen. Konnte er diesen Mann je als... Vater seines Bruders akzeptieren? Er wusste es nicht. "Ich weiß es nicht." Die Worte klangen müde - weniger körperlich als psychisch. Er sah sie an. Vielleicht war es ein Fehler, überhaupt hin zu gehen. Oder vielleicht sollte er einfach nur überprüfen, ob es ihm gut ging und dann wieder gehen. Ein Fremder im Leben seines Bruders bleiben. Oder vielleicht... nur sein Lehrer sein. Aber der Gedanke den Mann, der seine Eltern ermordet hatte, darum zu bitten, seinen Bruder unterrichten zu dürfen... widerte ihn an.
"Ich schätze das richtige wäre, unverrichteter Dinge zu gehen... Ohne, dass er überhaupt weiß, wer ich bin... oder wer seine Eltern waren." Und dem Mann, der es am wenigsten verdiente, einen Sohn lassen, der nicht seiner war. Aber er wollte, dass sein Bruder glücklich war. Schwarze Strähnen fielen ihm ins Gesicht.
"Ich geh schlafen. Gute Nacht, kleine Elfe."