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    Fantasy-Völker wie Protagonisten schreiben

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    Beitrag von Sikander So Apr 30, 2017 2:53 pm

    Ab und zu blogge ich über das Weltenbauen. Das interessiert vielleicht auch den ein oder anderen hier und vielleicht kommt ja eine Diskussion zustande. Hier geht es um ein paar Tipps für das Schreiben von Fantasy-Rassen.

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

    Fantasy-Völker sollte man nicht leichtsinnig in die eigene Welt setzen. Am Ende wissen sie selber nicht, warum sie da sind, was der Sinn und Zweck ihrer Existenz ist. Einfach in die Welt geworfen, ungefragt, unverschuldet, nur, weil der Weltenbauer sie unbedingt durch seine Ländereien spazieren lassen will?

    Der Weltenbauer kann sich darin verlieren, kulturelle Eigenarten, Baustile und genaue Lebensspannen seiner Völker zu beschreiben, aber dadurch werden sie noch lange nicht zu einem lebhaften Volk, das den Leser in fremde Welten zieht. Ethnographische Studien machen keine gute Fantasy.

    Dagegen hilft, die Völker wie die Charaktere eines Romans zu beschreiben, sie in der Weltgeschichte agieren zu lassen wie Charaktere und sich im Sinne eines Charakterbogens über sie Gedanken zu machen.

    Herkunft
    Ah, hier reibt sich der Weltenbauer bestimmt die Hände! Dimensionsreisende, geschaffen aus dem Blut eines gefallenen Gottes, die Elemente in körperlicher Form. Der Weltenbauer kann sich voll austoben, wenn er will. Jedoch sollen besondere Hintergrundgeschichten nicht bloß da sein, um den Leser zu beeindrucken, sie müssen auch eine Bedeutung für das Volk haben und auf einzelne Aspekte des Volkes wirken.

    Physiognomie
    Bitte schreibe nicht, dass da ein Ork vor dem Charakter steht und belasse es dabei. Ich kann mir zwar das eine oder andere unter einem Ork vorstellen, kenne aber auch viele unterschiedliche Darstellungen von Orks, weswegen ein paar Hinweise ganz nett wären. Beschreibungen bis ins kleinste Detail sind meist nicht nötig, die hervorstechendsten Merkmale reichen meist aus.

    Umwelt
    Wo das Volk sich aufhält, was es als Lebensraum für sich beansprucht, soll natürlich auch einen Einfluss haben. Der kann sehr tief gehen, wenn das Volk etwa sehr verbunden mit seiner Umwelt ist und heimische Tiere als Verbündete auftreten. Oder anders: Das Volk diese Tiere als verabscheuungswürdige Feinde ansieht. Das kann den Unterschied machen, ob man sie als Haustiere gehalten vorfindet oder aufgespießt am Eingang des Dorfes. In beiden Fällen sind sie präsent und Teil dieses Volkes. Auch einen Charakter kann man dadurch veranschaulichen, ob er mit seiner Umwelt im Einklang ist oder gegen sie ankämpft.
    Selbst wenn der Einfluss nicht so stark ist, sollte die Umwelt doch bestimmen, welche Rohstoffe dem Volk zur Verfügung stehen, welche Nahrung es isst, ob es leicht reisen kann, wie es sich kleidet.

    Psychologie
    Schon durch die drei genannten Punkte können sich Aspekte der Seele dieses Volkes herauskristallisieren. Langsam sollte sich ein Bild ergeben, wie dieses Volk (im Allgemeinen natürlich, Individuen darf es auch haben) denkt. Wie es kommuniziert. Dinge wie eine merkwürdige Satzstruktur sind oberflächlich. Spricht es viel, drückt aber wenig aus? Spricht es wenig, gibt aber jedem Wort mehr Gewicht? Wonach sehnt es sich? Ist Heimat wichtig, unwichtig? Schätzt es Freunde und Familie oder hält es die persönliche Freiheit höher? Ist die Liebe flatterhaft und unbeständig oder für die Ewigkeit?

    Stärken und Schwächen
    Genau wie ein Charakter muss so ein Volk seine Stärken haben, um Konflikte bestehen zu können, aber auch seine eigenen Schwächen. Es gibt keine Spannung, wenn dieses Volk in jedem Konflikt mit seiner Umwelt und anderen Völkern ständig mühelos siegt. Gleichzeitig kann dieses Volk, wie auch ein Charakter in einer Geschichte, seine Stärken gut ausspielen und über seine eigenen Schwächen hinauswachsen. Etwas lernen, an sich arbeiten und somit Weltgeschichte schreiben.

    Motivation
    Natürlich hat der Charakter eines Romans immer eine Motivation. Um ihn dreht sich die Geschichte, sein Handeln treibt den Plot voran. Wir fiebern mit ihm mit, denn wir wollen sehen, ob er seine Ziele erreicht.
    Genauso darf auch ein Fantasy-Volk nicht passiv sein, sich nicht die ganze Geschichte lang von anderen hertreiben lassen. Muss nicht bedeuten, dass es beständig mit anderen Völkern den Konflikt sucht. Jedoch sollte es in der Welt auf irgendeine Weise agieren. Ziele verfolgen. Das können eher harmlose Ziele sein, die einfach dem Wesen des Volkes entsprechen. Das Reisen und Handeln mag ihm liegen, deswegen findet man viele von diesem Händlervolk durch die Welt ziehen und Reichtümer anhäufen, unabhängig voneinander, weil es in seiner Natur steckt. Oder die schon genannten Dimensionsreisenden suchen nach einem Weg zurück. Der Herrscher dieses Volk strebt unablässig danach, die magischen Formeln zu sammeln und sein Volk teilt diese Aufgabe mit ihm.

    Innerer Konflikt
    Oder vielleicht doch nicht? Was einen Charakter spannend machen kann, sind innere Konflikte. Wie ein Charakter an sich selbst zweifelt, mit sich selber kämpft, an sich zu scheitern droht. Weil seine Ideale mit seinen Wünschen kollidieren. Weil es nicht schafft, mit seiner Umwelt im Reinen zu sein, obwohl er es um den Frieden willen doch möchte.
    Auch in der Historie sind oftmals gerade die Konflikte die spannenden Ereignisse. Etwa der Aufstieg des Bürgertums, Adel gegen Klerus, die neolithische Revolution.
    Ein Fantasy-Volk sollte kein monolithischer Block sein. Es muss auch mit sich selbst hadern können. Dazu sollte es aus unterschiedlichen Fraktionen bestehen, die miteinander im Clinch liegen, andere Ansichten haben, etwa wie man das oben genannte Ziel verfolgen kann. Oder andere Fraktionen haben sogar andere Ziele und dieses Volk zerbricht beinahe daran. Diese inneren Kräfte, die am Volk ziehen, es zu zerreißen drohen, geben ihm erst Komplexität und lassen es richtig lebendig erscheinen.

    Diese Motivationen und Konflikte bilden bereits Geschichten an sich und selbst wenn sie nicht der Fokus des Plots sind, können sie doch faszinieren und fiktionale Völker greifbar machen.
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    Beitrag von Wouklyn So Apr 30, 2017 7:51 pm

    Eine Frage: Meinst du mit "Schreiben" "beschreiben" und wie genau ist das gemeint, dass der Protagonist schreibt oder der Ork vor ihm steht? Soll das Erscheinungsbild an der Stelle aus der Sicht des Protas geschildert werden?
    Und was möchtest du mit dem Beitrag bezwecken? Völker anderer Nutzer kennenlernen, über Erschaffung sprechen, Vorgehen abgleichen..?


    Wenn ich ehrlich bin, werfe ich meine Rassen oder Völker einfach in die Geschichte rein Fantasy-Völker wie Protagonisten schreiben 3434132744 Nun ja, erst mal zumindest. Wenn sie in die Geschichte passen, ich sie mag und wichtiger machen möchte, mache ich mir Gedanken dazu. Ich arbeite also auch einen Steckbrief ab, wobei ich Stärken und Schwächen weglasse, weil sie sich meist aus der Psychologie ergeben.

    Ich finde aber nicht, dass jedes Volk so arg ausgearbeitet werden muss. Manche können einfach so erwähnt werden, wenn sie nur als Randfiguren dienen. Und selbst wenn sie eine "wichtigere" Rolle spielen, erarbeite ich sie im Vorfeld nur grob, eine Richtung und Merkmale (zu jedem deiner Punkte würde dann nur ein Satz kommen - es sei denn, ich habe Spaß dran, dann können es mehrere Seiten werden^^). Der Rest ergibt sich, passende Ideen fallen mir meist erst später ein.

    Sikander schrieb:Diese Motivationen und Konflikte bilden bereits Geschichten an sich und selbst wenn sie nicht der Fokus des Plots sind, können sie doch faszinieren und fiktionale Völker greifbar machen.
    Da stimme ich zu cat


    Schöne Grüße,
    Wouklyn


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    Beitrag von Sikander So Apr 30, 2017 9:47 pm

    Wouklyn schrieb:Eine Frage: Meinst du mit "Schreiben"
    In die Geschichte und Welt einbauen, in der Geschichte auftreten lassen, sie als Charaktere schreiben. Halt schreiben.

    Wouklyn schrieb:und wie genau ist das gemeint, dass der Protagonist schreibt oder der Ork vor ihm steht? Soll das Erscheinungsbild an der Stelle aus der Sicht des Protas geschildert werden?
    Dafür gibt es wohl unterschiedliche Vorgehensweisen, um die es hier nicht geht. Sondern einfach nur darum, dass man sich auch über das Erscheinungsbild Gedanken machen und dem Leser vermitteln sollte.

    Wouklyn schrieb:Und was möchtest du mit dem Beitrag bezwecken? Völker anderer Nutzer kennenlernen, über Erschaffung sprechen, Vorgehen abgleichen..?
    Ja, so ziemlich. Und Aufmerksamkeit.  Laughing Es ist besonders der Teil mit der Motivation und dem inneren Konflikt, den ich besonders wichtig finde.

    Wouklyn schrieb:Ich finde aber nicht, dass jedes Volk so arg ausgearbeitet werden muss. Manche können einfach so erwähnt werden, wenn sie nur als Randfiguren dienen. Und selbst wenn sie eine "wichtigere" Rolle spielen, erarbeite ich sie im Vorfeld nur grob, eine Richtung und Merkmale (zu jedem deiner Punkte würde dann nur ein Satz kommen - es sei denn, ich habe Spaß dran, dann können es mehrere Seiten werden^^). Der Rest ergibt sich, passende Ideen fallen mir meist erst später ein.
    Schön wäre es aber Very Happy  Aber ja, diese Zusatzarbeit muss man sich nicht immer machen. Ich kann mir auch vorstellen, eine Fantasy-Rasse zu schreiben, die so geheimnisvoll ist, dass selbst ich nicht weiß, was es mit ihr auf sich hat. Auch was den Ork angeht: Wenn seine einzige Funktion ist, von den Helden niedergemacht zu werden und sonst überhaupt keine wichtigere Rolle spielt, wird es den Leser auch nicht besonders interessieren, was sein toller Ursprungsmythos etc. ist.
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    Beitrag von Fred Erikson Mi Jun 14, 2017 11:04 pm

    Ein Punkt der mir auch oft negativ aufstößt, ist dass oft nur bei Menschen individuelle Unterschiede gemacht werden. Ich wünsche mir auch innerhalb eines Volkes eine weitere Bandbreite an v.a. charakterlichen Merkmalen, wie Aggressivität, Toleranz, Loyalität etc
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    Beitrag von Sikander Do Jun 15, 2017 9:40 pm

    Fred Erikson schrieb:Ein Punkt der mir auch oft negativ aufstößt, ist dass oft nur bei Menschen individuelle Unterschiede gemacht werden. Ich wünsche mir auch innerhalb eines Volkes eine weitere Bandbreite an v.a. charakterlichen Merkmalen, wie Aggressivität, Toleranz, Loyalität etc
    Menschen sind nunmal meist der Fokus, da die Menschheit oft die "Protagonisten-Rasse" ist. Gleichzeitig kann man leichter mit Menschen in die Tiefe gehen, da uns das Grundgerüst der menschlichen Gesellschaften und Kulturen bereits bekannt ist (jedenfalls da, wo Fantasy etwas wie Standard-Mittelalter ist, also eine gewisse Basis in unserer Welt hat). Da braucht man nur andeuten, dass es hier wie im Mittelalter läuft und der Leser begreift das dann auch, weshalb man daraufhin sich um Details kümmern kann. Bei anderen Rassen muss man zuerst das Grobe und Allgemeine erklären und dann bleibt keine Zeit mehr ins Detail zu gehen, denn die Helden sind bereits weiter gezogen.
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    Beitrag von Fred Erikson Do Jun 15, 2017 10:42 pm

    Da hast du natürlich recht. Bei kleinen sidesteps der Protas stimme ich uneingeschränkt zu. Je nach Intensität des Kontaktes könnte man aber durchaus über kleine Andeutungen etwas Vielschichtigkeit in ein Volk bringen.
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    Beitrag von Sikander Fr Jun 16, 2017 5:43 pm

    Da muss ich dir auch zustimmen, Andeutungen allein können schon ausreichen, um eine Gesellschaft vielschichtiger erscheinen zu lassen.

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