von Liassa Mo März 10, 2014 5:19 pm
Runa sank immer tiefer in ihren Sitz. Auf was ließ sie sich da eigentlich ein? Die ganze Sache schien ihr nicht gerade gut organisiert zu sein. Und dann kamen auch noch mitten in der Sitzung zwei weitere Gestalten herein.
Zuerst Azrael, der Dämon. Er kam erstaunlich gut mit Ellyn, dem Engel klar, was wahrscheinlich daran lag, das sie beide Überirdische waren. Auf jeden Fall machte die Tatsache, dass jemand Zartes wie Ellyn vergleichsweise entspannt auf einen Dämon reagierte machte diesen Dämonen schon weniger furchteinflößend.
Und dann war da noch Xaron, der stolze Zentaur. Runa hatte Zentauren schon immer für faszinierend gehalten, was sich durch das Auftreten Xaron’s bestätigte. Er war majestätisch anzusehen und bestimmt kein Gegner, dem man im Kampf unterschätzen sollte. Doch Runa faszinierte vielmehr die Einstellung dieser Pferdewesen als ihre Erscheinung. Zentauren waren weit dafür bekannt, alles für die Ehre ihres Stammes und für den Schutz der Ihren zu geben. Wie konnte man nur so selbstlos sein, und doch für die Meisten so hochnäsig erscheinen?
Plötzlich sprach Korbin von einem „Anführer“ für die Expedition, wofür augenblicklich 3 Kandidaten aufgestellt wurden: Élandor, Korbin und Azurita. Runa überlegte gerade, wem sie bei einer Wahl ihre Stimme geben würde, als Azurita ihren Zaubertrick mit dem Schwert vollführte.
Sicher, das war schon beeindruckend, aber sie verstand nicht so ganz den Sinn hinter der ganzen Aktion. Lodrin und Korbin schienen besonders stark auf die riesigen Energiemengen zu reagieren, die von dem Schwert ausgingen. Auch auf Runa hatten die plötzlichen Energieströme eine seltsame Wirkung. Sie spürte, wie die Wandlerkräfte in ihr stärker wurden und sich die Merkmale der Katze deutlicher als sonst in ihrer Menschengestalt wiederspiegelten. Ihre Sicht wurde schärfer, ihre Pupillen verengten sich. Ihre in Menschengestalt unsichtbaren Schnurrhaare wuchsen und sie nahm so viel mehr wahr, als sie es als Mensch je vermocht hatte. Ihre Muskeln wurden stärker und spannten sich an, sie hätte damit meterhoch springen können. Sie konnte dieselbe Art der Veränderung auch bei ihrer Schwester spüren, wagte jedoch nicht, sich zu ihr umzudrehen in der Angst, der Zauber könnte verfliegen. Doch so schnell, wie sie diese Welle der Kraft überrollt hatte, so schnell war sie auch schon wieder verebbt und Runa’s Wandlerkräfte schrumpften wieder auf ihre übliche Größe zurück. Nur dieses Hochgefühl blieb und Runa wandte sich mit einem leichten Lächeln an die Übrigen. Korbin wirkte jünger und kräftiger. Lodrin war wie erstarrt, mit leeren Augen. Dann plötzlich erwachte er aus seiner Starre und fing an, in einer fremden Sprache zu reden und Azurita antwortete ihm in derselben Sprache. Runa erstarrte innerlich. Sie verstand nicht, was sie redeten, aber diesen Klang hatte sie schon einmal vernommen. In dem Waisenhaus, in dem sie und ihre Schwester aufgewachsen waren, hatte sie diese Sprache schon einmal gehört. Die Leiter dort hatten die Kinder manchmal in dieser Sprache angeschrien oder sich untereinander unterhalten. Sie hatte dem Klang der Sprache damals keine große Beachtung geschenkt, doch jetzt erinnerte sie sich wieder. Nun blickte sie zu Sina. Sie schien tief in Gedanken versunken, Runa konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob ihre große Schwester die Sprache ebenfalls wieder erkannt hatte oder ob sie an etwas anderes dachte. Als sie sich wieder Azurita und Lodrin zuwandte, redeten diese schon wieder in der gewohnten Sprache der Anderswelt. Runa nahm sich vor, Azurita nach dem Ursprung der fremden Sprache zu fragen, sie wusste wahrscheinlich genaueres.
Korbin brachte nun den Vorschlag, sich nach einer Pause wieder im „weißen Lamm“ zu treffen, um dann endlich los zu ziehen. Die Versammlung begann, sich aufzulösen, Korbin verschwand, um Geld zu holen, Xaron lud zum gemeinsamen Trinken ein. Runa entschloss, sich zu Xaron und Élandor zu gesellen. Zum einen, weil sie ihre Gefährten näher kennen lernen wollte. Zum anderen, weil sie nach diesen Ereignissen sicher noch mindestens ein Bier brauchte.
Sie begab sich also zu Xaron, der den Rest dazu aufforderte, mit in die Taverne zu kommen. „Ich würde mich euch gerne anschließen. Nach dieser ganzen Sitzung brauche ich sicherlich noch einen guten Schluck. Mein Name ist Runa, ich bin eine Katzenwandlerin.“ Und wo sie schon dabei war, konnte sie auch noch ihre Schwester vorstellen, die ihr hinterher gelaufen war. „Und dies hier ist meine große Schwester, Sina, ebenfalls Katzenwandlerin. Was man ja unschwer verkennen kann“, fügte sie mit einem leichten Grinsen hinzu.